Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
um deine Brustwarze zu erreichen, Fralie. Dann verbraucht sie für das Schreien nichts von der für das Wachsen so bitter benötigten Kraft.«
»Und was ist mit Wickeln?« erkundigte sich Crozie.
»Reib ihr die Haut mit dem weichen Talg ein, den ich dir gegeben habe, Crozie. Ich mache neuen. Und nimm sauberen, trockenen Dung, sie darauf zu legen, damit ihre Ausscheidungen davon aufgesogen werden. Muß sie gesäubert werden, wirf das fort, aber bewege sie nicht unnütz. Und du, Fralie, sollst dich ausruhen; bewege auch du dich möglichst wenig. Das wird auch dir guttun. Wir müssen sehen, daß sich dein Husten beruhigt. Wenn sie die nächsten paar Tage überlebt, wird jeder Tag, den sie am Leben bleibt, sie mehr kräftigen. Wenn ihr mithelft, Frebec und Crozie, dann hat sie eine Chance.«
Als die Sonne in ein über dem Horizont liegendes Wolkenband eintauchte und die Fellvorhänge an den Eingangsbogen wieder herabgelassen wurden, durchzog ein Gefühl gedämpfter Hoffnung das ganze Langhaus. Die meisten hatten die Abendmahlzeit beendet, stocherten im Feuer herum, säuberten irgendwelche Gerätschaften, legten Kinder zum Schlafen und kamen zusammen, um sich zu unterhalten und gegenseitig Gesellschaft zu leisten. Etliche saßen um die Feuerstelle vom Herdfeuer des Mammut, doch die Unterhaltung wurde im Flüsterton geführt, gleichsam als wären laute Stimmen etwas Ungehöriges.
Ayla hatte Fralie ein mildes Mittel zum Entspannen gegeben und überließ sie dem Schlaf. In den kommenden Tagen würde sie ohnehin zuwenig Schlaf bekommen. Die meisten Kleinkinder gewöhnen sich daran, eine angemessene Zeit zu schlafen, ehe sie wach werden und genährt werden wollen, doch Fralies Neugeborenes schaffte es nicht, länger zu saugen, und schlief daher nicht lange, ehe das Bedürfnis nach Nahrung es wieder weckte. Fralie mußte sich ihren Schlaf eben in kurzen Nickerchen holen, solange das Baby noch so schwach war.
Es hatte fast etwas Befremdliches zu sehen, wie Frebec und Crozie zusammenarbeiteten, wie sie einander halfen, Fralie zu helfen und dabei überaus höflich und zurückhaltend miteinander umgingen. Möglich, daß dieses Verhalten nicht von Dauer war, aber immerhin bemühten sie sich, und einiges von ihrer Animosität schien zu schwinden.
Crozie hatte sich früh schlafen gelegt. Es war ein anstrengender Tag gewesen, und sie war nicht mehr jung. Sie war müde und hatte vor, später wieder aufzustehen und Fralie zu helfen. Crisavec schlief noch zusammen mit Tulies Sohn, und Tronie paßte auf Tasher auf. Frebec saß allein am Herdfeuer des Kranichs, schaute ins Feuer und kämpfte mit widerstreitenden Gefühlen. Das winzige Baby, das erste Kind seines Herdfeuers, weckte Gefühle der Zuneigung und des Beschützenwollens in ihm, aber auch Angst. Ayla hatte sie ihm in den Arm gelegt, damit er sie für ein paar Augenblicke hielt, während sie und Crozie Fralies Bett richteten. Er konnte die Augen nicht von ihr lassen, und es erschreckte ihn, daß etwas so Kleines so vollkommen sein konnte. Die winzigen Hände waren sogar schon mit Fingernägeln ausgestattet. Er hatte Angst, sich zu bewegen, Angst, sie zu zerbrechen, und war unbändig erleichtert, als Ayla sie ihm wieder abnahm; gleichzeitig zögerte er aber auch, sie wieder herzugeben.
Plötzlich erhob Frebec sich und ging den Mittelgang hinunter. In dieser Nacht wollte er nicht allein sein. Am Rand vom Herdfeuer des Mammut blieb er stehen und betrachtete die Leute, die um das Feuer herumsaßen. Es waren die jüngeren Leute des Lagers, und früher wäre er auf dem Weg zum Gemeinschaftsfeuer, oder um Talut und Nezzie oder Tulie und Barzec oder Manuv oder Wymez oder – in letzter Zeit – Jondalar und gelegentlich auch Danug zu besuchen, an ihnen vorübergegangen. Obwohl auch Crozie sich oft am Gemeinschaftsfeuer aufhielt, war es doch leichter, sie zu ignorieren, als sich der Möglichkeit auszusetzen, seinerseits von Deegie ignoriert oder von Ranec verächtlich behandelt zu werden. Doch Tornec war vorhin freundlich zu ihm gewesen, seine Frau hatte geboren, und er wußte, wie einem dabei zumute war. Frebec holte tief Atem und ging auf die Feuerstelle zu.
Gerade als er sich neben Tornec stellte, brachen sie in schallendes Gelächter aus, und einen Moment dachte er, sie lachten ihn aus. Schon wollte er das Weite suchen.
»Frebec! Da bist du ja!« sagte Tornec.
»Ich glaube, es ist noch Tee da«, sagte Deegie. »Komm, ich schenke dir ein.«
»Alle sagen, was für ein wunderschönes
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