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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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beiläufig gekommen war. Er hatte seine Schwester gebeten, das zu erkunden. Keine schlechte Verbindung wäre das, dachte Tulie, und enge Beziehungen zum Mammut-Lager zu haben konnte nur von Vorteil sein. Selbstverständlich hatte Ranec das erste Recht. Schließlich sind sie einander verlobt, doch wenn jemand wie Vincavec ein Angebot abgab, tat es nicht weh, es in Betracht zu ziehen. Zumindest erhöhte es ihren Wert. Jawohl, es war eine gute Idee von Talut gewesen, hierherzukommen und etwas Tauschhandel zu treiben.
Avarie sah ihr nach. Tulie wird also den Brautpreis persönlich aushandeln. Hatte ich es mir doch gedacht! Vielleicht sollten wir noch beim Bernstein-Lager vorbeischauen. Ich weiß, wo Mutter die Rohlinge aufbewahrt, und wenn Vincavec wirklich einen Versuch macht, Ayla zu gewinnen, braucht er alles, was er bekommen kann. Noch nie habe ich eine so harte Verhandlungspartnerin erlebt wie Tulie, dachte Avarie mit widerwilliger Bewunderung. Bisher hatte sie sich nicht sonderlich etwas aus der großen Anführerin vom Löwen-Lager gemacht, doch hatte sie in den letzten Tagen Gelegenheit gehabt, besser mit ihr bekannt zu werden, und so mußte sie ihr jetzt doch Achtung zollen und hatte sie sogar gern gewonnen. Tulie hatte tüchtig mit angepackt und verstand es, großzügig zu loben, wenn Lob verdient war, und wenn sie eine harte Verhandlungspartnerin war, nun, das war schließlich die Aufgabe einer Anführerin. Ja, wenn sie selber jung wäre und bereit, sich mit jemand zusammenzutun, so dachte Avarie, hätte sie nichts dagegen, daß jemand wie Tulie ihren Brautpreis aushandelte.
    Vom Mammut-Lager zog das Löwen-Lager in nördlicher Richtung weiter und folgte den größten Teil des Marsches dem Flußverlauf. Im Bereich der großen Wasserwege, die den Kontinent durchliefen, veränderte sich die nördliche Landschaft ständig und zeigte eine reiche Pflanzenvielfalt. Ihr Treck führte sie von den Morästen der Tundra und Lößebenen zu verschilften Waldseen und von üppigen Feuchtgebieten bis zu windigen Hügeln und grasbewachsenen, von Sommerblumen bunt gesprenkelten Weiden. Wenn auch die Pflanzen im Norden im allgemeinen verkümmert waren, die Blüten, die sie trieben, waren häufig größer und farbenprächtiger als die der Pflanzen im Süden. Die meisten von ihnen waren Ayla bekannt, wenn sie auch nicht immer wußte, wie sie hießen. Kamen sie an welchen vorüber, oder ritt sie allein aus oder ging allein vor sich hin, pflückte sie häufig welche, um sie Mamut oder Nezzie oder Deegie zu zeigen, auf daß diese ihr den Namen nannten.
    Je näher sie dem Ort kamen, wo das Sommer-Treffen stattfinden sollte, desto häufiger fand Ayla Gründe, irgendwelche Abstecher zu machen. Der Sommer war stets die Zeit, in der sie sich Einsamkeit wünschte. Das war immer so gewesen, so lange sie sich zurückerinnern konnte. Im Winter hatte sie sich von jeher mit dem kälte- und witterungsbedingten Eingesperrtsein abgefunden, sei es in der Höhle von Bruns Clan, im Tal der Pferde oder in der Erdhütte der Mamutoi. Doch wenn sie im Sommer auch des Nachts nicht gern allein war, hatte sie es tagsüber doch oft genossen, allein unterwegs zu sein. Das war für sie die Zeit des Nachdenkens, die Gelegenheit, eigenen Impulsen zu folgen und sich unbeobachtet zu fühlen, frei von den Beschränkungen, die Argwohn oder Liebe ihr auferlegten.
    Schlugen sie abends das Lager auf, war es nicht weiter schwierig zu erklären, sie wolle Pflanzen bestimmen oder jagen, und sie tat auch beides und benutzte sowohl ihre Speerwerfer als auch ihre Schleuder, um frisches Fleisch mit zurückzubringen; doch das, worum es ihr in Wirklichkeit ging, war, allein zu sein. Sie brauchte einfach Zeit zum Nachdenken. Sie fürchtete ihre Ankunft, wiewohl sie sich nicht ganz erklären konnte, warum eigentlich. Sie war inzwischen genug Menschen begegnet, und sie war mühelos überall akzeptiert worden; deshalb begriff sie nicht, worin eigentlich das Problem lag. Doch je näher sie kamen, desto aufgeregter wurde Ranec und desto griesgrämiger Jondalar. Und desto mehr wünschte sie, sie könnte diesem Treffen der Lager aus dem Wege gehen.
    Am letzten Abend ihres Unterwegsseins kehrte Ayla mit einer Handvoll Blumen von einem langen Spaziergang zurück. Ihr fiel auf, daß ein Stück Boden neben der Feuerstelle geglättet worden war und daß Jondalar mit dem Zeichenmesser Zeichen hineinritzte. Tornec hatte ein Stück Elfenbein in der einen Hand und ein scharfes Messer in der

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