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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Aber ich liebe ihn nicht. Ich wünschte, ich könnte ihn lieben … vielleicht sollte ich es versuchen.
»Ja, Ranec, ich werde darüber nachdenken«, sagte sie leise, aber der Hals schnürte sich ihr zusammen, und es schmerzte, als sie es sagte.
    Jondalar beobachtete, wie Ranec das Herdfeuer des Mammut verließ. Der großgewachsene Mann war zu jemand geworden, der andere ausspähte, und das war ihm peinlich. Es galt weder in dieser Gesellschaft noch in seiner eigenen als angemessenes Verhalten, wenn Erwachsene andere ausspähten oder sich übermäßig mit dem Tun eines anderen beschäftigten, und Jondalar war gesellschaftlichen Konventionen gegenüber stets besonders aufgeschlossen gewesen. Er versuchte, es zu verbergen; trotzdem beobachtete er Ayla und das Herdfeuer des Mammut unablässig.
Der beschwingte Schritt und das entzückte Lächeln, das den
    Mund des Bildschnitzers umspielte, als er an das Herdfeuer des Fuchses zurückkehrte, erfüllten den großgewachsenen Besucher mit Furcht. Er wußte, beides mußte mit etwas zusammenhängen, das Ayla gesagt oder getan hatte, sonst wäre der Mamutoi-Mann nicht so gehobener Stimmung, und Jondalar befürchtete das Schlimmste.
    Er wußte, daß Ranec seit seinem Auszug aus dem Herdfeuer des Mammut ein ständiger Gast dort war, und er machte sich die heftigsten Vorwürfe, ihm diese Gelegenheit verschafft zu haben. Er wünschte, er könnte seine Worte und den ganzen albernen Streit zurücknehmen und ungeschehen machen, war jedoch überzeugt, daß es zu spät wäre, die Scharte wieder auszuwetzen. Er kam sich hilflos vor, doch in gewisser Hinsicht war es eine Erleichterung, Ayla nicht mehr ganz so nahe zu sein.
    Obwohl er es sich selbst nicht eingestand, waren seine Handlungen von mehr bestimmt als bloß dem Wunsch, ihr Gelegenheit zu geben, selbst den Mann zu wählen, den sie haben wollte. Er war so tief verletzt, daß ein Teil von ihm den Wunsch hegte zurückzuschlagen; wenn sie ihn zurückwies, konnte er auch sie zurückweisen. Gleichzeitig hatte er aber auch das Bedürfnis, sich selbst die Wahl freizuhalten, zu sehen, ob es nicht möglich wäre, über seine Liebe zu ihr hinwegzukommen. Er überlegte ernsthaft, ob es für sie nicht wirklich besser wäre hierzubleiben, wo sie akzeptiert und geliebt wurde, statt zusammen mit ihm zu seinen Leuten zurückzukehren; auch fürchtete er seine eigene Reaktion, falls seine Leute sie ablehnten. Ob er dann bereit war, das Leben eines Ausgestoßenen mit ihr zu führen? Ob er sich bereitfinden könnte fortzuziehen, seine Leute noch einmal zu verlassen, insbesondere nachdem er eine so lange Rückreise unternommen hatte? Oder würde auch er sie dann ablehnen?
    Sollte sie sich jemand anders erwählen, ihn zu lieben, wäre er gezwungen, sie zurückzulassen; dann blieb ihm die Entscheidung erspart. Doch der Gedanke, sie könnte einen anderen lieben, bereitete ihm einen unerträglichen Schmerz, und er wußte nicht, ob er ihn aushalten könnte – oder ob er ihn aushalten wollte. Je mehr er mit sich selbst kämpfte, seine Liebe nicht zu zeigen, desto besitzergreifender und eifersüchtiger wurde er und desto mehr haßte er sich selbst.
    Der Aufruhr in seinem Inneren, der mit dem Versuch verbunden war, sich über seine widerstreitenden Gefühle Klarheit zu verschaffen, forderte seinen Zoll. Er konnte weder essen noch schlafen, bekam hohle Wangen und verzehrte sich. Die Kleidung fing an, ihm um die große Gestalt zu schlottern. Er konnte sich nicht konzentrieren, nicht einmal auf einen wunderschönen neuen Feuersteinknollen. Manchmal fragte er sich, ob er dabei sei, den Verstand zu verlieren, oder ob er von irgendeinem verderblichen Nachtgeist besessen wäre. Er war zerrissen von seiner Liebe zu Ayla, dem Gram darüber, sie zu verlieren, und der Angst, was geschehen könnte, wenn er sie losließ, und so war es ihm unerträglich, ihr zu nahe zu sein. Er befürchtete, die Selbstbeherrschung zu verlieren und etwas zu tun, das er hinterher bedauerte. Aber er konnte nicht aufhören, sie auszuspähen.
    Das Löwen-Lager verzieh seinem Gast diese geringfügige Indiskretion. Sie waren sich über seine Gefühle für Ayla sehr wohl im klaren, obwohl er alles tat, um sie zu verbergen. Das ganze Lager redete über die schmerzliche Lage, in der die drei jungen Leute sich befanden. Die Lösung ihres Problems schien allen, die es von außen betrachteten, so einfach. Ayla und Jondalar waren einander offensichtlich von Herzen zugetan; weshalb gestanden sie einander

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