Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
Geburt noch eine angesehene Stellung ein, und womit man geboren ist, das kann einem niemand nehmen; bloß Mutter wollte keiner haben. Sie behaupteten, sie sei es, die das Unglück bringe, aber ich glaube, sie konnten es nur nicht ausstehen, daß sie ständig nörgelte und jammerte. Ich konnte ihr keine Vorwürfe machen. Sie hatten nicht das geringste Verständnis für sie.
Der einzige, der mir einen Antrag machte, war Frebec. Viel zu bieten hatte er nicht« – Fralie verzog das Gesicht zu einem Lächeln –, »aber was er hatte, das bot er an, rückhaltlos. Zuerst war ich mir nicht sicher, was ihn betraf. Er besaß kein Ansehen und weiß sich auch nicht immer zu benehmen – Mutter ist das peinlich. Er möchte etwas gelten, und da versucht er, sich damit wichtig zu machen, daß er häßliche Dinge sagt … über andere. Ich beschloß, zunächst einmal auf Probe mit ihm zusammenzuleben. Mutter konnte es nicht fassen, daß ich bei unserer Rückkehr erklärte, ich wolle seinen Antrag annehmen. Sie hat das nie begriffen …«
Mit einem sanften Lächeln um den Mund sah Fralie Ayla ah. »Kannst du dir vorstellen, wie es war, mit jemand zusammengetan zu werden, der dich nicht wollte und sich von Anfang an nicht das geringste aus dir machte? Und dann einen Mann zu finden, der dich so sehr wollte, daß er bereit war, alles zu geben, was er hatte, und dir alles versprach, was er jemals bekommen würde? Die erste Nacht, nachdem wir zusammen fortzogen, behandelte er mich wie … nun ja, als wäre ich ein ganz besonderer Schatz. Er konnte einfach nicht fassen, daß er das Recht hatte, mich anzurühren. Er flößte mir das Gefühl ein … ich kann es nicht erklären … ja, begehrt und gebraucht zu werden. Wenn wir allein sind, ist er heute noch so, aber Mutter und er sind von Anfang an nicht miteinander ausgekommen. Als es zwischen ihnen eine Sache des Stolzes war, ob ich mich in deine Hände begeben sollte – ja, da brachte ich es einfach nicht fertig, ihm seine Selbstachtung zu nehmen, Ayla.«
»Ich denke, ich verstehe das, Fralie.«
»Ich redete mir immer wieder ein, so schlimm sei alles gar nicht, und dann hat mir ja auch deine Medizin geholfen. Ich war immer überzeugt, daß er es sich, wenn es erst einmal soweit wäre, anders überlegen würde. Aber ich wollte, daß der Anstoß dazu von ihm kam und keineswegs der Eindruck entstand, ich hätte ihn dazu gezwungen.«
»Ich bin froh, daß er es getan hat.«
»Und doch wüßte ich nicht, was ich getan hätte, wäre mein Baby …«
»Noch können wir nicht sicher sein, aber ich glaube, du hast recht. Sie macht wirklich einen kräftigeren Endruck«, sagte Ayla.
Fralie lächelte. »Ich habe mir einen Namen für sie ausgedacht, und ich hoffe, der wird Frebec glücklich machen. Sie soll Bectie heißen.«
Ayla stand neben einer leeren Vorratsplattform und ging ihre getrockneten Kräuter durch. Da lagen kleine Haufen von Rinden, Wurzeln, Samenkörnern und kleine Stapel Stengel, Schalen mit getrockneten Blättern, Blüten, Früchten und manche im Ganzen getrocknete Pflanze. Ranec näherte sich ihr und bemühte sich, nicht auffallen zu lassen, daß er hinter seinem Rücken etwas verbarg.
»Ayla, hast du zu tun?« fragte er.
»Nein, eigentlich nicht richtig, Ranec. Ich habe nur meine Heilkräuter gesichtet, um festzustellen, was ich brauche. Ich war heute mit den Pferden draußen. Es wird jetzt richtig Frühling – und das ist mir die liebste Jahreszeit. Grüne Knospen brechen auf, Weidenkätzchen blühen – ich habe diese kleinen flaumigen Blüten immer geliebt. Bald wird alles grün sein.«
Ranec lächelte über ihre Begeisterung. »Alle freuen sich schon auf das Frühlingsfest. Da feiern wir das neue Leben, den Neubeginn, und wo Fralie ein neues Baby hat und Latie jetzt zur Frau gereift ist, gibt es viel zu feiern.«
Ayla legte die Stirn leicht in Falten. Sie wußte nicht recht, ob sie sich auf das Frühlingsfest freuen sollte oder nicht. Mamut hatte ihre Ausbildung übernommen, und es geschahen ein paar sehr interessante Dinge – nur daß sie auch ein wenig erschreckend waren. Allerdings nicht in dem Maße, wie sie befürchtet hatte. Es würde schon alles gutgehen. Sie lächelte wieder.
Ranec, der ihr Mienenspiel genau beobachtet hatte, fragte sich, was ihr wohl durch den Kopf ging, und überlegte, wie er dasjenige ansprechen sollte, um dessentwillen er hergekommen war. »Die Zeremonie könnte dieses Jahr besonders aufregend sein …« Er hielt inne, suchte nach den richtigen
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