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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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war entsetzlich. Jondalar ist derart gewalttätig geworden, dass mehrere Männer ihn festhalten mussten, und dabei war er damals fast noch ein Kind. Das war der Hauptgrund, weshalb er fortgeschickt wurde. Mittlerweile hat er gelernt, sich zu beherrschen, aber damals waren seine Gefühle, seine Wut, übermächtig. Ich glaube, er war sich gar nicht bewusst, was er Madroman antat. Es war, als wäre etwas anderes in ihn geschlüpft und hätte seinen Elan verdrängt. Er stand neben sich.« Die Frau, die ehemals als Zolena bekannt war, schloss die Augen, atmete tief durch und schüttelte bei der Erinnerung den Kopf.
    Ayla wusste nicht, was sie sagen sollte. Die Geschichte verstörte sie. Sie hatte Jondalar eifersüchtig und aufgebracht erlebt, aber niemals derart wütend.
    »Wahrscheinlich war es für alle Beteiligten das Beste, dass jemand die Zelandonia darauf aufmerksam machte. Ich hatte es zu weit kommen lassen«, sagte die Erste. »Aber Madroman tat es nicht, weil es das Richtige war. Er hatte uns heimlich beobachtet und verriet uns, weil er neidisch auf Jondalar war. Aber jetzt verstehst du, weshalb ich mich fragte, ob mein Urteilsvermögen nicht vielleicht durch meine persönlichen Gefühle beeinträchtigt wurde.«
    »Ich glaube nicht, dass du das je zulassen würdest«, sagte
    Ayla.
»Ich hoffe nicht. Zweifel an Madroman hatte ich schon
länger. Ich glaube, ihm fehlt etwas ... eine bestimmte Eigenschaft, die nötig ist, um der Mutter zu dienen. Aber er wurde zur Ausbildung zugelassen, ehe ich Erste wurde. Als ich ihn wegen seiner Berufung befragte, klang seine Geschichte in meinen Ohren allzu ausgeklügelt. Ein paar Zelandonia waren ebenfalls der Ansicht, aber andere waren ihm mehr gewogen. Er ist schon so lange Gehilfe und wünschte sich von Anfang nichts sehnlicher, als ein Zelandoni zu werden. Deswegen hielt ich es für geraten, mit einer informellen Befragung zu beginnen. Seine abschließende Prüfung hat noch nicht stattgefunden. Das, was du mitgebracht hast, könnte dazu beitragen, die Wahrheit herauszufinden. Um etwas anderes geht es mir nicht. Möglicherweise hat er eine gute Erklärung dafür. In dem Fall wird er zweifellos anerkannt werden, aber wenn er seine Berufung vortäuscht, dann
müssen wir das wissen.«
»Was passiert mit ihm, wenn seine Worte nicht der Wahrheit entsprechen?«
»Wir können wenig tun, außer ihm zu verbieten, das Wissen anzuwenden, das er als Gehilfe erworben hat, und seine
Höhle davon in Kenntnis zu setzen. Er wird in Ungnade fallen, und das ist schwer genug zu ertragen, aber eine regelrechte Strafe gibt es nicht. Letztlich hat er ja niemandem
geschadet und auch gegen nichts verstoßen, er hat lediglich
gelogen. Vielleicht sollte Lügen bestraft werden, aber dann,
fürchte ich, wären wir alle betroffen«, sagte Zelandoni. »Die Clan-Leute lügen nicht. Sie sind gar nicht dazu in
der Lage. Bei ihrer Art zu sprechen würde man es sofort
merken, deswegen haben sie es nie gelernt«, sagte Ayla. »Das hat du mir schon einmal erzählt. Manchmal
wünschte ich mir, das wäre bei uns auch so«, meinte die
Donier. »Das ist ein Grund, weshalb nie Gehilfen dabei sein
dürfen, wenn wir Zelandonia eine neue Zelandoni aufnehmen. Es passiert nicht oft, aber bisweilen versucht jemand,
einen anderen als den geraden Weg zu nehmen. Das schlägt
unweigerlich fehl. Wir haben unsere Möglichkeiten, die
Wahrheit herauszufinden.«
Während Ayla und die Erste sich unterhielten, waren
mehrere Zelandonia in die Hütte gekommen, einschließlich
der Zelandonia aus dem Süden, die das Sommertreffen
noch nicht verlassen hatten. Die Ähnlichkeiten und Unterschiede, die über die Entfernung hinweg zwischen ihnen
entstanden waren, faszinierten alle gleichermaßen. Sie unterhielten sich angeregt, bis auch die letzten Nachzügler
eingetroffen waren, dann erhob sich die Erste und sprach
am Eingang mit zwei neu initiierten Zelandonia. Sie sollten
die Sommerhütte bewachen, um sicherzustellen, dass sich
niemand anschlich und heimlich lauschte. Ayla sah sich in
der geräumigen Behausung um.
Der doppelwandige kreisförmige Bau aus senkrechten
Wandgerüsten, die den Raum umgaben, war den Schlafunterkünften ähnlich, nur größer. Die beweglichen inneren
Wandschirme lagen aufgestapelt an der Außenwand zwischen den erhöhten Schlafplätzen, die den großen Raum
kreisförmig umgaben. In viele Matten, die den Boden bedeckten, waren kunstvolle Muster eingeflochten, überall
gab es Polster, Kissen und Hocker zum Sitzen

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