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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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tiefer als auf der Steppe, besonders dort, wo sich Schneewehen aufgetürmt hatten; aber kalt und trocken war er genauso wie weiter oben.
Was das Tal bot, war Schutz vor dem Wind und eine Höhle. Ohne das Tal und ohne Felle und Feuer hätte sie nicht überlebt, denn sie war schließlich kein Pelztier. Während sie dastand, trug der Wind ihr das Geheul eines Wolfs sowie das Gekläff eines Wildhundes ans Ohr. Unten schnürte ein Polarfuchs über das zugefrorene Gewässer; sein weißes Fell machte es schwer, ihn überhaupt zu erkennen, wenn er stehenblieb und erstarrte. Sie bemerkte Bewegung weiter unten im Tal und erkannte die Umrisse eines Höhlenlöwen; sein gelbliches, fast zu Weiß aufgehelltes Fell war dicht und voll. Vierfüßige Raubtiere paßten sich der Umgebung ihrer Beutetiere an. Ayla und ihresgleichen hingegen paßten ihre Umwelt ihren Bedürfnissen an.
Ayla fuhr zusammen, als sie in ihrer Nähe keckerndes Gelächter vernahm; sie blickte auf und sah über sich eine Hyäne am Rand der Schlucht stehen. Erschauernd griff sie nach ihrer Schleuder, doch das aasfressende Tier trollte sich mit seinem charakteristischen zockelnden Lauf den Rand der Schlucht entlang und entschwand dann wieder auf der offenen Steppe. Winnie trat neben Ayla, wieherte leise und stupste sie sanft. Ayla zog den rötlich-braunen Überwurf aus Pferdefell enger um sich, schlang Winnie einen Arm um den Hals und kehrte mit ihm zurück in die Höhle.
    Ayla lag auf ihrer fellbedeckten Lagerstatt, starrte die ihr vertraute Felsformation über ihrem Kopf an und fragte sich, wieso sie plötzlich so hellwach sei. Sie hob den Kopf und sah zu Winnie hinüber. Die Augen des Fohlens waren gleichfalls geöffnet und schauten sie an, ließen aber keinerlei Angst erkennen. Trotzdem war Ayla sich sicher, daß irgend etwas anders war als sonst.
    Sie kuschelte sich wieder in ihre Felle, wollte die Wärme, die sie spendeten, nicht verlassen, und blickte sich in dem Licht, das durch die Öffnung oberhalb des Eingangs hereinfiel, in ihrem selbstgeschaffenen Zuhause um. Die einzelnen Dinge, an denen sie arbeitete, lagen um sie herum verstreut, doch hinter der Darre lag ein ständig wachsender Haufen von fertigen Gerätschaften und Werkzeugen. Sie war hungrig, und ihr Blick glitt wieder zurück zu der Darre. Das ausgelassene Fett des Pferdes hatte sie in die gereinigten Därme gefüllt und diese in gewissen regelmäßigen Abständen zusammengedrückt und ein paarmal um sich selbst gedreht. Die auf diese Weise entstandenen kleinen weißen Würste hingen neben einer Vielzahl von getrockneten Kräutern und Würzpflanzen, die sie dort an den Wurzeln aufgehängt hatte.
    Das brachte sie auf das Frühstück. Trockenfleisch, in einer Brühe gekocht, dazu ein wenig Fett, um das Ganze gehaltvoller zu machen, Würze, vielleicht ein paar Körner, getrocknete Johannisbeeren. Sie war viel zu wach, um liegen zu bleiben, und warf die Felldecke beiseite. Flink zog sie den Überwurf an und legte die Füßlinge an, griff dann nach dem noch warmen Luchsfell vom Bett und trat hinaus, um am äußersten Ende des Felssimses ihr Wasser zu lassen. Sie stieß den Windschutz beiseite und hielt den Atem an.
    Die scharfkantigen Konturen des Felssimses waren während der Nacht von einer dicken Schneeschicht zugedeckt worden, die alles viel weicher erscheinen ließ. Der Schnee glitzerte über und über und spiegelte das durchsichtige Blau des Himmels mit den weißen Federwölkchen darin. Es dauerte noch einen Moment, ehe sie eine noch viel erstaunlichere Veränderung begriff. Die Luft war unbewegt. Es regte sich kein Lüftchen.
    Das Tal, das sich in jenem Gebiet befand, wo die feuchten Kontinentalsteppen in die trockenen Lößsteppen übergingen, hatte an beiden Klimazonen teil, wobei im Augenblick der Süden das Übergewicht behielt. Der schwere Schnee erinnerte an die Winterverhältnisse, die für gewöhnlich in der Nähe der Clanshöhle vorherrschten, und so war das für Ayla ein Hauch von Heimat.
    »Winnie!« rief sie. »Komm heraus! Es hat zur Abwechslung einmal richtig geschneit.«
Plötzlich fiel ihr der Grund ihres Herauskommens ein, und sie hinterließ jungfräuliche Spuren im reinen Weiß, als sie an das äußerste Ende des Simses eilte. Als sie zurückkehrte, sah sie, wie das junge Pferd tänzelnd auf das wesenlose Weiß trat, den Kopf senkte, um zu schnuppern und dann schnaubend auf die kalte Oberfläche blies. Das Füllen sah Ayla an und wieherte.
»Komm schon, Winnie! Der Schnee

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