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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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machen? dachte er und wechselte das Thema. »Da ist übrigens noch etwas, was die Clan-Medizin betrifft und wonach ich dich gern fragen möchte. Geht es dabei eigentlich ausschließlich um die ›Erinnerungen‹? Oder gibt es für dich andere Möglichkeiten, die dir helfen, dich an etwas zu erinnern?«
»Wie die Pflanzen aussehen, ihre Samen, ihre Schößlinge, und wenn sie reif sind; wo sie wachsen; wofür sie gut sind; womit man sie mischt, wie man sie zubereitet und anwendet; all das habe ich in und aus der Erinnerung. An andere Behandlungsarten erinnert man sich auch. Ich denke über eine neue Anwendungsmöglichkeit von etwas nach, und deshalb weiß ich hinterher, wie ich sie anwende«, sagte sie.
»Aber Symbole oder Erinnerungszeichen benutzt du nicht?«
Ayla überlegte einen Moment, dann lächelte sie, stand auf und brachte ihren Medizinbeutel herbei. Sie schüttelte den Inhalt vor sich aus, eine Ansammlung von kleinen Beutelchen und Päckchen, die sorgsam mit Bändern und kleinen Riemen verschnürt waren. Zwei davon nahm sie jetzt zur Hand.
»Dies hier enthält Minze«, sagte sie und zeigte Mamut einen, »und dieses Hagebutten.«
»Woher weißt du das? Du hast sie weder aufgemacht noch daran gerochen.«
»Daß Minze darin ist, weiß ich, weil die Schnur aus der faserigen Rinde eines bestimmten Strauchs gemacht ist und am einen Ende zwei Knoten aufweist. Die Schnur, mit der das Päckchen mit den Hagebutten verschnürt ist, besteht aus den langen Haaren eines Pferdeschweifs und weist drei dicht aneinandersitzende Knoten auf«, erklärte Ayla. »Wenn ich nicht gerade erkältet bin, kann ich es auch riechen, aber manche sehr starke Heilmittel duften so gut wie überhaupt nicht. Deshalb werden sie mit den kräftig riechenden Blättern einer Pflanze, die kaum Wirkmittel enthält, vermischt, damit ich nicht die falsche Medizin benutze. Unterschiedliche Schnüre, unterschiedliche Knotenzahl, unterschiedlicher Duft, manchmal sogar unterschiedliche Beutelform. Das hilft, sich zu erinnern, stimmt’s?«
»Klug … sehr klug«, sagte Mamut. »Jawohl, das sind eindeutig Erinnerungszeichen. Allerdings mußt du dich dann wieder an die Verschnürungen und an die Knoten für jedes einzelne Heilmittel erinnern, nicht wahr? Aber immerhin, es ist eine gute Möglichkeit sicherzugehen, daß man auch wirklich das richtige Heilmittel benutzt.«
    Ayla hatte die Augen offen, aber sie lag ganz still da und rührte sich nicht. Bis auf den dämmerigen Schimmer der halb abgedeckten Glut war es dunkel. Jondalar kroch gerade über sie hinweg ins Bett und war bemüht, sie so wenig wie möglich zu stören. Einmal hatte sie mit dem Gedanken gespielt, an die Innenseite zu rücken, es sich dann jedoch anders überlegt. Sie wollte es ihm nicht noch leichtmachen, ins Bett zu schlüpfen und unbemerkt wieder daraus zu verschwinden. Er rollte sich unter seinen eigenen Schlaffellen zusammen, lag auf der Seite und starrte regungslos die Wand an. Sie wußte, daß er nicht schnell einschlief, und alles in ihr sehnte sich danach, die Hand auszustrecken und ihn zu berühren. Aber er hatte sie schon früher abblitzen lassen, und das wollte sie nicht noch einmal riskieren. Es hatte weh getan, als er vorgeschützt hatte, er sei müde, oder so getan, als schlafe er, oder als er überhaupt nicht auf sie reagierte.
    Jondalar wartete, bis ihr regelmäßiger Atem ihm verriet, daß sie endlich doch eingeschlafen war. Leise drehte er sich um, stützte sich auf den Ellbogen und trank mit den Augen ihren Anblick ein. Ihr zerzaustes Haar war über die Felle ausgebreitet, einen Arm hatte sie aus der Decke herausgestreckt, so daß eine Brust entblößt war. Sie verströmte Wärme und feinen Frauenduft. Er merkte, wie er vor Verlangen nach ihr zitterte, doch war er sich sicher, daß sie im Schlaf nicht von ihm gestört werden wollte. Nach seiner verwirrten und wütenden Reaktion auf ihre Nacht mit Ranec hatte er Angst, daß sie ihn überhaupt nicht mehr wollte. Hatte er sie in der letzten Zeit einmal zufällig gestreift, war sie jedesmal zurückgezuckt. Mehr als einmal hatte er überlegt, in ein anderes Bett, ja, sogar an ein anderes Herdfeuer umzuziehen, doch so schwierig es war, neben ihr zu schlafen – fern von ihr zu schlafen würde noch weit schlimmer sein.
    Eine lockige Strähne lag über ihrem Gesicht und bewegte sich mit jedem Atemzug. Er langte hinüber und schob sie sacht beiseite; dann ließ er sich vorsichtig wieder auf sein Lager zurücksinken und versuchte,

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