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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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In der echten Tundra des Nordens reicht die Wärme nicht aus, um das Keimen und Wachsen von Baumsamen zu ermöglichen. Auf den Steppen nehmen heulende Winde jedes bißchen Feuchtigkeit auf, ehe es die Möglichkeit hat, sich zu sammeln, und widersetzen sich jedem Wachstum genausosehr wie die Kälte. Wo beides herrschte, war das Land gefroren und trocken.
Eine womöglich noch trostlosere Öde grüßte die Jagdgesellschaft, als sie in den vor ihnen liegenden dichten weißen Nebel vorstießen. Kahle Felsen und Geröll lagen zutage, waren aber mit Flechten überzogen, fest haftenden, schuppenartigen Krusten aus Gelb, Grau, Braun und sogar leuchtendem Gelbrot, das mehr Felsen als Pflanzen ähnelte. Einige wenige blütentreibende Kräuter und niedriges Gesträuch hielten sich, und zähe Gräser und Seggen bedeckten noch immer ansehnliche Bodenflächen. Selbst in dieser wilden Ode mit den kalten trockenen Winden, von denen man meinen sollte, daß kein Leben in ihnen gedeihe, ging das Leben weiter.
Es tauchten Anzeichen auf, die auf das in den Nebelschwaden verborgene Geheimnis hinwiesen. In riesige Felsplatten eingegrabene Furchen; langgestreckte Wälle aus Sand, Steinen und Geröll; große, dem Anschein nach nicht hierhergehörende Steine, die aussahen, als hätte eine unsichtbare Riesenhand sie fallen lassen. Wasser rann in dünnen Rinnsalen und milchig brodelnden Wildbächen über den steinigen Grund. Als sie dem Nebel näher kamen, fühlte man endlich kalte Feuchtigkeit in der Luft. Schmutziger Schnee hielt sich in schattigen Winkeln, und in einer Senke neben einem gewaltigen Felsbrocken umringte alter Firn einen kleinen Teich, in dem tief unten leuchtendblaue Eisschichten zu erkennen waren.
    Am Nachmittag schlug der Wind um, und als es für die Jäger an der Zeit war, das Lager aufzuschlagen, rieselten in Windstößen durcheinanderwirbelnde trockene Schneeflocken vom Himmel. Verstört beratschlagte Talut mit den anderen. Vincavec hatte den Mammut-Geist mehrere Male angerufen, doch vergebens. Sie hatten erwartet, schon vorher auf die großen Tiere zu stoßen.
    Nachts still auf ihrem Lager liegend, wurde sich Ayla geheimnisvoller Geräusche bewußt, die tief aus dem Inneren der Erde zu kommen schienen: Es knirschte und grollte, gluckste und gurgelte. Ayla war außerstande zu bestimmen, worum es sich handelte und woher sie kamen, und das beunruhigte sie. Sie versuchte zu schlafen, wachte aber dauernd wieder auf. Schließlich, gegen Morgen, schlief sie erschöpft ein.
    Als sie erwachte, wußte Ayla, daß es schon spät war. Es schien ungewöhnlich hell, und alle anderen hatten das Zelt bereits verlassen. Sie packte ihren Überwurf, kam aber nur bis zur Zeltöffnung. Wie angewurzelt blieb sie stehen und starrte offenen Mundes auf das Bild, das sich ihren Augen bot. Der Wind, der umgeschlagen war, hatte den Sommerdunst dampfenden Eises fortgefegt. Sie legte den Kopf in den Nacken und starrte die Eiswand des Gletschers hinauf, der so massiv über ihr ragte, daß der obere Rand in den Wolken verborgen war.
    Der Gletscher war so gewaltig groß, daß er näher zu sein schien, als er es in Wirklichkeit war, doch ein paar gigantische Eisbrocken, die einst die zerrissene Steilwand heruntergebrochen waren, lagen knapp einen halben Kilometer entfernt zuhauf und wurden von etlichen Leuten umringt. Ayla begriff, daß diese Menschen den Maßstab lieferten, der ihr ein Gefühl dafür gab, wie riesig die vor ihr liegende Eisbarriere tatsächlich war. Im Sonnenlicht – Ayla bemerkte plötzlich, daß die Sonne herausgekommen war – funkelte es von Millionen und Abermillionen zertrümmerter Eiskristalle, die einen Hauch von blassen Spektralfarben ahnen ließen; doch die Eisglut in der Tiefe wies Schattierungen desselben erschreckenden Blaus auf, das sie schon in dem Teich gestern erblickt hatte. Es gab keine Möglichkeit, sie angemessen zu beschreiben: ›überwältigend‹ klang hier bedeutungslos angesichts dieser Pracht und dieser Großartigkeit.
    In Windeseile zog Ayla sich fertig an; sie hatte das Gefühl, es müsse ihr etwas entgangen sein. Sie schenkte sich einen Becher von offenbar übriggebliebenem Tee ein, auf dem sich bereits eine hauchdünne Eisschicht gebildet hatte; erst als sie trank, merkte sie, daß es kein Tee war, sondern eine Brühe. Sie zögerte erst, kam dann jedoch zu dem Schluß, auch eine Brühe müsse guttun, und trank sie aus. Dann tat sie sich eine Kelle voll schleimig aufgequollener gekochter Körner auf die

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