Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde
etwas Weicheres, dem jedoch auch ein Hauch von Ironie innewohnte. »Ich habe alles getan, was ich kann. Alles andere muß jetzt von ihm kommen. Allerdings: Alles, was ihm mehr Lebenswillen einflößt, kann ihm in diesem Stadium nur helfen. Und genau das hast du eben mit deinem bezaubernden Lächeln getan … meine Liebe.«
Jetamio errötete und senkte den Kopf; da wurde ihr klar, daß Thonolan immer noch ihre Hand hielt. Sie blickte auf, erkannte das Lachen in seinen grauen Augen und reagierte mit einem strahlenden Lächeln darauf.
Der Heiler räusperte sich, und Jetamio unterbrach den Kontakt. Es verwirrte sie ein wenig, als sie erkannte, daß sie den Fremden so lange angestarrt hatte. »Es gibt etwas, das du tun kannst. Da er wach ist und klar denken kann, könnten wir versuchen, ihm etwas Nahrung einzuflößen. Wenn etwas Brühe vorhanden ist – ich glaube, davon würde er trinken, wenn sie von dir käme.«
»Oh, natürlich. Ich werde gleich welche holen«, sagte sie und eilte hinaus, um ihre Verlegenheit zu verbergen. Sie sah, daß Roshario versuchte, sich mit Jondalar zu unterhalten, der ein wenig unbeholfen dastand und versuchte, ein nettes Gesicht zu machen. Huschend verschwand sie wieder in dem Zelt, um zu tun, was man ihr aufgetragen hatte.
»Ich brauche ihre Kiepen, und Roshario möchte wissen, wann Thonolan transportfähig ist.«
»Wie, hast du gesagt, heißt er?«
»Thonolan. Jedenfalls hat mir der andere das gesagt.«
»Sage Roshario, frühestens in ein oder zwei Tagen. Einer Fahrt über reißendes Wildwasser ist er noch nicht gewachsen.«
»Woher kennst du meinen Namen, schöne Donii? Und wie kann ich den deinen erfahren?« Lächelnd wandte sie sich nach Thonolan um und eilte dann mit den beiden Tragekiepen hinaus. Er ließ sich mit einem selbstzufriedenen Grinsen wieder zurücksinken, fuhr jedoch zusammen, als er zum ersten Mal den weißhaarigen Heilkundigen sah. Das rätselhafte Gesicht war zu einem katzenhaften Lächeln verzogen: weise, wissend und ein wenig besitzerisch.
»Ist junge Liebe nicht etwas Herrliches?« erklärte der Shamud. Die Bedeutung der Worte bekam Thonolan zwar nicht mit, wohl aber den beißenden Sarkasmus, der in ihnen lag. Er sah genauer hin.
Die Stimme des Heilers war weder besonders hoch noch tief, und so suchte Thonolan in seiner Kleidung oder seinem Verhalten nach einem Hinweis, ob es sich um den tiefen Alt einer Frau oder um den Tenor eines Mannes handelte, den er da gehört hatte. Er kam zu keinem Schluß, und wiewohl er nicht genau wußte, warum, entspannte er sich ein wenig und hatte das sichere Gefühl, in besten Händen zu sein.
Jondalars Erleichterung, als er Jetamio mit den beiden Kiepen aus dem Zelt herauskommen sah, war so offenkundig, daß sie sich ein wenig schämte, sie nicht schon früher geholt zu haben. Sie kannte sein Problem, nur war es so komisch. Er dankte ihr überschwenglich mit unbekannten Worten, die aber trotzdem seine Dankbarkeit erkennen ließen. Dann ging er auf das hohe Gebüsch zu. Mit trockenen Kleidern fühlte er sich um so viel wohler, daß er Jetamio sogar das Lachen verzieh.
Ich muß wohl ziemlich lächerlich ausgesehen haben, dachte er, aber die Hosen waren nun mal naß und kalt. Nun, ein bißchen Lachen ist ein geringer Preis für ihre Hilfe. Ich weiß nicht, was ich getan hätte … Woher sie es wohl gewußt haben? Vielleicht verfügt der Heilkundige über besondere Kräfte – das würde alles erklären. Im Augenblick bin ich einfach froh über seine Heilkräfte. Ich habe Thonolan nicht gesehen und weiß nicht, ob es ihm besser geht oder nicht. Ich denke, es wird höchste Zeit, daß ich das herausfinde. Schließlich ist er mein Bruder.
Jondalar kehrte zurück ins Lager, stellte seine Kiepe neben dem Feuer ab und nahm sich absichtlich Zeit, seine feuchten Kleider wieder zum Trocknen auszubreiten und ging dann auf das Zelt zu.
Ums Haar wäre er mit dem Heilkundigen zusammengestoßen, der gerade in dem Augenblick herauskam, da er sich bückte, um einzutreten. Der Shamud erkannte sofort, was ihn hergetrieben hatte, und ehe Jondalar etwas hätte sagen können, trat er beiseite, lächelte einladend, forderte ihn mit einer übertrieben anmutigen Gebärde auf näherzutreten und willigte damit in das Begehren des großen, kräftigen Mannes ein.
Jondalar musterte den Heiler abschätzend. Nichts in seinen durchdringenden Augen, die ihn ihrerseits abschätzend musterten, deutete darauf hin, daß er etwas von seiner Autorität aufgegeben hätte; was
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