Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
weggesteckt, in dem sie eine
Reihe von getrockneten Kräutern mit sich führte, die sie für die
Heilkunst brauchte. En ganzer Überwurf aus rotem Leder? Das
war nicht zu fassen.
»Wie wunderschön!« sagte Ayla, noch ehe sie in aller Form
hatten miteinander bekannt gemacht werden können. »Gefällt er dir? Er ist für meine Hochzeitsfeier, wenn wir
zusammengegeben werden. Branags Mutter hat ihn mir
geschenkt, und ich habe ihn nur übergezogen, um ihn allen zu
zeigen.«
»So Schönes ich noch nie gesehen!« erklärte Ayla, immer noch
mit großen Augen.
Die junge Frau war entzückt. »Du bist die, die Ayla heißt,
nicht wahr? Mein Name ist Deegie, und das hier ist Branag. Er
muß in ein paar Tagen wieder zurück« – sie machte ein
enttäuschtes Gesicht –, »aber nächsten Sommer werden wir
zusammengegeben. Dann ziehen wir zu meinem Bruder Tarneg.
Der lebt jetzt mit seiner Frau bei ihrer Familie, möchte aber ein
neues Lager aufbauen und liegt mir schon lange in den Ohren,
ich soll mir einen Gefährten nehmen, damit er eine Anführerin
für die neue Gruppe hat.«
Ayla sah Tulie lächeln und ihrer Tochter zunicken; da fiel ihr
deren Bitte ein. »Herdfeuer viel Platz, viele leere Lagerstätten,
Deegie. Du wohnst Herdfeuer des Mammut mit Branag? Er
auch Besucher … falls Mamut nichts dagegen hat. Ist schließlich
Mamuts Herdfeuer.«
»Seine erste Frau war die Mutter meiner Großmutter. Ich
habe schon viele Male an seinem Herdfeuer geschlafen. Mamut
hat bestimmt nichts dagegen, nicht wahr?« wandte Deegie sich
an ihn.
»Selbstverständlich könnt ihr bleiben, Deegie«, sagte der alte
Mann.
»Nur vergiß nicht, viel zum Schlafen kommst du vielleicht
nicht.« Deegies Gesicht verzog sich zu einem
erwartungsfreudigen Lächeln, und Mamut fuhr fort: »Wo wir
Besucher haben, Danug nach so langer Abwesenheit zurückgekehrt ist, deine Hochzeit bevorsteht und Wymez bei seinem Handelszug guten Erfolg gehabt hat, meine ich, das alles ist Grund genug, daß wir uns heute alle am Herdfeuer des
Mammut versammeln und uns alles erzählen.«
Alle lächelten. Sie hatten diese Ankündigung erwartet, doch
verminderte das nicht ihre Vorfreude. Sie wußten, sich am
Herdfeuer des Mammut zu versammeln bedeutete Geschichten
zu erzählen und zu hören und möglicherweise noch andere
Kurzweil; deshalb freuten sie sich auf den Abend. Sie waren
begierig, Neues von anderen Lagern zu erfahren, aber auch
darauf, nochmals Dinge zu hören, die sie bereits kannten.
Außerdem interessierte es sie mitzubekommen, wie die
Fremden auf ihr Leben und auf die Erlebnisse von Angehörigen
ihres eigenen Lagers reagierten, wie sie darauf brannten,
Geschichten zu hören, die sie noch nicht kannten.
Auch Jondalar wußte, was solche Zusammenkünfte
bedeuteten, und das machte ihm Sorgen. Ob Ayla wohl viel von
ihrer Geschichte erzählte? Und ob das Löwen-Lager sie
hinterher immer noch so gern bei sich sah? Er dachte daran, sie
beiseite zu nehmen und ihr zu raten, vorsichtig zu sein, doch
wußte er, daß sie das nur wütend machen und völlig
durcheinanderbringen würde. In vieler Hinsicht war sie wie die
Mamutoi – gab ihre Gefühle rückhaltlos preis und war direkt
und aufrichtig. Es hatte sowieso keinen Zweck. Sie konnte nicht
lügen. Bestenfalls hielt sie sich beim Erzählen zurück.
3
Am Nachmittag brachte Ayla einige Zeit damit zu, Winnie mit einem weichen Ledertuch abzureiben und ihr das Fell mit dem getrockneten stachligen Kopf einer Kardendistel zu striegeln. Das war für sie selbst nicht minder erholsam als für das Pferd.
Jondalar arbeitete neben ihr und benutzte seinerseits eine Kardendistel, um Renner ein wenig zu kratzen, während er ihm das dichte Winterfell durchkämmte, doch das junge Pferd wollte lieber spielen als still stehenbleiben. Die Unterhaare von Renners Fell waren immer dichter geworden und erinnerten die Menschen daran, daß bald die Kälte einsetzen würde, was sie wiederum dazu brachte, darüber nachzudenken, wo sie den Winter verbringen sollten. Er war sich immer noch nicht sicher, wie Ayla über die Mamutoi dachte, aber zumindest die Pferde und die Lagerangehörigen gewöhnten sich aneinander.
Auch Ayla empfand das Nachlassen der Spannungen als wohltuend, nur machte sie sich jetzt Sorgen, wo die Pferde die Nacht verbringen würden, wenn sie in der Erdhütte war. Sie waren es gewöhnt, eine Höhle mit ihr zu teilen. Jondalar versicherte ihr immer wieder aufs neue, es werde ihnen nichts ausmachen, Pferde seien es gewohnt, im Freien zu
Weitere Kostenlose Bücher