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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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unglaubliche Vielzahl von Vögeln, hauptsächlich Wasservögel, nach Norden
    gezogen, um sich den Schneehühnern, Goldadlern und SchneeEulen anzuschließen. Die Eis- und Schneeschmelze des Frühjahrs, die den Pflanzenwuchs erneuerte und ausgedehnte morastige Marschen entstehen ließ, lud die ungezählten Zugvögel zum Verweilen, Nestbauen und zum Ausbrüten des Nachwuchses ein. Manche Vögel nährten sich von jungen Amphibien, andere von den erwachsenen und dazu von Wassermolchen, Schlangen, Samenkörnern und Zwiebeln, den unvermeidlichen Insekten und auch kleineren Säugetieren.
    »Ach, würde es Wolf hier gefallen!« sagte Ayla zu Brecie, als sie – die Schleuder in der Hand – ein paar kreisenden Vögeln nachsah in der Hoffnung, sie möchten näher ans Ufer herankommen, damit sie nicht allzu weit hinauszuwaten brauchten, um sie zu holen. »Er wird immer besser darin, erlegtes Wild für mich zu holen.«
    Brecie hatte Ayla versprochen, ihr ihren Wurfstecken zu zeigen, und wollte ihrerseits Aylas vielgepriesenes Können mit der Schleuder bewundern. Beide waren jeweils von der anderen beeindruckt. Bei Brecies Waffe handelte es sich um ein längliches, leicht rhombenförmiges Querstück von einem Beinknochen, dessen knubbeliges Endstück abgetrennt und dessen Rand geschärft worden war. Wurde der Stecken geworfen, beschrieb er einen Kreis, und geriet er in einen richtigen Vogelschwarm, konnte es gut sein, daß mehrere Tiere auf einmal heruntergeholt wurden. Ayla fand, daß der Wurfstecken sich weit besser für die Vogeljagd eignete als ihre Schleuder; dafür ließ sich die Schleuder auf vielfältigere Weise verwenden, denn sie konnte damit auch Landtiere jagen.
    »Du hast die Pferde mitgenommen – warum hast du den Wolf zurückgelassen?« fragte Brecie.
»Wolf ist noch jung. Ich war mir nicht sicher, wie er sich bei einer Mammutjagd verhalten würde, und ich wollte nicht Gefahr laufen, daß ausgerechnet bei dieser etwas schiefgeht. Die Pferde hingegen können uns helfen, das Fleisch zurückzuschaffen. Außerdem glaube ich, daß Rydag sich ohne Wolf einsam gefühlt hätte«, sagte Ayla. »Und mir fehlen sie beide.«
Brecie war versucht, Ayla zu fragen, ob sie wirklich einen Sohn wie Rydag habe, besann sich dann jedoch eines Besseren. Das Thema war einfach zu heikel.
Während sie die nächsten paar Tage weiter nach Norden vorstießen, veränderte sich die Landschaft merklich. Die Moräste hörten auf, und nachdem sie auch die lärmenden Vögel hinter sich gelassen hatten, pfiff der Wind über die baumlosen offenen Ebenen, und ein unheimlich wehklagendes Schweigen und ein Gefühl der Trostlosigkeit lag über allem. Der Himmel bedeckte sich mit einem trüben Grau, einer gesichtslosen Wolkendecke, welche die Sonne verdunkelte und die Sterne bei Nacht verbarg, aber regnen tat es selten. Statt dessen fühlte die Luft sich trockener und kälter an, und ein scharfer Wind schien selbst die Feuchtigkeit des Atems noch vom Mund wegzureißen und zu verzehren. Gelegentlich rissen die Wolken am Abend auf, und die Eintönigkeit des Himmels wurde von einem so flammenden Sonnenuntergang verdrängt, daß die Reisenden von der Schönheit dieses Vorgangs tief angerührt waren.
Es war ein Land weiter Horizonte. Ein lang hingestreckter Hügel folgte dem nächsten; keine zerklüfteten Felsen ließen das Gefühl von Entfernung und Perspektive aufkommen, und die endlosen Grau-, Braun- und matten Goldtöne wurden nicht von schilfgrünen Marschen aufgelockert. Die Ebenen schienen sich nach allen Richtungen hin endlos auszudehnen, nur nach Norden nicht. Dort wurde das weitgestreckte Feld von dichten Nebelschwaden verschluckt, welche die darunterliegende Welt verbargen und dem Auge keine Möglichkeit ließen, irgendwelche Entfernungen auch nur annähernd richtig einzuschätzen. Es waren weder Grassteppen noch gefrorene Tundra, sondern beides zugleich. Frost- und trockenheitsresistente Grasbüschel, Kräuter mit dichtem Wurzelsystem, verholzte kleine Beifuß- und Wermutsträucher wechselten sich mit arktischer Glockenheide ab, mit Zwergrhododendren sowie rosa Krähenbeeren, welche die violette Blüte der Bergheide durchbrachen. Bickbeeren, die nicht höher wuchsen als anderthalb Handbreit über dem Boden, versprachen gleichwohl eine Fülle schöner großer Beeren, und geduckte Birken krochen über den Boden wie Schlinggewächse.
Doch selbst Zwergformen von Bäumen waren bei den einander feindlich gegenüberstehenden Wachstumsbedingungen selten.

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