Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
nicht mehr als andere hier, die der Nächsten Welt nahe sind, aber sie ist meine Mutter«, antwortete die Gehilfin.
Zelandoni nickte verständnisvoll. »Wenn du willst, könnten wir nach ihr sehen.«
»Dafür wäre ich dankbar, aber ich wollte nicht darum bitten. Meine Zelandoni hat ihr geholfen, solange sie hier war, und hat mir Anweisungen gegeben, aber Mutter scheint es schlechter zu gehen. Sie fühlt sich viel unwohler, und ich kann ihr nicht helfen.«
Ayla erinnerte sich, die Zelandoni von Sommerlager im letzten Jahr kennengelernt zu haben. Da jede Höhle von Drei Felsen eine eigene Zelandoni hatte, war man zu dem Entschluss gekommen, dass die Neunundzwanzigste Höhle zu viel Einfluss bekäme, wenn alle drei eine entscheidende Stimme beim Treffen der Zelandonia hätten. Daher war eine vierte Donier gewählt worden, um die gesamte Höhlengemeinschaft zu vertreten, was viel Zeit und großes Geschick im Umgang mit Menschen erforderte. Gemeinsam mit den anderen drei Zelandoni bildete sie eine Art DonierRat. Ayla hatte die Zelandoni von Sommerlager als eine Frau mittleren Alters in Erinnerung, fast so dick wie die Erste, aber nicht hochgewachsen, sondern eher klein, warmherzig und mütterlich. Ihr Titel lautete Mittlerin der Westgrotte der Neunundzwanzigsten Höhle, obwohl sie eine ausgebildete Zelandoni war und ihr das Ansehen und der Rang ihrer Stellung in vollem Umfang zustanden.
Die junge Gehilfin war allem Anschein nach erleichtert, dass jemand nach ihrer Mutter sehen würde, noch dazu jemand, der so bedeutend und kundig war, doch als sie sah, dass Jondalar das Gepäck von der Schleiftrage lud, und Aylas Kind auf ihrem Rücken erblickte, wurde sie unruhig. »Ihr solltet euch zuerst einrichten.«
Sie begrüßten alle Anwesenden, legten ihre Schlaffelle ab, führten die Pferde auf eine Wiese und stellten Wolf den Menschen vor, damit sie sich an ihn gewöhnten. Dann wandten sich Zelandoni und Ayla wieder der jungen Gehilfin zu.
»Was fehlt deiner Mutter denn?«, fragte Zelandoni.
»Ich bin mir nicht ganz sicher. Sie klagt über Magenschmerzen und Krämpfe und hat in letzter Zeit keinen Appetit. Ich sehe, dass sie immer dünner wird, und jetzt will sie ihren Schlafplatz gar nicht mehr verlassen. Ich bin sehr besorgt.«
»Das ist verständlich«, meinte Zelandoni. »Willst du mitkommen, Ayla?«
»Ja, aber erst muss ich Jondalar bitten, auf Jonayla aufzupassen. Ich habe sie gerade gestillt, also wird sie Ruhe geben.«
Sie brachte die Kleine zu Jondalar, der sich mit einem älteren Mann unterhielt. Dieser Mann wirkte weder schwach noch krank. Ayla nahm an, dass er wegen jemand anderem hiergeblieben war, so wie die junge Gehilfin. Jondalar freute sich, auf Jonayla aufpassen zu können, und streckte lächelnd die Arme nach ihr aus. Jonayla lächelte zurück. Sie war gern bei ihm.
Ayla kehrte zu den beiden Frauen zurück und folgte ihnen in die Wohnstätte, ähnlich denen der Neunten Höhle, doch diese war viel kleiner als die meisten, die sie gesehen hatte. Die Unterkunft bestand nur aus dem Schlafplatz für die kranke Frau und einem kleinen Vorrats- und Kochbereich. Zelandoni allein schien sie auszufüllen, und für die beiden jungen Frauen war kaum Platz.
»Mutter, Mutter!«, rief die Gehilfin. »Wir haben Besuch bekommen.«
Die Frau stöhnte und riss erstaunt die Augen auf, als sie die ausladende Gestalt der Ersten erblickte.
»Shevola?«, fragte sie mit heiserer Stimme.
»Ich bin hier, Mutter«, antwortete die Gehilfin.
»Warum ist die Erste hier? Hast du nach ihr geschickt?«
»Nein, Mutter. Sie hat nur zufällig hier haltgemacht und gesagt, sie würde nach dir schauen. Ayla ist auch hier.«
»Ayla? Ist das nicht Jondalars fremde Frau mit den Tieren?«
»Ja, Mutter. Sie hat sie mitgebracht. Wenn dir später danach ist, kannst du hinausgehen und sie dir anschauen.«
»Wie lautet der Name deiner Mutter, Gehilfin der Westgrotte der Neunundzwanzigsten Höhle?«, fragte Zelandoni.
»Vashona von Sommerlager, der Westgrotte der Neunundzwanzigsten Höhle. Sie wurde in Abglanz-Felsen geboren, bevor Drei Felsen sich vereinte«, erklärte die junge Frau leicht verlegen, denn sie merkte, dass sie nicht so viele Erklärungen abzugeben brauchte. Hier handelte es sich nicht um eine förmliche Vorstellung.
»Würde es dir etwas ausmachen, wenn Ayla dich untersucht, Vashona?«, fragte die Erste. »Sie ist eine fähige Heilerin. Möglicherweise werden wir dir nicht helfen können, aber wir möchten es versuchen.«
»Nein«, sagte
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