Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
miteinander verbundenen Körben, die sie ihm über den Rücken legen konnte, so daß sie ihm zu beiden Seiten herunterhingen; hinzu kamen noch Steine, um den Körben Gewicht zu verleihen, und zwei Stecken, die vorstanden wie die Stangen eines Schleppgestells.
All dies lud sie Renner auf den Rücken. Der legte die Ohren an und wandte den Kopf, um hinzuschauen. Er war es nicht gewohnt, eine Last auf dem Rücken zu tragen, aber Ayla und Jondalar hatten sich so oft über ihn gelehnt und sich auf ihn gestützt, daß er einen gewissen Druck und auch einiges an Gewicht schon verspürt hatte. So war ihm diese Erfahrung nicht vollkommen fremd, doch was am wichtigsten war: Er vertraute der Frau, genauso wie seine Mutter ihr vertraute. So ließ sie jetzt das Tragegeschirr auf seinem Rücken liegen, während sie ihn kraulte und mit ihm redete. Dann nahm sie ihm sowohl die Körbe als auch den Riemen und das Fell wieder ab. Er schnupperte wieder daran, aber ließ es liegen.
»Möglich, daß wir noch ein oder zwei Tage einplanen müssen, damit er sich daran gewöhnt; und wir müssen das Ganze noch einmal wiederholen, aber ich glaube, es geht«, sagte Ayla und strahlte auf dem Weg zurück zur Höhle vor Vergnügen. »Vielleicht zieht er noch kein Schleppgestell wie Winnie, aber ein paar Dinge kann Renner bestimmt schon auf dem Rücken tragen.«
»Ich kann nur hoffen, daß sich das Wetter noch ein paar Tage hält«, sagte Jondalar.
»Wenn wir uns entschließen, überhaupt nicht zu reiten, können wir auch noch einen Ballen Heu mitnehmen«, rief Ayla zu dem Mann hinunter, der auf dem steinigen Uferstreifen unten ein letztes Mal nach Pyrit suchte. Die Pferde standen auch unten, Winnie, mit dem vollgepackten Schleppgestell und den Tragekörben auf dem Rücken sowie zusätzlich noch beladen mit einer vollgestopften Tierhaut, wartete geduldig, wohingegen Renner mit den Körben, die ihm zu beiden Seiten herunterhingen, ziemlich unruhig war. Er war es immer noch nicht gewohnt, eine Last zu tragen, doch gehörte das Steppenpferd einer sehr kräftigen, robusten und abgehärteten Urrasse an, die es gewohnt war, wild zu leben, und über ungewöhnliche Kräfte verfügte.
»Ich dachte, du nimmst Körner für sie mit. Wozu dann noch Heu? Da draußen steht mehr verdorrtes Gras, als die Pferde fressen können.«
»Wenn es aber heftig schneit, oder – schlimmer noch – wenn die oberste Schicht zu Eis gefriert, können sie nicht an ihr Futter heran. Und wenn sie zuviel Körner fressen, bekommen sie Blähungen. Jedenfalls ist es ratsam, ein paar Tagesrationen Heu dabeizuhaben. Pferde können im Winter verhungern.«
»Du würdest die Pferde nie verhungern lassen, und wenn du das Eis aufhacken und das Gras mit eigener Hand schneiden müßtest, Ayla«, sagte Jondalar lachend. »Aber mir ist es egal, ob wir reiten oder zu Fuß marschieren.« Doch als er zum strahlend blauen Himmel aufblickte, schwand sein Lächeln. »Zurück werden wir so, wie die Pferde beladen sind, länger brauchen.«
Drei von den so harmlos aussehenden Pyritwürfeln in der Hand, schickte Jondalar sich an, den steilen Pfad zur Höhle hinaufzusteigen. Als er eintrat, sah er Ayla mit Tränen in den Augen dastehen. Er steckte den Pyrit in einen Beutel und trat zu ihr.
»Das hier war mein Zuhause«, sagte sie, überwältigt von der Endgültigkeit, die ihr Abschied jetzt bedeutete. »Dies hier gehörte mir. Mein Totem hat mich hergeführt und mir ein Zeichen gegeben.« Sie griff nach dem Lederbeutelchen, das sie um den Hals trug. »Es war einsam, aber hier habe ich getan, was ich wollte und was getan werden mußte. Jetzt will der Geist des Höhlenlöwen, daß ich fortgehe.« Sie sah zu dem großen Mann neben ihr auf. »Meinst du, wir kommen je wieder hierher?«
»Nein«, sagte er. Seine Stimme klang hohl. Er blickte zwar in die kleine Höhle hinein, aber was er sah, war ein anderer Ort zu einer anderen Zeit.
»Selbst wenn man an denselben Ort zurückkehrt – es bleibt nicht derselbe.«
»Warum möchtest du dann jetzt zurückkehren, Jondalar? Warum nicht hierbleiben und ein Mamutoi werden?« fragte sie.
»Ich kann nicht hierbleiben. Es ist schwer zu erklären, und ich weiß, daß es nicht dasselbe sein wird – aber die Zelandonii sind nun mal meine Leute. Ich möchte ihnen die Pyritwürfel zeigen. Ich möchte ihnen zeigen, wie man mit einem Speerwerfer jagt. Und ich möchte ihnen zeigen, was man mit Feuerstein alles machen kann, wenn man ihn vorher erhitzt hat. Um all dieser Dinge
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