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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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unterirdischen Tiefen
anzutreffen war. Sie fragte sich, was es sonst noch in dieser
riesigen Höhle geben konnte.
Jondalars Fackellicht leuchtete ihm um den Felsvorsprung voraus, an dem sich die Richtung änderte. Zelandoni wartete, bis sie alle beisammen waren, einschließlich
Wolf.
Dann schlug sie vor: »Ein kleines Stück weiter wird es
wieder eben, und dort gibt es ein paar gute Steine, auf denen man sitzen kann. Da sollten wir haltmachen, etwas essen und unsere kleinen Wasserbeutel auffüllen.« »Ja, Jonayla ist aufgewacht, ich muss sie stillen. Sie wäre
wahrscheinlich schon vor einiger Zeit wach geworden, aber
die Dunkelheit und meine Bewegungen haben sie ruhig gehalten.«
Zelandoni begann wieder zu summen, bis sie eine Stelle
erreichten, an der die Höhle einen anderen Klang zurückwarf. Ihre Stimme war klarer, während sie sich einem kleinen Seitentunnel zur Linken näherten. An dessen Öffnung
blieb sie stehen.
»Das ist die Stelle.«
Ayla war froh, ihren Tragesack und die Speerschleuder
ablegen zu können. Jeder suchte sich einen bequemen Stein, und Ayla holte die geflochtenen Matten heraus. Kaum hatte sie ihr Kind angelegt, begann Jonayla begierig zu saugen. Zelandoni nahm drei Talglampen aus ihrem Gepäck, eine verzierte aus Sandstein, die Ayla sie schon vorher hatte benutzen sehen, und zwei aus Kalkstein. Alle drei Lampen waren zu kleinen Schalen mit geradem Griff am Rand geformt und geschliffen worden. Die Erste fand das sorgfältig verpackte Dochtmaterial und zog sechs Streifen
aus getrockneten Röhrenpilzen heraus.
»Wo ist der Schlauch mit dem Talg, den du bei dir hattest,
Ayla?«, fragte die Frau.
»In dem Fleischbehälter aus Rohleder in Jondalars Tragegestell.«
Jondalar holte die Verpflegung und den großen Wasserbeutel heraus, den er ebenfalls auf dem Rücken getragen
hatte, und brachte beides zu Ayla. Er öffnete den Rohlederbehälter, und sie deutete auf den Darm, der mit sauberem
weißen Talg gefüllt war, ausgelassenes, hartes Nierenfett,
was ihm mehr Gehalt verlieh. Den reichte er der Donier. Während Jondalar die kleinen Wasserbeutel aus dem
großen auffüllte, drückte Zelandoni Talgklümpchen in die
Vertiefungen der drei Steinlampen und schmolz das Fett
mit Hilfe ihrer Fackel, bevor sie jeweils zwei getrocknete
Pilzdochte hineinlegte. Dabei achtete sie darauf, dass die
oberen Enden aus dem flüssigen Fett ragten. Als sie die
Lampen anzündete, zischten und flackerten sie ein wenig,
aber die Hitze zog das Fett in die Dochte, und bald hatten
sie drei zusätzliche Lichtquellen, die ihnen in der absoluten
Dunkelheit der Höhle sehr hell vorkamen.
Jondalar verteilte die Verpflegung, die sie für ihren Ausflug vorbereitet hatten. Sie legten die gebratenen Hirschfleischstücke in ihre Essschalen und benutzten ihre Becher
für die kalte Brühe mit gekochtem Gemüse aus einem anderen Wasserbeutel. Die langen Stücke wilder Möhren,
kleine, runde stärkehaltige Wurzeln, zerschnittene Distelstängel, Hopfenschösslinge und wilde Zwiebeln waren ganz
weich und mussten kaum gekaut werden; sie tranken sie
mit der Suppe.
Ayla hatte auch ein wenig Fleisch für Wolf abgeschnitten.
Sie gab es ihm und ließ sich dann nieder, um zu essen, während sie ihre Tochter zu Ende stillte. Ihr war aufgefallen,
dass Wolf zwar unterwegs ein bisschen herumgestromert
war, sich aber nie weit entfernt hatte. Wölfe konnten in der
Dunkelheit erstaunlich gut sehen, und manchmal sah sie
seine Augen in dunklen Nischen der Höhle aufblitzen. Ihn
in ihrer Nähe zu haben, gab ihr ein Gefühl der Sicherheit.
Falls etwas Unvorhergesehenes geschah und sie ihr Feuer
verloren, könnte er sie bestimmt allein anhand seines Geruchssinns aus jeder Höhle hinausführen.
Während alle schweigend aßen, lenkte Ayla ihre Aufmerksamkeit auf die Umgebung und nahm sie mit all ihren
Sinnen wahr. Das Licht ihrer Lampen erhellte nur einen begrenzten Raum um sie herum. Der Rest der Höhle war
schwarz, eine tiefe, alles einhüllende Dunkelheit, die man
draußen selbst in der finstersten Nacht nicht antraf, doch
wenngleich sie nicht über den Lichtkreis der kleinen Flammen in ihren Lampen hinaussehen konnte, gelang es ihr,
das leise Murmeln der Höhle zu hören.
Sie hatte gesehen, dass der Boden und die Steine an manchen Stellen ziemlich trocken waren. Andere glitzerten
feucht, da das Wasser von Regen und Schneeschmelze langsam, mit unendlicher Geduld durch den Kalkstein sickerte,
unterwegs kalkhaltige Ablagerungen sammelte und Tropfen
für Tropfen

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