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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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zuerst
geradeaus gehen, dann kehrtmachen, hierher zurückkommen und nach links biegen. Dann wieder umkehren und
den Rückweg antreten, hinaus aus der Höhle. Wir können
auch nur nach links gehen und dann umkehren.« »Ich finde, das solltest du entscheiden«, meinte Ayla. »Ayla hat Recht. Du hast das bessere Gefühl für die Entfernung und weißt, wie müde du bist«, stimmte Jondalar
zu.
»Ich bin ein wenig müde, aber es kann sein, dass ich nie
wieder herkomme«, erwiderte Zelandoni. »Und morgen
kann ich mich ausruhen, entweder auf dem Lagerplatz oder
auf diesem Pferdesitz. Wir gehen geradeaus, bis wir die
nächste Stelle finden, die uns der Heiligen Unterwelt der
Mutter näher bringt.«
»Ich glaube, diese ganze Höhle ist nahe an ihrer Unterwelt. « Ayla spürte ein Kribbeln in der Hand, mit der sie
den Stein berührt hatte.
»Du hast natürlich Recht, und das macht es umso schwieriger, die speziellen Orte zu finden«, erwiderte die Erste. »Ich glaube, diese Höhle könnte uns direkt in die Andere
Welt führen, selbst wenn die im Mittelpunkt der Erde
liegt«, bemerkte Jondalar.
»Ja, diese Höhle ist noch viel größer, und es gibt viel mehr
zu sehen, als an diesem einen Tag zu schaffen ist. Die unteren Höhlen werden wir erst gar nicht aufsuchen.« »Hat sich schon mal jemand hier drin verlaufen?«, fragte
Jondalar. »Das dürfte eigentlich nicht schwerfallen.« »Davon weiß ich nichts. Wenn wir hierherkommen, sorgen wir immer dafür, jemanden bei uns zu haben, der mit
der Höhle vertraut ist und den Weg kennt. Und wenn wir
schon davon sprechen, hier an dieser Stelle füllen wir für
gewöhnlich die Lampen nach, glaube ich.«
Jondalar holte den Talg heraus, und nachdem die Frauen
etwas in die Steinlampen gefüllt hatten, überprüften sie die
Dochte und zogen sie etwas weiter aus dem Fett, damit sie
heller brannten. Bevor sie weitergingen, sagte die Erste:
»Wenn man hallende Geräusche erzeugt, hilft das, den Weg
zu finden. Manche benutzen Flöten, daher sollten deine
Vogelpfiffe auch funktionieren, Ayla. Versuch es doch mal.« Ayla war etwas befangen und wusste nicht so recht, welchen Vogel sie wählen sollte. Schließlich entschied sie sich
für die Feldlerche und dachte an den Vogel mit den dunklen
Flügeln und dem langen, weiß umrandeten Schwanz, den
kräftigen Strichen auf der Brust und dem kleinen Häubchen
auf dem Kopf. Die Vögel trippelten, statt zu hüpfen, und
versteckten ihre Nester aus Gras am Boden. Eine aufgescheuchte Feldlerche schmetterte ein perlendes Zwitschern, aber ihr Morgengesang wurde lange durchgehalten,
während sie hoch in den Himmel aufflog. Das war der
Klang, den Ayla von sich gab.
Ihre perfekte Nachahmung des Lerchengesangs stand in
einem fast unheimlichen Missverhältnis zu der undurchdringlichen Dunkelheit der Höhle und hatte etwas seltsam
Unpassendes, Quälendes, das Jondalar einen Schauer über
den Rücken jagte. Zelandoni versuchte es zu verbergen,
aber selbst sie überkam ein unerwartetes Zittern. Wolf
spürte es ebenfalls, und das ließ er sich auch anmerken.
Sein erstaunlicher Wolfsgesang hallte durch den gewaltigen
Raum und weckte Jonayla. Sie begann zu weinen, aber Ayla
hörte sofort, dass es kein furchtsames oder verstörtes Weinen war, vielmehr ein lautes Heulen, das Wolf zu begleiten
schien.
»Ich wusste, dass er zur Zelandonia gehört«, wiederholte
die Erste und fiel mit ihrer vollen Stimme ein.
Jondalar schwieg verblüfft. Als die Geräusche verstummten, lachte er verhalten, doch dann lachte Zelandoni auch,
was sein herzhaftes Gelächter auslöste, das Ayla so liebte
und ebenfalls zum Lachen brachte.
»Ich glaube, diese Höhle hat seit langer Zeit nicht so viel
Lärm gehört«, sagte Die Eine, Die Die Erste Ist. »Das dürfte
der Mutter gefallen.«
Beim Weitergehen probierte Ayla eine Vielzahl von Vogelrufen aus und glaubte nach kurzer Zeit eine Veränderung im Widerhall wahrzunehmen. Sie blieb stehen, schaute auf die Wände, erst nach rechts, dann nach links, und
entdeckte ein Fries mit drei Nashörnern. Die Tiere waren
nur schwarz umrissen, doch die Figuren vermittelten ein
Gefühl von Rauminhalt und eine Genauigkeit der Konturen,
die sie bemerkenswert realistisch erscheinen ließ. Das Gleiche galt für die eingeritzten Tiere. Von einigen Tieren, die
sie gesehen hatte, vor allem den Mammuts, waren nur die
Umrisse des Kopfes und die charakteristische Form des
Rückens dargestellt, manchen waren zwei Striche für die
Stoßzähne hinzugefügt worden, andere

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