Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
hatte, dann durch eigene Versuche, kurz, durch ausdauernde Übung. Daß sie dann die Doppelsteintechnik entwickelt hatte, war aus Selbstschutz heraus geschehen, nachdem ein erster Stein einmal sein Ziel verfehlt hatte und sie einem angreifenden Luchs nur mit knapper Not entkommen war. Sie hatte einfach nicht gewußt, daß die meisten Menschen das für unmöglich gehalten hätten; es war ja niemand dagewesen, es ihr zu sagen.
Wiewohl sie sich nicht darüber im klaren war, war es doch zweifelhaft, daß sie je jemand kennenlernen würde, der ihrem Können das Wasser reichen konnte; und was letzteres betraf, so interessierte sie das nicht im geringsten. Gegen jemand anzutreten, um herauszufinden, wer der bessere von ihnen beiden wäre, besaß keinerlei Reiz für sie. Sie lag nur mit sich selbst im Wettstreit; sie hatte immer nur den Wunsch gehabt, ihr eigenes Können zu vervollkommnen. Sie kannte ihre Fähigkeiten, und wenn sie an irgendwelche neuen Techniken dachte, wie zum Beispiel den Doppelsteinwurf oder die Jagd vom Rücken des Pferdes aus, probierte sie mehrere Möglichkeiten aus, und wenn sie fand, daß es mit einer gehen könnte, übte sie diese so lange, bis es funktionierte.
Es war einen Augenblick lang völlig still, dann stießen die Menschen die angehaltene Luft aus, und es erhob sich erstauntes Gemurmel. Ranec fing an, sich mit den Händen auf die Schenkel zu klatschen, und bald applaudierte das gesamte Lager auf diese Weise. Ayla war sich nicht sicher, was das zu bedeuten hätte, und sah Jondalar fragend an. Er strahlte vor Vergnügen, und sie begann zu begreifen, daß dies wohl ein Zeichen von Beifall, von Zustimmung sei.
Auch Tulie applaudierte, wenn auch nicht ganz so ausgelassen wie manche von den anderen; sie wollte nicht den Eindruck vermitteln, allzu beeindruckt zu sein, doch war Jondalar sich sicher, daß sie genau das war.
»Wenn ihr meint, das sei etwas Besonderes gewesen, dann seht euch mal dies hier an!« sagte er und bückte sich, um noch zwei Brocken Erde aufzuheben. Er sah, daß Ayla ihn nicht aus den Augen ließ und bereits zwei neue Steine bereithielt. Er warf beide Brocken gleichzeitig in die Luft. Ayla schoß erst den einen, dann den anderen Stein ab, und die Erdbrocken kamen als Staub wieder herunter. Daraufhin warf er nochmals zwei Brocken in die Luft, und auch diese brachte sie zum Auseinanderplatzen, ehe sie die Erde wieder erreicht hatten.
Taluts Augen funkelten vor Aufregung. »Sie ist gut!« erklärte er.
»Wirf du zwei in die Höhe«, sagte Jondalar zu ihm. Dann suchte er Aylas Blick, hob selbst noch zwei Lößbrocken auf und hielt sie in die Höhe, um sie ihr zu zeigen. Sie griff in den Beutel und holte vier Steine heraus, von denen sie zwei in jeder Hand hielt. Es erforderte schon ein ungewöhnliches Maß an Koordination der Bewegungen, vier Steine einzulegen und mit einer Schleuder abzufeuern, ehe vier in die Luft geworfene Erdbrocken wieder auf die Erde zurückfielen, doch das mit einer solchen Zielgenauigkeit zu tun, daß diese auch noch getroffen wurden – da mußte sie schon ihr ganzes Können aufbieten. Jondalar bekam mit, wie Barzec und Manuv eine Wette abschlossen. Manuv setzte auf Ayla. Nachdem Ayla der kleinen Nuvie das Leben gerettet hatte, traute er ihr alles zu. Jondalar warf die Brocken einen nach dem anderen mit seiner Rechten in die Luft, während Talut zwei weitere Batzen hoch in die Luft warf.
Die ersten beiden – einer der von Jondalar und einer der von Talut geworfenen – wurden in rascher Folge getroffen. Staub rieselte hernieder. Allerdings bedurfte es zusätzlicher Zeit, die beiden anderen Steine von einer Hand in die andere zu übergeben. Jondalars zweiter Brocken fiel bereits, während Taluts zweiter seine Geschwindigkeit verlangsamte, da er sich dem höchsten Punkt näherte, ehe Ayla die Schleuder wieder schußbereit hatte. Sie nahm das niedrigste Ziel aufs Korn, das immer schneller herunterkam, und ließ einen Stein aus der Schleuder herausfahren. Sie sah ihn treffen, wartete länger, als sie es hätte tun sollen, bis sie wieder nach dem losgelassenen Ende der Schleuder griff. Sie mußte sich beeilen.
Mit einer tausendmal geübten und daher mühelosen Bewegung ließ Ayla den letzten Stein in die Schleuder gleiten und wirbelte ihn dann schneller heraus, als irgend jemand glauben mochte. Der letzte Erdklumpen stob auseinander, kurz bevor er den Boden erreichte.
Jubelrufe wurden laut, und das Lager beglückwünschte sie mit lautem
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