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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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drückte sie wie abwesend an sich, doch die Augen hatte er erwartungsvoll auf Ayla gerichtet.
Ayla sah sich im Kreis der ihr zugewandten Gesichter um und wollte sprechen, hatte jedoch einen trockenen Mund – ihre Hände hingegen waren feucht.
»Ja, was geschah?« wiederholte Latie die Worte ihres Bruders. Sie saß neben Danug und hatte Rydag auf dem Schoß.
In den großen braunen Augen des Jungen leuchtete es vor Erregung. Er machte den Mund auf, um zu fragen, doch keiner verstand den Laut, den er von sich gab – außer Ayla. Nicht das Wort selbst, wohl aber das, was er damit ausdrücken wollte. Es war nicht das erste Mal, daß sie solche Laute hörte; sie hatte sogar gelernt, solche selbst von sich zu geben. Die ClanAngehörigen waren nicht vollkommen stumm; nur ihre Fähigkeit zu artikulieren war begrenzt. Statt dessen hatten sie eine reiche und umfassende Gebärdensprache entwickelt, mit der sie sich verständigten; Worte oder Laute dienten ihnen nur dazu, etwas zu unterstreichen. Sie wußte, das Kind bat sie, Jondalars Erzählung fortzusetzen – und daß diese Worte für ihn diese Bedeutung hatten. Ayla lächelte und sprach vor allem für ihn.
»Ich war mit Winnie unterwegs«, begann Ayla. Die Art, wie sie den Namen der Stute aussprach, hatte etwas vom leisen Wiehern eines Pferdes. Die Leute in der Erdhütte begriffen nicht, daß sie den Namen des Tieres nannte. Sie hielten den Klang des Namens vielmehr für eine wunderbare Ausschmückung der Geschichte. Sie lächelten, stießen ihrerseits beifällige Laute aus und ermunterten sie, damit fortzufahren.
»Sie bald kleines Pferd haben. Sehr dick«, sagte Ayla und hielt die Hände vor ihren Bauch, um anzudeuten, daß das Pferd hochträchtig war. Es wurde verständnisvoll gelächelt. »Jeden Tag wir reiten. Winnie muß hinaus. Nicht weit, nicht schnell. Immer Richtung Osten, weil Richtung Osten leicht. Zu leicht, nichts Neues. Eines Tages wir Richtung Westen, nicht Osten. Um Neues zu sehen«, fuhr Ayla, immer noch vornehmlich an Rydag gewandt, fort.
Jondalar hatte ihr Mamutoi ebenso beigebracht wie die anderen Sprachen, die er kannte, aber sie konnte sich auf Mamutoi nicht so geläufig ausdrücken wie in der seinen, die er sie als erste gelehrt hatte. Ihre Art zu sprechen war merkwürdig, auf schwer erklärbare Weise anders; außerdem suchte sie mühsam nach Worten, was ihr offensichtlich peinlich war. Doch als sie an den Jungen dachte, der sich nicht verständlich machen konnte, mußte sie es einfach versuchen. Weil er darum gebeten hatte.
»Ich höre Löwen.« Sie war sich nicht sicher, warum sie es tat. Vielleicht war es der erwartungsvolle Ausdruck auf Rydags Gesicht, oder es lag an der Art, wie er den Kopf drehte, um zu lauschen, oder sie tat es instinktiv; jedenfalls ließ sie dem Wort Löwe ein bedrohliches Brüllen folgen, das sich so anhörte, als komme es wirklich von einem Löwen. Sie bekam mit, wie einige ängstlich die Luft anhielten; dann nervöses Gekicher, dann Lächeln und beifälliges Gemurmel von den Versammelten. Ihre Fähigkeit, Tierlaute nachzumachen, hatte etwas Unheimliches und machte die Geschichte noch spannender. Auch Jondalar nickte und lächelte beifällig.
»Ich höre Mensch schreien.« Sie sah Jondalar an, und in ihren Augen malte sich Kummer. »Ich stehenbleiben. Was tun? Winnie dick mit Fohlen.« Sie stieß die leisen Laute zwischen Wiehern und Winseln aus, wie ein ganz kleines Fohlen sie hervorbringt, was ihr von Latie ein strahlendes Lächeln eintrug. »Ich Angst um Pferd, aber Mann schreit. Wieder höre ich Löwen. Spitze Ohren.« Irgendwie schaffte sie es, das Gebrüll des Löwen verspielt klingen zu lassen. »Ist Baby. Da gehe ich runter in Schlucht, weiß, Pferd wird nichts passieren.«
Nichtbegreifen malte sich auf den Gesichtern um sie herum, Verwirrung. Das Wort, das sie aussprach, war keinem bekannt; nur Rydag hätte es kennen können, wären seine Lebensumstände andere gewesen. Jondalar hatte sie erklärt, »Baby« sei das Clanwort für ein ganz kleines Kind.
»Baby ist Löwe«, sagte sie in dem Bemühen, sich zu erklären. »Baby ist Löwe, den ich kenne. Baby ist … wie Sohn. Ich gehe in Schlucht hinein, mach’, daß Löwe weggeht. Finde einen Mann tot. Anderer Mann – Jondalar – schwer verletzt. Winnie bringt ihn zurück ins Tal.«
»Ha!« ließ sich eine Stimme spöttisch vernehmen. Als Ayla aufblickte, sah sie, daß es Frebec war, der Mann, der sich vorhin mit der alten Frau gestritten hatte. »Du willst mir

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