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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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ergießt sich in das Große Wasser im Westen.
    Die Zelandonii sind ein großes Volk. Wie ihr, sind auch wir Kinder Der Erde; die, die ihr Mut nennt, nennen wir Doni – dennoch ist sie die Große Erdmutter. Wir gehen auf die Jagd und treiben Handel, und manchmal unternehmen wir lange Reisen. Mein Bruder und ich beschlossen, eine solche Reise zu machen.« Für einen Moment schloß Jondalar die Augen und zog schmerzhaft die Stirn zusammen. »Thonolan … mein Bruder … war voller Lachen und liebte das Abenteuer. Er war ein Liebling der Mutter.«
    Der Schmerz war zu real. Jeder wußte, daß Jondalar ihn nicht um des Geschichtenerzählens willen zur Schau trug. Auch ohne daß er es ausdrücklich aussprach, errieten sie den Grund. Auch bei ihnen gab es das Wort von der Mutter, die früh zu sich nimmt, was sie besonders liebt. Jondalar hatte nicht vorgehabt, seine Gefühle auf diese Weise zu zeigen. Der Kummer wallte ganz unversehens wieder in ihm auf, und irgendwie machte ihn das verlegen. Gleichwohl – einen solchen Verlust verstand jeder. Daß er unbeabsichtigt seine Gefühle zeigte, weckte ihr Mitgefühl und brachte sie dazu, ihm mit einer Herzlichkeit zu begegnen, die weit über die Neugier und Höflichkeit hinausging, wie sie sie normalerweise Fremden entgegenbrachten, von denen sie nichts Böses zu befürchten hatten.
    Tief Atem holend, versuchte er, den Faden seiner Erzählung wiederaufzunehmen. »Ursprünglich war es Thonolans Reise. Ich wollte ihn nur ein kurzes Stück begleiten, bis zur Wohnstätte von ein paar Verwandten, doch dann beschloß ich, mich ihm anzuschließen. Wir überquerten einen kleinen Gletscher, der die Quelle der Donau – des Großen Mutter Flusses – darstellt, und nahmen uns vor, ihm bis ans Ende zu folgen. Keiner glaubte, daß wir es schaffen würden. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob wir es selbst glaubten; dennoch wanderten wir immer weiter, überquerten viele Nebenflüsse und begegneten vielen Menschen.
    Einmal, während des ersten Sommers, verweilten wir länger an einer bestimmten Stelle, um zu jagen, und während wir das Fleisch dörrten, sahen wir uns plötzlich von Männern umzingelt, die die Speere auf uns richteten …«
    Jondalar hatte zurückgefunden zu seinem Erzähltempo und hielt seine Zuhörer mit seinen Erlebnissen im Bann. Er war ein guter Geschichtenerzähler und hatte ausgesprochen Sinn dafür, es möglichst spannend zu machen. Die Leute nickten, murmelten beifällig und spornten ihn mit aufgeregten Zwischenrufen zum Weitererzählen an. Selbst wenn sie zuhören, sind Menschen, die mit Worten sprechen, nicht still, dachte Ayla.
    Sie war genauso fasziniert wie die anderen, ertappte sich jedoch momentan dabei, wie sie die anderen beobachtete, die ihm lauschten. Erwachsene hielten kleine Kinder auf dem Schoß, während schon ältere Kinder beisammensaßen und dem Fremden mit leuchtenden Augen zuhörten. Insbesondere Danug schien hingerissen von ihm. Ganz Aufmerksamkeit, lehnte er sich vor.
    »Thonolan stieg in diese Schlucht hinunter. Er glaubte sich sicher, jetzt, wo die Löwin verschwunden war. Dann hörten wir plötzlich Löwengebrüll …«
    »Und was geschah?« fragte Danug.
    »Den Rest wird Ayla euch erzählen müssen. Danach erinnere ich mich an das meiste nicht mehr.«
Aller Augen wandten sich ihr zu. Ayla war wie vor den Kopf geschlagen. Das hatte sie nicht erwartet; noch nie hatte sie zu so vielen Menschen gesprochen. Aufmunternd lächelte Jondalar ihr zu. Der Gedanke, daß sie sich am besten dadurch an das Sprechen gewöhnte, indem man sie zum Reden brachte, war wie eine plötzliche Eingebung für ihn gewesen. Es würde gewiß nicht das letzte Mal sein, daß man von ihr erwartete, von ihren Erfahrungen und Erlebnissen zu berichten; und wo ihnen noch lebhaft bewußt war, wie sie die Pferde beherrschte, klang die Geschichte mit dem Löwen bestimmt glaubwürdiger. Er wußte, es war eine aufregende Geschichte, eine, die sie noch geheimnisvoller machte, als sie war – und wenn sie sie mit dieser Geschichte zufriedenstellte, brauchte sie sich über ihre Herkunft vielleicht gar nicht weiter auszulassen.
»Was geschah, Ayla?« sagte Danug, immer noch ganz im Bann der Erzählung. Rugie war in der Gegenwart ihres großen Bruders, der so lange fortgewesen war, ganz verlegen und hatte den Mund nicht aufgemacht; doch in der Erinnerung an frühere Zeiten, da sie hier gesessen und sich Geschichten erzählt hatten, kletterte sie ihm auf den Schoß. Er lächelte zwar und

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