Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
Füße«, sagte er, woraufhin ihm von allen Seiten beigepflichtet wurde.
Als Ranec und Ayla an der großen Hütte vorübergingen, die von drei Seiten von dem freien Platz umgeben war, hörte sie Trommelklang herauskommen und dazu einige andere Klänge, wie sie sie bisher noch nie gehört hatte. Sie warf einen Blick auf den Eingang, doch der war geschlossen. Gerade als sie am Rande des freien Platzes in ein anderes Lager einbogen, vertrat ihnen jemand den Weg.
»Ranec«, sagte eine Frau, die kleiner war als der Durchschnitt und ein milchweißes, sommersprossiges Gesicht hatte. Ihre braunen, grüngold gesprenkelten Augen funkelten vor Zorn. »Dann bist du also doch mit dem Löwen-Lager eingetroffen. Warum hast du nicht in unsere Hütte hineingeschaut, um guten Tag zu sagen? Ich dachte schon, vielleicht wärest du in den Fluß gefallen, oder eine flüchtende Wisentherde hätte dich zu Tode getrampelt.« Sie sprühte Gift und Galle.
»Tricie! Ich … ach … ich wollte ja … hm … wir mußten erst das Lager aufbauen«, sagte Ranec. Nie hatte Ayla den zungen- und redegewandten Mann so verlegen erlebt, und hätte seine dunkle Haut es nicht verborgen, sein Gesicht wäre so feuerrot gewesen wie Mygies Fußsohlen.
»Willst du mich nicht mit deiner Freundin bekannt machen, Ranec?« sagte Tricie sarkastisch. Jeder konnte sehen, daß sie außer sich war.
»Doch, selbstverständlich«, sagte Ranec. »Darf ich vorstellen, Ayla, das ist Tricie, eine … eine … Freundin von mir.«
»Ich hätte dir was zu zeigen, Ranec«, sagte Tricie und überging die Vorstellung rüde, »aber das spielt wohl jetzt keine Rolle mehr. Angedeutete Verlöbnisse verpflichten zu nichts. Ich nehme an, dies ist die Frau, mit der du beim diesjährigen Hochzeitsfest zusammengegeben werden sollst.«
Ihre Stimme verriet nicht nur Empörung, sondern auch wie verletzt sie war.
Ayla erriet, um was es ging, und hatte Verständnis für die junge Frau, wußte jedoch nicht recht, wie sie mit dieser schwierigen Situation fertigwerden sollte. Dann jedoch trat sie kurz entschlossen einen Schritt vor und streckte beide Hände aus.
»Tricie, ich bin Ayla von den Mamutoi, Tochter vom Herdfeuer des Mammut des Löwen-Lagers und stehe unter dem Schutz des Höhlenlöwen.«
Daß Ayla sich so förmlich vorstellte, erinnerte Tricie daran, daß sie die Tochter einer Anführerin war und das Wolfs-Lager schließlich in diesem Jahr Gastgeber des Sommer-Treffens war. Damit trug sie eine gewisse Verantwortung. »Im Namen der Mut, Der Großen Mutter, heißt das Wolfs-Lager dich willkommen, Ayla von den Mamutoi«, sagte sie.
»Ich habe gehört, Marlie ist deine Mutter.«
»Ja, ich bin Marlies Tochter.«
»Sie habe ich bereits kennengelernt – eine bemerkenswerte Frau. Jetzt freue ich mich, dich kennenzulernen.«
Ayla hörte Ranec einen Seufzer der Erleichterung ausstoßen. Über die Schulter hinweg sah sie sich nach ihm um und bemerkte dabei, daß Deegie die der Hütte zustrebte, aus der sie die Trommelklänge vernommen hatte. Der Eingebung des Augenblicks folgend, fand sie, Ranec sollte eine Beziehung mit Tricie selber ins Reine bringen.
»Ranec, da drüben ist Deegie, und es gibt ein paar Dinge, über die ich unbedingt mit ihr reden muß. Die Bildschnitzer suche ich dann später auf«, sagte Ayla und eilte davon.
Ranec war wie vor den Kopf geschlagen und merkte plötzlich, daß er sich Tricie stellen und ein paar Erklärungen abgeben mußte, ob er nun wollte oder nicht. Wütend und verletzt sah er die junge Frau dastehen. Ihr rotes Haar – von einer überaus leuchtenden Tönung, wie sie ihm sonst noch nicht begegnet war – hatte es ihm zusammen mit ihren roten Füßen voriges Jahr besonders angetan; außerdem war auch sie eine Künstlerin, deren Arbeit großen Eindruck auf ihn gemacht hatte. Ihre Körbe waren erlesen schön, und die besonders fein gearbeitete Matte auf dem Boden seines Herdfeuers war ein Werk ihrer Hände. Sie jedoch hatte ihre Hingabe an den Dienst an Der Mutter so ernst genommen, daß sie einen erfahrenen Mann anfangs nicht einmal hatte in Erwägung ziehen wollen. Und daß sie sich gesträubt hatte, hatte seine Leidenschaft für sie nur um so mehr entflammt.
Freilich hatte er sich ihr nicht in aller Form anverlobt. Gewiß, er hatte ernsthaft daran gedacht und würde es wohl auch getan haben, hätte sie nicht gerade in Ihrem Dienst gestanden. Sie war es, die ein förmliches Verlöbnis abgelehnt hatte, weil sie befürchtete, das könnte Mut erzürnen und sie
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