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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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tiefer in den gewaltigen Raum vordrangen, konnten sie zunächst nur das Innere einer riesigen Höhle erkennen, die offensichtlich von Bären benutzt worden war. Ayla war sich nicht sicher, glaubte aber, dass eine Höhle, und wäre sie noch so groß, nur von jeweils einem Bären in einer Jahreszeit benutzt wurde. Der Boden war von vielen ovalen Kuhlen durchsetzt, ein Anzeichen dafür, dass Bären die Höhle über sehr lange Zeit aufgesucht hatten, und die Kratzer der Bärenklauen an den Wänden ließen keinen Zweifel daran aufkommen, von wem die Kuhlen stammten. Wolf hielt sich dicht an ihrer Seite und streifte gelegentlich ihr Bein, was beruhigend war.
    Nachdem sie so tief in die Höhle vorgedrungen waren, dass kein Tageslicht mehr sichtbar war und sie ihren Weg nur mit Hilfe der Fackeln finden konnten, spürte Ayla allmählich die Kälte. Sie hatte eine warme Tunika mit langen Ärmeln und eine Kopfbedeckung für sich mitgenommen, dazu einen längeren Umhang mit Kapuze für ihr Kind. Sie blieb stehen und band Jonaylas Tragedecke los, doch sobald die Kleine von der Wärme ihrer Mutter entfernt war, bemerkte auch sie die Kälte und begann zu zappeln. Rasch kleidete Ayla sie beide an, und als Jonayla wieder an ihre Mutter geschmiegt lag und deren Wärme spürte, beruhigte sie sich. Die anderen beiden hatten ebenfalls wärmere Kleidung übergezogen.
    Als sie weitergingen, begann die Erste zu singen. Ayla und Jondalar blickten sie erstaunt an. Zunächst war es ein leises Summen, doch nach einer Weile sang sie lauter, auch wenn sie keine Wörter benutzte, und veränderte die Tonart. Ihre Stimme war so voll und wohlklingend, dass sie die riesige Höhle anzufüllen schien, und ihre Begleiter fanden es wunderschön.
    Sie hatten etwa fünfhundert Schritte zurückgelegt und gingen zu dritt nebeneinander, Zelandoni zwischen Ayla und Jondalar, als sich der Klang der Frauenstimme scheinbar veränderte und als Echo nachhallte. Plötzlich überraschte Wolf sie alle und fiel mit dem unheimlichen Heulen des Wolfsgesangs ein. Jondalar lief ein Schauer über den Rücken, und Ayla spürte, wie sich Jonayla wand, als wolle sie ihr den Rücken hinaufkrabbeln. Dann streckte die Donier abrupt beide Hände aus, ohne ihren Gesang zu unterbrechen, und hielt ihre Begleiter an. Sie blickten zu ihr, und da sie auf die linke Wand schaute, drehten sich die beiden neugierig um. In diesem Moment entdeckten sie den ersten Hinweis darauf, dass die Höhle mehr war als eine riesige, recht beängstigende leere Grotte, die ihnen endlos vorkam. Zuerst erkannte Ayla nur ein paar rötliche Feuersteinknollen, die sie bisher schon an allen Wänden gesehen hatte. Dann fielen ihr hoch oben an der Wand ein paar schwarze Markierungen auf, die anscheinend nicht natürlichen Ursprungs waren. Plötzlich verlieh ihr Verstand dem, was ihre Augen sahen, einen Sinn. An die Wand waren die schwarzen Umrisse eines Mammuts gemalt. Bei genauerem Hinschauen erkannte sie drei nach links gerichtete Mammuts, als wollten sie aus der Höhle hinausmarschieren. Hinter dem letzten tauchte der Umriss eines Wisentrückens auf und, leicht überlagert, die charakteristische Form von Kopf und Rücken eines weiteren, nach rechts gerichteten Mammuts. Etwas weiter oben waren ein Kopf mit der typischen Bartform, ein Auge, zwei Hörner und der Höcker eines weiteren Wisents zu sehen. Insgesamt sechs Tiere waren nach dem ersten Eindruck auf der Wand dargestellt. Ayla fröstelte plötzlich.
    »Ich habe schon oft ein Lager vor dieser Höhle aufgeschlagen und wusste nichts von denen hier. Wer hat das gemalt?«, fragte Jondalar.
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte Zelandoni. »Niemand weiß es genau, die Alten, die Vorfahren. Sie werden in den Legenden der Alten nicht erwähnt. Man sagt, vor langer Zeit habe es hier viele Mammuts und Wollnashörner gegeben. Wir finden viele alte Knochen und vergilbte Stoßzähne, sehen diese Tiere aber nur noch ganz selten. Wird eines entdeckt, ist es immer ein besonderes Ereignis, wie dieses Nashorn, das die Jungen im vergangenen Jahr töten wollten.«
    »Dort, wo die Mamutoi leben, gab es anscheinend viele
    Mammuts«, sagte Ayla.
»Ja, wir sind mit ihnen auf eine große Jagd gegangen«,
berichtete Jondalar. Nachdenklich fügte er hinzu: »Aber
dort ist es anders. Viel trockener und kälter. Weniger
Schnee. Als wir mit den Mamutoi Mammuts jagten, wehte der Wind den Schnee nur über das trockene Gras der offenen Landschaft. Sieht man hier Mammuts eilig nach Norden

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