Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
klagt über Schmerzen in den Gelenken, aber es ist mehr als das. Sie hat auch Schmerzen in der Brust, und wenn sie sich anstrengt, fällt ihr das Atmen schwer. Ich hatte immer vorgehabt, sobald wie möglich zum Sommertreffen nachzukommen, aber es gefiel mir gar nicht, sie zurückzulassen. Allerdings ging es ihr, als ich aufbrach, viel besser, zumindest hatte ich den Eindruck.«
»Wirklich?«, fragte Willamar mit ernster Miene.
»Sie sagte, wenn es ihr so gutgegangen wäre, als die Neunte Höhle aufbrach, wäre sie vielleicht mitgekommen, aber ich glaube nicht, dass sie den ganzen Weg zu Fuß hätte zurücklegen können.«
»Jemand hätte sie tragen können«, meinte Dalanar. »Ich habe Hochaman zwei Mal auf den Schultern bis zu den Großen Wassern des Westens getragen.« Dalanar wandte sich an Danug. »Hochaman war der Gefährte von Jerikas Mutter. Sie hatten den ganzen Weg von den Endlosen Meeren des Ostens zurückgelegt. Seine Tränen haben sich mit dem Salz der Großen Wasser des Westens vermischt, aber es waren Tränen der Freude. Sein größter Wunsch war, so weit zu gehen, wie das Land reicht, weiter als je ein Mensch vor ihm. Ich habe von niemandem gehört, der weiter gereist wäre.«
»Wir haben uns an die Geschichte erinnert, Dalanar, und wollten Marthona tragen«, sagte Ayla. »Aber sie wollte nicht auf Jondalars Schultern sitzen. Ich glaube, das erschien ihr nicht würdevoll genug. Sie wollte auch nicht auf Winnie reiten. Ich habe es ihr vorgeschlagen, aber sie lehnte ab. Sie mag die Pferde, aber die Vorstellung, auf einem zu reiten, bereitet ihr Angst.« Aylas Blick fiel auf die Schleiftrage, das schlichte Gerüst aus Stangen und Matten, das jetzt abgeladen am Boden lag. »Ich überlege gerade ... meinst du, sie hätte etwas dagegen, auf der Schleiftrage zu sitzen, Willamar?«
»Sie könnte doch auch auf einer Sänfte getragen werden«, schlug Dalanar vor. »Mit vier Leuten, einer an jeder Ecke, wäre das kein Problem. Sie ist nicht schwer.«
»Da könnte sie aufrecht sitzen und nach vorn blicken. Ich hätte große Lust, Jondalar zu sagen, er soll zurückgehen und sie holen, aber ich habe ihn noch nicht gesehen. Ist er bei dir gewesen, Dalanar?«, fragte Ayla.
»Nein, ich habe ihn den ganzen Tag nicht gesehen. Er könnte überall sein. Du weißt ja, wie es bei solchen Treffen ist«, sagte Dalanar. »Ich habe heute nicht einmal Bokovan gesehen.«
»Bokovan? Sind Joplaya und Echozar auch hier? Ich dachte, Echozar wollte nie wieder herkommen nach dem ganzen Aufruhr, den es gab, als er sich mit Joplaya verband«, sagte Ayla.
»Es war schwer, ihn zu überreden. Jerika und ich waren der Ansicht, er sollte Bokovan zuliebe herkommen. Der Junge wird eines Tages auch eine Gefährtin finden müssen, und noch gibt es nicht genügend Lanzadonii. Bei uns wachsen alle Kinder wie Geschwister auf, und du weißt, wie es ist, nach einer gemeinsamen Kindheit betrachten sich die jungen Leute nicht als mögliche Gefährten. Ich sagte Echozar, dass nur wenige Menschen etwas gegen ihn hätten, aber er war nicht überzeugt. Erst als dieser kräftige Mamutoi, sein Vetter und sein Freund kamen, beschloss er mitzukommen. Sie haben ihm sehr gutgetan.«
»Inwiefern?«
»Das ist es ja gerade, sie haben nichts getan. Du weißt doch, den meisten Menschen ist anfangs etwas unbehaglich, wenn sie Echozar begegnen - bei dir war es anders, aber du warst eine Ausnahme«, erklärte Dalanar. »Ich glaube, deswegen hat er auch eine solche Schwäche für dich. Danug auch, er hat einfach angefangen, in Zeichensprache mit ihm zu reden. Der junge S'Armunai hat sich offenbar auch nichts weiter dabei gedacht, als er Echozar sah. Ich habe den Eindruck, dass sie den Menschen gemischter Geister nicht so ablehnend gegenüberstehen wie einige Zelandonii.«
»Das ist wahr«, pflichtete Ayla bei. »Gemischte Geister kommen bei ihnen häufiger vor, und sie werden eher akzeptiert, allerdings nicht ganz, vor allem dann nicht, wenn die Clan-Merkmale so ausgeprägt sind wie bei Echozar. Er könnte sogar dort auf gewisse Schwierigkeiten stoßen.«
»Nicht mit Aldanor. Für die drei jungen Männer war er ein Mann wie jeder andere auch. Er stellte für sie keine Ausnahme dar, sie bemühten sich nicht, besonders nett zu ihm zu sein, sie behandelten ihn wie jeden anderen jungen Mann auch. Ich glaube, dadurch ist Echozar klargeworden, dass nicht alle ihn verabscheuen. Er hat gemerkt, dass er Freunde haben kann, und Bokovan auch. Das junge Paar, das sich zur selben Zeit
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