Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
Gras nieder und machten die Bahn auf diese Weise noch deutlicher kenntlich. Andere holten Speere heraus, dann kam jemand auf den Gedanken, einen alten Strohsack mit Gras und getrocknetem Mammutdung auszustopfen und mit schwarzer Holzkohle Figuren als Ziele darauf zu malen.
Bei diesen Vorbereitungen, die unbeabsichtigt immer umfangreicher wurden, fing Ayla an, eine Morgenmahlzeit für Jondalar, Mamut und sich selbst zu bereiten. Bald gehörte das gesamte Herdfeuer des Löwen dazu, damit Nezzie sich ganz der Zubereitung des großen Festmahls widmen konnte. Talut steuerte von sich aus von seinem gegorenen Getränk für die Abendmahlzeit bei, und so kamen allmählich alle in eine festliche Stimmung, denn für gewöhnlich rückte er damit nur heraus, wenn Gäste da waren oder es etwas zu feiern gab. Dann verkündete Ranec, er werde sein Spezialgericht zubereiten. Ayla wunderte sich, daß er überhaupt kochen konnte, und alle anderen freuten sich auf die Aussicht, davon zu kosten. Tornec und Deegie sagten, wo sie schon feierten, könnten sie genausogut etwas … tun. Was genau sie ›tun‹ wollten, verstand Ayla nicht, doch wurde diese Ankündigung mit noch größerer Begeisterung aufgenommen als Ranecs Spezialgericht.
Als das Frühstück beendet und aufgeräumt worden war, lag die Erdhütte verlassen da. Ayla war die letzte, die hinausging. Als sie den Vorhang des Eingangs hinter sich fallen ließ, ging ihr auf, daß der Vormittag schon ziemlich weit fortgeschritten war. Die Pferde waren ein wenig näher gekommen, und Winnie hatte den Kopf in die Höhe geworfen und grüßend bei Aylas Erscheinen geschnaubt. Die Speere hatte sie auf der Steppe gelassen, doch ihre Schleuder hatte sie mit zurückgebracht und hielt sie nebst einem Beutel mit runden Kieseln, die sie aus dem Uferkies herausgelesen hatte, in der Hand. Sie trug keinen Leibriemen um den schweren Überwurf, in den sie die Schleuder hätte hineinstopfen können; und sie hatte auch keinerlei Gewandfalten, in denen sie ihre Wurfgeschosse hätte unterbringen können. Überwurf und Hemd waren ziemlich eng anliegend.
Das gesamte Lager nahm an dem Wettkampf Anteil; fast alle waren sie bereits den Hang hinauf und warteten gespannt auf die Dinge, die da kommen sollten. Ayla schickte sich an, gleichfalls hinaufzusteigen, da sah sie Rydag geduldig auf jemand warten, der ihn bemerkte und ihn hinauftrug. Doch diejenigen, die das für gewöhnlich taten – Talut, Danug und Jondalar –, waren bereits oben auf der Steppe.
Ayla lächelte dem Kind zu, ging hin, um es auf den Arm zu nehmen – da kam ihr ein Einfall. Sie drehte sich um und pfiff nach Winnie. Stute und Füllen kamen sofort herbeigetrabt und schienen so froh, sie zu sehen, daß Ayla aufging, wie wenig Zeit sie in letzter Zeit mit ihnen zusammen verbracht hatte. Es waren so viele Menschen da, die ihre Zeit in Anspruch nahmen. Sie nahm sich vor, zumindest solange das Wetter so blieb, jeden Morgen ein wenig auszureiten. Dann nahm sie Rydag hoch und setzte ihn Winnie auf den Rücken, damit diese ihn den steilen Hang hinauftrug.
»Halte dich an der Mähne fest, damit du nicht hintenüberfällst«, schärfte sie ihm ein.
Er nickte und packte das struppige schwarze Haar, das auf dem Halsrücken der sonst falbfarbenen Stute in die Höhe stand, und stieß vor Glück einen Seufzer aus.
Es lag eine erwartungsvolle Spannung in der Luft, als Ayla die Bahn fürs Speerwerfen betrat, und ihr wurde bewußt, daß bei aller festlichen Stimmung der Wettstreit zu einer überaus ernsten Angelegenheit geworden war. Durch die Wette war mehr daraus geworden als eine reine Demonstration. Ayla ließ Rydag auf Winnies Rücken sitzen, damit er besser sehen könnte, und stellte sich still neben die Pferde, um sie ruhigzuhalten. Sie fühlten sich zwar schon wohler unter all den vielen Menschen, doch spürte die Stute die Spannung, die in der Luft hing, und Renner wiederum spürte immer, in welch einer Stimmung seine Mutter sich befand.
Erwartungsvoll wirbelten die Menschen durcheinander. Ein paar von ihnen warfen eigene Speere die inzwischen deutlich niedergetrampelte Bahn hinunter. Für den Beginn des Wettkampfes war keine besondere Zeit bestimmt worden, und doch schien jeder wie auf ein Zeichen hin den genauen Zeitpunkt zu wissen, da er die Bahn freimachen und verstummen sollte. Talut und Jondalar standen zwischen zwei Pfosten und sahen sich die Wurfbahn genau an. Neben ihnen stand Tulie. Obwohl Jondalar ursprünglich gesagt hatte, er wette,
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