Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
und Rydag verfolgten aufmerksam, wie sie die Kräuter abmaß und dann das Wasser erhitzte. »Was tust du alles in den Umschlag hinein?« fragte Mamut.
»Ich kenne die Wörter für die Pflanzen nicht.«
»Dann beschreibe sie mir. Vielleicht kann ich dir dann die Namen nennen. Ich kenne selbst ein paar und weiß, wofür sie gut sind; ich habe es lernen müssen.«
»Eine Pflanze, sie wird größer als kniehoch«, erklärte Ayla und stellte sich die Pflanze genau vor. »Sie hat große Blätter, nicht leuchtend grüne, eher als ob Staub darauf läge. Die Blätter wachsen zuerst zusammen mit dem Stengel in der Mitte, dann werden sie groß und laufen am Ende spitz aus. Unter dem Blatt sind sie weich, wie ein Fell. Die Blätter sind für vieles gut, besonders, wenn jemand sich die Knochen gebrochen hat.«
»Beinwell! Das muß Beinwell sein. Und was kommt sonst noch in die Breipackung hinein?« Interessant, dachte er.
»Die andere Pflanze ist kleiner, wächst nicht so hoch wie das Knie. Die Blätter sind wie die kleinen Speerspitzen, die Wymez macht. Sie sind leuchtend dunkelgrün und bleiben den ganzen Winter über grün. Der Stengel wächst aus den Blättern heraus, darin sind kleine Blüten, hell wie Licht mit kleinen roten Punkten darin. Sie ist gut gegen Schwellungen und Schürfwunden«, sagte Ayla.
Mamut schüttelte den Kopf. »Gesprenkelte Blüten, und die Blätter bleiben den Winter über grün? Ich glaube nicht, daß ich die kenne. Warum sie nicht einfach Gesprenkeltes Wintergrün nennen?«
Ayla nickte. »Möchtest du auch noch die anderen Pflanzen hören?«
»Ja, nur weiter. Beschreibe mir noch eine.«
»Das ist eine große Pflanze, größer als Talut, fast schon ein Baum. Sie wächst in den Flußniederungen. Die dunkelvioletten Beeren bleiben den ganzen Winter über an den Stengeln sitzen. Solange die Blätter jung sind, schmecken sie gut; alte Blätter schmecken bitter und machen einem übel. Die getrocknete Wurzel in einem Umschlag ist gut gegen Schwellungen, gegen rote Schwellungen und auch gegen Schmerzen. Beeren dieser Pflanze habe ich in den Tee getan, den ich gegen das Gliederreißen für dich aufbrühe. Kennst du den Namen?«
»Nein, das glaube ich nicht, aber solange du die Pflanze kennst, bin ich beruhigt«, sagte Mamut. »Deine Mittel gegen das Gliederreißen haben mir gut geholfen. Du kennst dich gut aus mit Heilkräutern für alte Leute.«
»Creb war ein alter Mann. Er hatte ein lahmes Bein und litt genauso unter Gliederreißen wie du. Von Iza habe ich gelernt, was man dagegen tun kann. Aber ich habe auch anderen im Clan geholfen.« Ayla hielt inne und blickte von ihrer Arbeit auf. »Wenn ich nicht irre, leidet auch Crozie unter den Schmerzen des Alters. Ich würde ihr gern helfen. Meinst du, sie hätte etwas dagegen?«
»Sie gibt so was wie Altersbeschwerden nicht gern zu. In jüngeren Jahren war sie eine stolze Schönheit, aber ich glaube, du hast recht. Du könntest sie immerhin fragen; besonders gut wäre es, du fändest eine Möglichkeit, es zu tun, ohne ihren Stolz zu verletzen. Der ist alles, was ihr heute noch geblieben ist.«
Ayla nickte. Als der Breiumschlag angerührt war, legte Mamut seine Kleidung ab. »Während du ruhst und den Umschlag wirken läßt«, sagte sie, »möchte ich noch das aus der Wurzel einer anderen Pflanze gewonnene Pulver auf heiße Kohlen streuen, damit du es riechst. Das bringt dich zum Schwitzen, und das ist gut gegen den Schmerz. Und ehe du dich heute abend schlafen legst, möchte ich dir die Gelenke einreiben. Apfelsaft und die scharfe Wurzel …«
»Meinst du etwa Meerrettich? Die Wurzel, die Nezzie zum Würzen benutzt?«
»Ich denke ja, mit Apfelsaft und Taluts Schnappes. Das wärmt die Haut, aber unter der Haut auch.«
Mamut lachte. »Wie hast du Talut nur dazu gebracht, seinen Schnappes auf der Haut anzuwenden und nicht innerlich?«
Ayla lächelte. »Er mag die ›Am-Morgen-danach-Medizin‹. Ich habe versprochen, sie ihm immer zu machen«, sagte sie, während sie den zähflüssigen, klebrigen heißen Brei auf die schmerzenden Gelenke des alten Mannes auftrug. Er legte sich behaglich zurück und schloß die Augen.
»Dieser Arm sieht gut aus«, erklärte Ayla, als sie den Arm behandelte, der gebrochen gewesen war. »Ich denke, es muß ein schlimmer Bruch gewesen sein.«
»Ja, es war ein böser Bruch«, sagte Mamut und machte die Augen wieder auf. Er warf einen Blick auf Rydag, der still alles in sich aufnahm. Mamut hatte mit keinem je über sein Erlebnis
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