Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
Speerspitze aus Knochen die richtige Form verlieh. Man besprach, wie man an Rohmaterialien he rankam, und plante gemeinsame Reisen, um sie zu beschaffen.
Nicht zuletzt konnte man sich hier auch einfach darüber un terhalten, wer sich für wen interessierte, wer Schwierigkeiten mit einer Gefährtin oder einem Gefährten oder deren Mutter hatte, wessen Tochter, Sohn oder Herdfeuer-Kind gerade lau fen oder sprechen lernte, ein Werkzeug gebastelt, eine gute Stelle zum Beerenpflücken gefunden, ein Tier aufgespürt oder zum ersten Mal eines erlegt hatte. Ayla verstand rasch, dass dies ein Ort war, an dem man nicht nur ernsthafter Arbeit nachging, sondern auch den Zusammenhalt und das Gemein schaftsgefüge pflegte.
»Da wir keine Fackeln dabei haben«, sagte Jondalar, »ma chen wir uns besser auf, ehe es zu dunkel ist, um den Weg zu finden. Außerdem gibt es, wenn wir morgen tatsächlich jagen gehen, einige Dinge, die wir mitnehmen müssen, und wir wer den früh aufbrechen.«
Die Sonne war bereits untergegangen, und ihr letztes Licht tauchte den Himmel in zarte Farben, als sie schließlich zu der Brücke hinuntergingen, die über die Schlucht führte. Sie schrit ten hinauf zu der Felsnische der Neunten Höhle der Zelandonii, der Heimat von Jondalar und seinem Volk. Als der Pfad wieder eben wurde, sah Ayla an der Unterseite des Felsüberhangs den Widerschein mehrerer Feuer. Es war ein willkommener An blick. Die Tiergeister beschützten Ayla und halfen ihr, zu ver stehen, wer sie war - doch wie man Feuer machte, das wussten nur die Menschen.

12
    Es war noch dunkel, als sie ein sachtes Klopfen am Türpfos ten hörten. »Die Zelandonia bereiten die Jagdzeremonie vor«, sagte eine Stimme.
    »Wir kommen gleich«, erwiderte Jondalar leise.
    Sie waren bereits wach, aber noch nicht angekleidet. Ayla kämpfte gegen eine leichte Übelkeit an und überlegte, was sie anziehen sollte, obwohl sie nicht viel Auswahl hatte. Sie würde sich unbedingt einige Kleider nähen müssen. Vielleicht fielen bei der Jagd ein oder zwei Tierhäute für sie ab. Sie betrachtete noch einmal die ärmellose Tunika und die wadenlangen Bein linge, die Knabenunterwäsche, die Marona ihr gegeben hatte, und traf eine Entscheidung. Es gab wirklich keinen Grund, die se Kleider nicht zu tragen. Sie waren bequem, und im Lauf des Tages würde es sicher heiß werden.
    Jondalar sah, wie sie die Sachen anzog, doch er schwieg. Schließlich waren sie ein Geschenk gewesen, und Ayla konnte damit machen, was sie wollte. Er blickte auf, als seine Mutter aus ihrem Schlafraum trat.
    »Ich hoffe, wir haben dich nicht geweckt, Mutter«, sagte er.
    »Nein, habt ihr nicht. Obwohl ich seit Jahren nicht mehr mit auf die Jagd gehe, bin ich kurz davor immer noch ein bisschen aufgeregt. An der Planung und den Ritualen nehme ich nach wie vor gerne teil. Ich gehe also mit zur Zeremonie.«
    »Wir gehen beide«, sagte Willamar und kam hinter dem Wandschirm hervor, der den Schlafraum vom Rest des Wohn platzes trennte.
    »Und ich auch«, meldete sich Folara. Sie streckte den zer zausten Kopf herein, gähnte und rieb sich schlaftrunken die Augen. »Ich brauche nur noch etwas Zeit, um mich anzuziehen.« Plötzlich riss sie die Augen auf. »Ayla! Willst du das wirklich tragen?«
    Ayla schaute an sich hinunter und richtete sich kerzengerade auf. »Ich habe das ›geschenkt‹ bekommen«, sagte sie in kämp ferischem Ton, »und deshalb werde ich es auch tragen. Außer dem«, fügte sie mit einem Lächeln hinzu, »besitze ich nicht viele Kleider, und in diesen hier kann man sich gut bewegen. Solange es morgens noch kühl ist, kann ich mir ein wärmendes Fell umhängen, und später, wenn es heiß wird, ist diese Klei dung angenehm leicht. Ich finde sie wirklich sehr zweckmä ßig.«
    Nach einem Moment betretener Stille fing Willamar an zu ki chern. »Wisst ihr was - ich glaube, sie hat Recht. Ich wäre nie darauf gekommen, Winterunterwäsche zu einer Jagd im Som mer zu tragen, aber was spricht eigentlich dagegen?«
    Marthona betrachtete Ayla prüfend, dann lächelte sie ver schmitzt. »Wenn Ayla das trägt«, sagte sie, »haben die Leute etwas zu reden. Die älteren Frauen werden sich ereifern, doch andere werden finden, dass Ayla unter den gegebenen Umstän den durchaus das Richtige tut, und in einem Jahr wird die Hälf te der jungen Frauen so aussehen.«
    Jondalar war anzusehen, wie er sich merklich entspannte. »Meinst du wirklich, Mutter?«
    Er hatte nicht gewusst, wie er reagieren sollte, als

Weitere Kostenlose Bücher