Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
diese Weise wesentlich bequemer haben. Und schau dir Rydag an! Noch nie habe ich erlebt, daß er sich so auf ein Sommer-Treffen gefreut hätte.«
Wieso, fragte Jondalar sich, hatte er das Gefühl, Nezzie hätte gewußt, daß er daran gedacht hatte, die Heimreise anzutreten?
»Und bedenke, was für einen Eindruck es macht, wenn wir nicht nur mit Pferden ankommen, sondern mit Leuten, die auf ihnen reiten«, sagte Barzec.
»Jondalar, wir warten schon auf dich. Ayla war sich nicht sicher, wer auf welchem Pferd reiten soll«, sagte Talut.
»Ach, das ist völlig egal«, sagte Jondalar. »Winnie ist etwas leichter zu reiten. Sie hoppelt nicht so wie Renner.«
Er sah, daß Ranec Ayla half, das Gewicht der Ladung gleichmäßig zu verteilen. Er krümmte sich innerlich, als er sie zusammen lachen sah, und erkannte, wie vorübergehend die Erleichterung für ihn war. Er hatte das Unvermeidliche nur hinausgeschoben, doch jetzt half ihm nichts mehr. Nachdem Mamut geheimnisvolle Gesten vollführt und noch geheimnisvollere Worte gesprochen hatte, steckte er eine Muta in den Boden vor dem Haupteingangsbogen, damit diese die Erdhütte bewache, und dann bestieg er mit Aylas und Taluts Hilfe Winnie. Jondalar schien nervös, doch wer sollte das erkennen? Er glaubte, es gut zu verbergen.
Rydag war nicht so nervös; für ihn war es schließlich nicht das erste Mal, daß er auf dem Pferd saß. Gleichwohl war er ganz schön aufgeregt, als der große Mann ihn hochhob und ihn auf Renners Rücken setzte. Mit einer Mischung aus Sorge um seine Sicherheit und Entzücken über seine neue Erfahrung und auch ein bißchen neidisch sah Latie ihn an, woraufhin er das Gesicht zu einem breiten Grinsen verzog. Latie hatte oft zugesehen, wie Jondalar das Pferd ausgebildet hatte, allerdings immer nur aus der Ferne, denn es war schwierig, eine andere Frau zu bewegen, mit ihr hinzugehen, nur um dann dazustehen und zuzusehen – Erwachsensein hatte auch seine Nachteile. Latie war zu dem Schluß gekommen, daß die Ausbildung eines Pferds keineswegs etwas mit Magie zu tun hatte. Man mußte nur Geduld aufbringen – und selbstverständlich ein Pferd haben, das man ausbilden konnte.
Das Lager wurde noch einer letzten Prüfung unterworfen, dann zogen sie den Hang hinauf. Als sie halb oben waren, blieb Ayla stehen. Wolf tat desgleichen und blickte erwartungsvoll zu ihr auf. Sie warf einen Blick zurück zur Erdhütte, wo sie ein Zuhause gefunden hatte und wo sie von Leuten ihrer eigenen Art akzeptiert worden war. Schon jetzt fehlte ihr die Geborgenheit, doch würde die auch noch dasein, wenn sie zurückkehrten, bereit, sie abermals aufzunehmen und ihnen zu helfen, den langen kalten Winter zu überstehen? Der Wind bewegte in Wellen den Fellvorhang vor dem Eingangsbogen, und sie sah den Schädel des Höhlenlöwen darüber. Ayla von den Mamutoi überlief ein kalter Schauder; irgend etwas versetzte ihr einen Stich und machte sie traurig.
30
Auf den ausgedehnten Grassteppen, dem kraftvoll sprudelnden Lebensquell in diesen kalten Regionen, zeigte die Jahreszeit, als das Löwen-Lager sich auf die Reise begab, noch ein anderes Bild der Erneuerung. Die bläulich-violetten und gelben Blüten der letzten Zwergiris leuchteten zwar immer noch, verblaßten jedoch bereits; der Hahnenfuß stand in voller Blüte. Eine ausgedehnte Fläche von dunkelroten Blüten, die eine ganze Senke zwischen zwei Hügeln bedeckte, rief bei den Reisenden Ausrufe des Erstaunens und der Bewunderung hervor. Was jedoch vorherrschte, waren blau blühendes Kopfgras sowie bereits reifende Schwingel- und Federgräser, welche die Steppen in sanft wogende Silberseen verwandelten, die hier und da dunkle Flecken von blauem Salbei aufwiesen. Erst später, wenn die jungen Gräser reiften und die Federgräser ihre Rispen abwarfen, verwandelten die fruchtbaren Ebenen sich von einem silbernen in ein goldenes Meer.
Der junge Wolf genoß es, die Fülle von Niederwild zu entdecken, das auf den weiten Steppen lebte und gedieh. Er stürzte hinter Iltissen und Wieseln her – Hermelinen in der braunen Sommerdecke – und machte Rückzieher, wenn die unerschrockenen Räuber sich zur Wehr setzten. Wenn Feld-, Wühl- und Spitzmäuse mit dem samtenen Fell, die es gewohnt waren, Füchsen aus dem Weg zu gehen, in Windeseile in Gängen verschwanden, die sie dicht unter der Erdoberfläche angelegt hatten, machte Wolfjagd auf Rennmäuse, Hamster und die langohrigen stacheligen Igel. Ayla mußte lachen, wenn sie sah, wie erschrocken
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