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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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schlimmer machte, war, daß ich der Sohn meiner Mutter war. Sie war die Anführerin der Neunten Höhle, und ich hatte sie entehrt. Die gesamte Höhle war in Aufruhr.«
»Und was machte sie?« fragte Ayla.
»Sie tat, was sie tun mußte. Ladroman war schlimm verletzt. Er hatte mehrere Zähne verloren. Da fällt es einem schwer zu kauen, und Frauen mögen einen zahnlosen Mann nicht besonders. Mutter mußte eine große Buße für mich bezahlen, und als Ladromans Mutter darauf bestand, willigte sie ein, mich fortzuschicken.«
Er hielt inne und schloß die Augen; auf seiner Stirn zeigte sich wieder der schmerzliche Strang. »In dieser Nacht habe ich geweint.« Dies zuzugeben fiel ihm offenbar sehr schwer. »Ich wußte nicht wohin. Ich hatte keine Ahnung, daß Mutter einen Läufer zu Dalanar geschickt und ihn gebeten hatte, mich bei sich aufzunehmen.«
Er holte Atem und fuhr fort: »Zolena ging fort, ehe ich die Höhle verließ. Sie hatte sich immer zu den Zelandonii hingezogen gefühlt, und jetzt ging sie hin, um eine von ihnen zu werden, eine von denen, Die Der Mutter Dienen. Ich dachte auch ans Dienen, vielleicht als Bildschnitzer – ich bildete mir damals ein, eine gewisse Begabung für die Schnitzerei zu besitzen. Doch dann erhielten wir Nachricht von Dalanar, und eh ich mich’s versah, brachte Willomar mich zu den Lanzadonii. Eigentlich kannte ich Dalanar gar nicht. Er war fortgegangen, als ich noch sehr klein gewesen war, und ich sah ihn nur bei den Sommertreffen. Ich wußte also nicht, was mich erwartete, aber Marthona hatte genau das Richtige getan.«
Jondalar hörte auf zu erzählen und hockte sich wieder vorm Feuer nieder. Dann nahm er einen zerbrochenen, trockenen und spröden Zweig zur Hand und legte ihn auf die Glut. »Bevor ich fortging, mieden die Leute mich und beschimpften mich«, fuhr er fort. »Manche Leute nahmen ihre Kinder fort, wenn ich in der Nähe war, damit sie nicht meinem verderblichen Einfluß ausgesetzt würden – als ob allein mein Anblick sie verdürbe. Ich wußte, daß ich das verdient hatte, weil das, was wir getan hatten, schrecklich war. Trotzdem wäre ich am liebsten gestorben.«
Schweigend wartete Ayla und beobachtete ihn. Ganz begriff sie die Sitten und Gebräuche, von denen er erzählte, nicht, aber durch die Qualen, die sie selbst durchlitten hatte, empfand sie den Schmerz für ihn mit. Auch sie hatte Tabus gebrochen und die Folgen zu spüren bekommen; aber sie hatte daraus gelernt. Vielleicht weil sie von Anfang an anders gewesen war, hatte sie angefangen zu fragen, ob das, was sie getan hatte, wirklich so schlimm gewesen war. Sie hatte begriffen, daß es zwar nicht schlimm war für sie, mit der Schleuder, dem Speer oder irgendeiner anderen Waffe auf die Jagd zu gehen, bloß weil der Clan glaubte, es schicke sich für Frauen nicht zu jagen; und sie haßte sich nicht dafür, sich gegen alle Tradition Broud widersetzt zu haben.
»Jondalar«, sagte sie, »du hast etwas Schreckliches getan« – er nickte zustimmend –, »als du diesen Mann zusammenschlugst. Aber was war so schlimm an dem, was du und Zolena getan habt?« fragte Ayla.
Überrascht sah er sie an. Er hatte Hohn und Zorn erwartet, eine ähnliche Verachtung, wie er sie für sich selbst empfand. »Du verstehst nicht. Zolena war meine Donii-Frau. Wir haben die Mutter entehrt. Sie beleidigt. Das war schändlich.«
»Was war schändlich? Ich verstehe immer noch nicht, was ihr getan habt und warum das so schlimm gewesen sein soll.«
»Ayla, wenn eine Frau diese Aufgabe der Mutter übernimmt, einen jungen Mann zu unterweisen, dann übernimmt sie eine große Verantwortung. Sie bereitet ihn auf sein Mannsein vor, darauf, ein Frauen-Macher zu sein. Doni hat es nun mal dem Mann zur Pflicht gemacht, die Frau zu öffnen, sie bereitzumachen, die vermischten Geister von der Großen Erdmutter aufzunehmen, damit aus der Frau eine Mutter werden kann. Das ist eine heilige Pflicht. Dabei handelt es sich nicht um eine gewöhnliche Allerweltsbeziehung, die jemand jederzeit haben kann.«
»Hast du es denn auf die leichte Schulter genommen?« »Nein. Selbstverständlich nicht!«
»Worin bestand dann dein Unrecht?«
»Ich habe einen geheiligten Ritus besudelt. Ich habe mich verliebt …«
»Du hast dich verliebt. Und Zolena hat sich verliebt. Was sollte Unrecht daran sein? Bewirkt das nicht, daß man sich warm und gut vorkommt? Du hast es schließlich nicht mit Vorbedacht getan. Es geschah einfach. Ist es denn nicht völlig natürlich, sich in

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