Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
überlebt, habe ich bereits
mit mehreren Leuten gesprochen, die persönlich von ihm
geschädigt wurden und erpicht darauf sind, es ihm heimzuzahlen. Die meisten haben Familienangehörige verloren
oder sind selbst überfallen worden. Wenn es sein muss,
werde ich ihn an sie übergeben, aber mir wäre es lieber,
wenn unsere Vorgehensweise funktioniert.«
Als Zelandoni die Erste den Korb mit Schierling anhob,
fiel ihr eine gleitende Bewegung auf. Sie packte den Korb
rasch und schob ihn beiseite. Darunter lag eine Schlange -
eine außergewöhnliche Schlange.
»Seht euch das an!«, rief die Frau.
Ayla und die Erste schnappten vor Überraschung nach
Luft. Die Schlange war klein, wahrscheinlich ziemlich jung,
und die roten Längsstreifen an ihrem Körper deuteten darauf hin, dass sie nicht giftig war, doch vorn teilten sich die
Streifen. Die Schlange hatte zwei Köpfe! Beide Zungen fuhren aus den Mäulern, prüften die Luft, dann setzte sich die
Schlange in Bewegung, aber etwas fahrig, als könnte sie
sich nicht entscheiden, wohin.
»Schnell, holt etwas, um sie zu fangen, bevor sie entwischt«, drängte die Erste.
Ayla fand eine kleine, wasserdicht geflochtene Schale.
»Darf ich die nehmen?«, fragte sie Zelandoni die Erste. »Ja, die ist gut«, antwortete sie.
Ayla stülpte die Schale rasch über die Schlange und
drückte sie fest auf den Boden, damit das Reptil nicht herausschlüpfen konnte.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Zelandoni die Erste. »Hast du etwas Flaches, das ich darunterschieben
kann?«, fragte Ayla.
»Ich weiß nicht. Vielleicht eine flache Schaufel. Geht das?
So eine wie die hier?« Sie nahm die Schaufel, mit der die
Asche aus der Feuerstelle geholt wurde.
»Ja, die ist ideal.« Ayla schob die Schaufel mit dem flachen Ende unter die Korbschale, hob beides auf, drückte
die Teile zusammen und drehte sie um. »Gibt es einen Deckel für diese Schale? Und eine Schnur, die ich darumbinden kann?«
Zelandoni die Erste fand eine kleine flache Schale und
reichte sie Ayla. Sie setzte die Korbschale mit der Schlange
ab, zog die Schaufel weg, drückte die flache Schale auf das
Korbgeflecht und band beides zusammen. Dann gingen die
drei Frauen hinaus, um ihre Morgenmahlzeit einzunehmen. Die Versammlung sollte beginnen, wenn die Sonne ihren
höchsten Stand erreicht hatte, doch die Menschen fanden sich schon vorher auf dem Abhang ein, um Sitz- und Stehplätze zu suchen, die so hoch waren, dass sie besser sehen und hören konnten. Obwohl allen der Ernst dieser Versammlung klar war, lag eine festliche, feierliche Stimmung in der Luft, hauptsächlich wegen des Beisammenseins, das noch dazu so ungeplant war. Außerdem waren alle froh,
diese üblen Burschen gefasst zu haben.
Als die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hatte, war der
Versammlungsbereich überfüllt. Zelandoni die Erste eröffnete die Zusammenkunft und begann mit der Begrüßung
der Ersten Unter Denen, Die Der Großen Erdmutter Dienen, sowie der übrigen Besucher. Sie erklärte, die Erste begleite ihre Gehilfin und ihren früheren Gehilfen, der nun
ein Zelandoni sei, auf ihrer Donier-Reise und sei gekommen, um die Älteste Heilige Stätte zu besichtigen. Sie erwähnte auch, die Gehilfin der Ersten und ihr Gefährte hätten Balderan und drei seiner Männer gefangen, als diese sie
überfallen wollten. Bei diesen Worten lief ein Raunen durch
die Zuhörer.
»Das ist der eigentliche Grund, warum wir diese Versammlung einberufen haben. Balderan hat jahrelang vielen
von euch Schmerz und Leid zugefügt. Doch jetzt, da wir ihn
gefasst haben, müssen wir entscheiden, was wir mit ihm
anfangen. Die Strafe, die wir ihm erteilen, sollten wir alle
als angemessen empfinden«, sagte Zelandoni die Erste. »Tötet ihn«, sagte ein Zuhörer in derart lautem Flüsterton, dass alle es hörten, auch die Zelandonia.
Die, Die Die Erste Ist, erwiderte: »Das mag die angemessene Strafe sein, aber die Frage ist, wer will es machen, und
wie? Es könnte sehr unheilvoll sein, wenn es nicht richtig
gehandhabt wird. Für uns alle. Die Mutter hat das Töten
anderer Menschen strengstens verboten, es sein denn, es
liegen außergewöhnliche Umstände vor. In dem Bemühen,
eine Lösung für den Umgang mit Balderan zu finden, wollen wir nicht so werden wie er.«
»Wie hat sie ihn gefangen?«, wollte jemand wissen. »Diese Frage solltest du ihr stellen«, erwiderte die Erste
und wandte sich zu Ayla.
In solchen Situationen wurde Ayla stets nervös, doch sie
holte tief Luft und versuchte, die

Weitere Kostenlose Bücher