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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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ausgedrückt wurden, von sich aus zuwege. Ayla meinte zu spüren, daß in ihm alles in Ordnung war und daß er voll war von Dingen, die heraus wollten – daß es nur einer ganz kleinen Öffnung bedurfte, und war der ganze Prozeß erst einmal ins Rollen gekommen, nichts mehr ihn aufhalten konnte.
Das Ganze war um so aufregender, als nicht nur er, sondern alle Kinder seines Alters etwas lernten. Zum erstenmal in seinem Leben war Rydag imstande, sich ausführlich auszudrücken; kein Wunder, daß er nicht genug davon bekommen konnte. Die Kinder, die mit ihm aufgewachsen waren, hatten keinerlei Schwierigkeit, seine Fähigkeit, auf diese neue Weise zu ›sprechen‹, anzuerkennen. Schließlich hatten sie sich auch schon vorher mit ihm verständigt und wußten ja, daß er anders war als sie und Schwierigkeiten hatte zu reden; bei ihnen hatte sich das Erwachsenenvorurteil, daß er deshalb auch weniger intelligent sei, noch nicht festgesetzt. Und Latie hatte, wie das bei älteren Schwestern häufig der Fall ist, den Erwachsenen des Lagers seit Jahren sein ›Gebrabbel‹ übersetzt.
Als sie alle genug hatten vom Lernen, liefen sie auseinander und versuchten, das Neuerlernte spielerisch zu erproben. Ayla bemerkte, daß Rydag sie jetzt korrigierte und sie sich an ihn wandten, um sich – was die Bedeutung der Handzeichen und Gebärden betraf – bei ihm Bestätigung zu holen. Rydag nahm plötzlich eine ganz neue Stellung unter seinen Altersgenossen ein.
Immer noch neben Nezzie sitzend, sah Ayla zu, wie die Kinder sich gegenseitig stumme Zeichen machten. Sie mußte lächeln, als sie sich ausmalte, was Iza wohl zu Kindern der Anderen gesagt hätte, die wie der Clan sprachen, gleichzeitig jedoch auch lachten und Laute ausstießen. Irgendwie, dachte Ayla, hätte die alte Medizinfrau es bestimmt verstanden.
»Du hast wohl recht. Das ist seine Art zu sprechen«, sagte Nezzie.
»Noch nie habe ich ihn etwas so schnell begreifen sehen. Ich hatte ja keine Ahnung, daß Flach … – wie nennst du sie noch?«
»Clan. Sie sagen Clan. Bedeutet … Familie … die Leute … Menschen. Der Clan des Höhlen-Löwen, Leute, die Großen Höhlen-Löwen verehren; ihr sagen: Mamutoi, Mammutjäger, die Mutter verehren«, erwiderte Ayla.
»Clan … Ich hatte ja keine Ahnung, daß sie so reden könnten, ja, hätte nie gedacht, daß man mit den Händen so viel ausdrücken kann … Und noch nie habe ich Rydag so glücklich gesehen.« Die Frau zögerte, und Ayla spürte, daß sie nach einer Möglichkeit suchte, noch etwas mehr zu sagen. Sie wartete, um ihr Gelegenheit zu geben, ihre Gedanken zu sammeln.
»Was mich überrascht hat, war, daß du ihn so schnell liebgewonnen hast«, fuhr Nezzie fort. »Manche lehnen ihn ab, weil er von gemischten Geistern ist, und den meisten Menschen ist in seiner Gegenwart unbehaglich zumute. Aber du scheinst ihn zu mögen.«
Ayla antwortete nicht sofort, sondern musterte die ältere Frau erst und war sich nicht sicher, was sie sagen sollte. Dann jedoch überlegte sie es sich und sagte: »Ich habe jemand wie ihn gekannt … meinen Sohn. Meinen Sohn, Durc.«
»Deinen Sohn?« Nezzies Stimme verriet Überraschung, doch konnte Ayla nichts entdecken, was auf Abwehr oder Ekel hingewiesen hätte, wie sie sich so deutlich auf Frebecs Gesicht gemalt hatten, als er gestern abend von den Flachköpfen und von Rydag gesprochen hatte. »Du hattest einen Sohn von gemischten Geistern? Wo ist er? Was ist mit ihm geschehen?«
Zorn verdunkelte Aylas Gesicht. Während der Zeit, da sie allein in ihrem Tal gelebt hatte, hatte sie die Gedanken an ihren Sohn tief in sich vergraben; doch wo sie jetzt Rydag gesehen hatte, waren sie wieder lebendig geworden. Nezzies Fragen weckten schmerzliche Erinnerung und Gefühle, die an die Oberfläche drängten und die sie nicht erwartet hatte. Jetzt mußte sie sich ihnen stellen.
Nezzie war offen und freimütig wie allen anderen auch, und ihre Fragen waren ganz spontan gekommen; aber sie besaß auch großes Feingefühl.
»Es tut mir leid, Ayla. Ich hätte …«
»Keine Sorge, Nezzie«, sagte Ayla und zwinkerte, um die Tränen zurückzuhalten. »Ich weiß, Fragen tauchen auf, wenn ich von Sohn spreche. Es … es schmerzt … an Durc zu denken.«
»Du brauchst nicht über ihn zu sprechen.«
»Manchmal müssen über Durc reden.« Ayla hielt inne, doch dann gab es kein Halten mehr. »Durc ist bei Clan. Als sie stirbt, Iza … meine Mutter, wie du Mutter von Rydag … sagen, ich nach Norden gehen, meine Leute

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