Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
schweres, in ein Fell eingeschlagenes Bündel hervor, das hinter ihm gelegen hatte, und schlug es auf. Er nahm einen riesigen Axtkopf heraus, einen Riesenstein von der Größe eines regelrechten Schlegels, der aus einem ganzen Flintknollen gearbeitet worden war. Der hintere Teil war abgerundet, doch das Vorderteil war zu einer ziemlich groben, dicken, dann vergleichsweise dünn auslaufenden Schneide geformt worden. »So etwas hast du bestimmt schon mal gemacht, nicht wahr?«
Jondalar lächelte. »Ja, ich habe Äxte hergestellt, aber eine so große wie diese noch nie. Die ist bestimmt für Talut gedacht.«
»Jawohl. Ich wollte sie nur noch mit einem langen Knochenstiel verbinden – für Talut … vielleicht auch für Danug«, sagte Wymez und lächelte den jungen Mann freundlich an. »Äxte wie diese braucht man zum Zertrümmern von Mammutknochen oder Mammutstoßzähnen. Um sie zu schwingen, muß man schon sehr stark sein. Talut geht damit um, als wäre es nichts weiter als nur ein Stöckchen. Und Danug schafft das inzwischen wahrscheinlich auch schon.«
»Ja, das kann er. Er hat Stämme für mich geschlagen«, sagte Ayla und sah Danug bewundernd an, was ihn schüchtern lächeln und erröten ließ. Auch sie hatte Handbeile hergestellt und damit gearbeitet – nie jedoch eine Axt von dieser Größe.
»Und wie machst du eine Axt?« fuhr Wymez fort.
»Für gewöhnlich fange ich damit an, daß ich mit einem Hammerstein einen dicken Keil vom Flintkern abschlage, von dem ich auf den Seiten dann Splitter löse, damit es eine Schneide und eine Spitze ergibt.«
»Die Leute von Ranecs Mutter – die Aterianer – stellen Speerspitzen mit einer Schneide auf beiden Seiten her.«
»Auf beiden Seiten? So daß sie auf beiden Seiten schneidenförmig auslaufen wie eine Axt? Um die einigermaßen gerade zu bekommen, müßte man mit einem riesigen Kernbrocken anfangen, nicht mit einem feinen, schmalen Keil. Wäre das denn nicht viel zu ungefüge für eine Speerspitze?«
»Schon richtig, sie waren etwas klobig und schwerer, aber sie stellten eine entschiedene Verbesserung im Verhältnis zur Axt dar. Und erwiesen sich als sehr wirksam bei den Tieren, auf die sie Jagd machten. Es stimmt schon. Um die Haut eines Mammuts oder Nashorns zu durchstoßen, braucht man eine Feuersteinspitze, die lang und gerade, kräftig und doch dünn ist. Wie würdest du eine solche herstellen?« fragte Wymez.
»So, daß sie auf beiden Seiten eine Schneide aufweist. Das ist die einzige Möglichkeit. Aus einer Platte, die nicht dicker sein dürfte als so. Um auf Vorder- und Rückseite feinste Plättchen abzulösen, würde ich mit flach angesetztem Beitel arbeiten«, erklärte Jondalar nachdenklich und versuchte sich vorzustellen, wie er eine solche Waffe wohl herstellen würde.
»Aber dazu bedürfte es eines sehr sicheren Könnens.«
»Richtig. Treffsicherheit und genau bemessene Schlagkraft, darauf kommt es an – und auf die Beschaffenheit des Steins.«
»Ja, der müßte sehr frisch sein. Dalanar, der Mann, bei dem ich gelernt habe, hat in der Nähe einer Kalksteinklippe gelebt, die in der untersten Schicht Flint führte. Möglich, daß das mit einigen von seinen Steinen möglich wäre. Aber selbst dann dürfte es noch äußerst schwierig sein. Wir haben ein paar sehr gute Äxte hergestellt, aber wie man damit eine anständige Speerspitze fertigen will, wüßte ich nicht.«
Wymez griff nach einem anderen, in feines Leder eingewickelten Bündel, schlug es vorsichtig auf und ließ mehrere Flintspitzen sehen.
Jondalar wollten vor Verwunderung die Augen übergehen. Er sah erst Wymez an, dann Danug, der vor Stolz auf seinen väterlichen Freund lächelte, nahm dann eine der Spitzen zwischen die Finger und hob sie hoch. Geradezu zärtlich drehte er sie hin und her, gleichsam als gälte es, den wunderbar bearbeiteten Stein zu streicheln.
Der Feuerstein fühlte sich überaus feinkörnig an, war von einer glatten, beinahe öligen Beschaffenheit und wies einen Schimmer auf, der auf den vielen feinen Facetten im Sonnenlicht matt aufblinkte. Der bearbeitete Stein hatte annähernd die Form eines Weidenblattes und wies in allen Richtungen eine nahezu vollkommene Symmetrie auf; außerdem reichte er von seiner Handwurzel über den ganzen Handteller bis hinauf zu seinen Fingerspitzen. Am unteren Ende, fast mit einer Spitze beginnend, erreichte er etwa in der Mitte eine Breite von vier Fingern und lief dann oben wiederum in einer Spitze aus. Sie so hindrehend, daß er die
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