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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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unternahmen viel zusammen …«
Jondalar hielt inne, und sein Gesichtsausdruck wurde bekümmert. Ayla erinnerte sich, wie tief ihn der Tod seines Bruders getroffen hatte. Er sank neben ihr nieder, die Schultern erschlafften, er war ausgepumpt und erschöpft, und sie begriff, was für eine schwere Prüfung es für ihn gewesen sein mußte, über die Vergangenheit zu sprechen. Was ihn eigentlich dazu getrieben hatte, vermochte sie nicht zu sagen, aber sie wußte, daß es ihn schon seit geraumer Zeit beschäftigte.
»Ayla, auf dem Rückweg … meinst du, wir könnten … die Stelle finden … wo Thonolan … getötet wurde?« sagte er.
»Ich bin nur nicht sicher, aber wir können es versuchen.« Sie tat weitere Steine ins Wasser und wählte beruhigende Kräuter aus.
Plötzlich stiegen in ihr die gleiche Angst und die Sorgen empor, die sie damals empfunden hatte, als sie nicht sicher gewesen war, ob er durchkommen und am Leben bleiben würde. Damals hatte er nach seinem Bruder gerufen, und wenn sie auch die Worte nicht verstanden hatte, so hatte sie doch begriffen, daß er nach dem Mann verlangte, der tot war. Als sie es ihm endlich beigebracht hatte, hatte er sich den Kummer in ihren Armen von der Seele geweint.
»In dieser ersten Nacht – weißt du, wie lange es damals her war, daß ich das letztemal geweint hatte?« fragte er und erschreckte sie, gleichsam als hätte er gewußt, woran sie dachte; aber schließlich hatte er von Thonolan gesprochen. »Seit damals nicht, seit jenem Tag, da meine Mutter mir sagte, ich müsse gehen. Ayla, warum hat er sterben müssen?« fragte er. »Thonolan war jünger als ich! Er hätte nicht so jung sterben dürfen. Ich konnte den Gedanken, daß er nicht mehr wäre, nicht ertragen. Als ich erst einmal anfing, konnte ich einfach nicht mehr aufhören. Ich weiß nicht, was ich ohne dich getan hätte. Das habe ich dir noch nie gesagt. Ich glaube, ich habe mich geschämt, weil ich … weil ich wieder die Beherrschung verloren hatte.«
»Kummer zu empfinden ist nichts, dessen man sich schämen müßte. Und auch die Liebe nicht.«
Er wandte den Blick ab. »Du meinst, nicht?« Seine Stimme verriet eine gewisse Selbstverachtung. »Selbst wenn man sie für sich selbst nutzt und jemand anders weh tut?«
Verwirrt runzelte Ayla die Stirn.
Er wandte das Gesicht ab und schaute wieder ins Feuer. »In dem Sommer, als ich zurückkehrte, wurde ich beim Sommertreffen für die Ersten Riten ausgewählt. Ich machte mir Sorgen; das ergeht den meisten Männern so. Man hat Angst, eine Frau zu verletzen, schließlich bin ich kein besonders kleiner Mann. Und es sind immer andere dabei, die bezeugen müssen, daß das Mädchen geöffnet wurde, aber auch um zu gewährleisten, daß sie nicht wirklich verletzt wird. Man macht sich Sorgen, daß man vielleicht nicht imstande ist, seine Männlichkeit unter Beweis zu stellen, so daß sie im letzten Moment jemand anders holen müssen, der für einen einspringt, woraufhin man sich natürlich schämt. Es kann so vieles geschehen. Ich muß Zelandoni danken.« Sein Lachen klang bitter. »Sie hat genau das getan, was eine Donii-Frau tun soll. Sie hatte mir Ratschläge erteilt … und es half.
Aber ich dachte in jener Nacht an Zolena, nicht an diejenige, die den Ehrgeiz hatte, Zelandoni zu werden. Dann sah ich das verängstigte Mädchen und begriff, daß sie weit mehr Angst hatte als ich. Als sie mich in meiner ganzen strotzenden Fülle sah, bekam sie es wirklich mit der Angst; das ergeht vielen Frauen beim ersten Mal so. Ich aber erinnerte mich an die Dinge, die Zolena mir beigebracht hatte, wie ich sie bereitmachen könnte, wie mich bezähmen und unter Kontrolle halten, wie ihr Lust bereiten. Am Schluß war es herrlich zu sehen, wie aus einem nervösen, verängstigten Mädchen eine offene, willige Frau wurde. Wie dankbar sie war, und wie liebevoll … Ich hatte das Gefühl, sie zu lieben – in dieser Nacht.«
Wieder das schmerzliche Stirnrunzeln. Das hatte Ayla in letzter Zeit oft bei ihm zu sehen bekommen. Und wieder sprang er auf und ging hin und her. »Ich werde niemals klug! Selbstverständlich wußte ich am nächsten Tag, daß ich sie nicht richtig liebte, aber sie liebte mich! Sie sollte sich genausowenig in mich verlieben, wie ich mich in meine Donii-Frau. Was von mir erwartet wurde, war, sie zu einer Frau zu machen, sie die Wonnen zu lehren – nicht, sie dazu zu bringen, mich zu lieben. Ich versuchte, ihre Gefühle nicht zu verletzen, aber ich sah, wie enttäuscht sie

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