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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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neben niedrigen Tischen verschiedener Größe. Auf den meisten standen
schlichte Talglampen, zumeist aus Sandstein oder Kalkstein, die in der fensterlosen Unterkunft Tag und Nacht
brannten.
Zelandoni schloss die Plane vor dem Eingang und band
sie fest, dann kehrte sie zurück und setzte sich auf einen
Hocker in der Mitte der Gruppe. »Da der Sommer so weit
vorangeschritten ist und deine Berufung eher überraschend
kam, sollte die Entscheidung bei dir liegen, Ayla. Möchtest
du dich zuerst einer informellen Befragung unterziehen?
Das könnte leichter sein, dann kannst du dich mit dem Vorgang vertraut machen. Oder wäre dir eine vollständige
förmliche Prüfung lieber?«, fragte die Eine, Die Die Erste
Ist Unter Denen, Die Der Großen Erdmutter Dienen. Ayla schloss die Augen und senkte den Kopf. »Wenn wir
nur informell darüber reden, muss ich das Ganze noch einmal durchmachen, nicht wahr?«, fragte sie.
»Ja, natürlich.«
Sie dachte an das Kind, das sie verloren hatte, Schmerz
wallte in ihr auf. Eigentlich wollte sie überhaupt nicht darüber reden. »Es war ... schwer«, sagte sie. »Ich möchte es
nicht immer wieder durchleben müssen. Ich glaube, ich
wurde berufen. Wenn nicht, dann möchte ich das wissen.
Können wir nicht einfach anfangen?«
In der Feuerstelle, die sich nicht ganz in der Mitte des
großen Kreises befand, sondern ein Stück nach hinten versetzt war, brannte ein Feuer, der Rauch zog durch eine Öffnung in der Mitte des Dachs ab. In einem Wasserbeutel, der
über einen Rahmen gespannt und direkt über das Feuer gestellt war, dampfte Wasser. Das nicht ganz wasserdichte,
teilweise gegerbte Leder von einem großen Tier ließ gerade
so viel Feuchtigkeit durch, dass es nicht anbrennen konnte.
Die Kochhaut war vom vielen Gebrauch außen schwarz, der
Boden war etwas geschrumpft und außer Form, schließlich
wurde sie innen vom kochenden Wasser und außen von den
Flammen gegart. Dennoch war sie äußerst nützlich, um eine Flüssigkeit über der heißen Glut einer Feuerstelle
unentwegt köcheln zu lassen.
Die Eine, Die Die Erste Ist, entnahm einer geflochtenen
Schale eine große Prise einer getrockneten grünen Pflanze,
gab sie in das leicht brodelnde Wasser und fügte drei weitere Prisen hinzu. Der etwas unangenehme Geruch, den der
Aufguss verströmte, war Ayla nicht unbekannt. Die Pflanze
hieß Datura und war nicht nur von Iza verwendet worden,
sondern bei besonderen Zeremonien mit den Männern des
Clans auch vom Mog-ur selbst. Ayla kannte die Wirkung
von Datura, wusste aber auch, dass die Pflanze in dieser
Region nicht heimisch war. Das hieß, dass sie aus einiger Entfernung kommen musste und entsprechend kostbar
war.
»Wie heißt das auf Zelandonii?«, fragte Ayla und deutete
auf das getrocknete grüne Kraut.
»Auf Zelandonii hat es keinen Namen, und der fremde
Name ist schwer auszusprechen«, antwortete die Erste.
»Wir nennen ihn einfach den Südost-Tee.«
»Woher bekommst du es?«
»Von unseren Gästen, den Doniers der Südland-Höhle,
der Vierundzwanzigsten. Deren Zelandoni gab dir auch die
Kräuter, die wir zusammen probieren wollten. Sie leben an
der Grenze zum Gebiet eines anderen Volkes und haben mit
ihren Nachbarn mehr Kontakt als mit uns. Sie knüpfen sogar Knoten untereinander. Es überrascht mich, dass sie
nicht beschlossen haben, sich ihnen anzuschließen, aber sie
sind sehr stolz auf ihre Unabhängigkeit und auf ihr Zelandonii-Erbe. Ich weiß nicht einmal, wie die Pflanze aussieht
oder ob es gar mehrere sind«, sagte die Erste.
Ayla lächelte. »Ich kenne sie. Das ist eine der ersten
Pflanzen, die Iza mir zeigte. Ich habe mehrere Namen dafür
gelernt, Datura, Stinkblatt, der Mamutoi-Name heißt so viel
wie Stechapfel. Es ist eine ziemlich ausladende Pflanze mit
großen, derben, stark riechenden Blättern. Die Blüten sind
groß und weiß, manchmal auch lila, und laufen zum Stielansatz spitz zu. Die Früchte sehen wie kleine dornige Äpfel
aus. Alle Teile der Datura sind nützlich, einschließlich der
Wurzel. Allerdings ruft sie, wenn sie nicht richtig verwendet
wird, bei Menschen ein merkwürdiges Verhalten hervor,
und natürlich kann sie auch tödlich sein.«
Die versammelten Zelandonia horchten interessiert auf,
insbesondere die Gäste unter ihnen. Sie waren überrascht,
dass die junge Frau, die sie zu Beginn des Sommers kennengelernt hatten, so viel über diese Pflanze wusste. »Hast du sie hier in der Gegend gesehen?«, fragte der Zelandoni der Elften.
»Nein, leider nicht«,

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