Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
Tragebeutel an seinem Gürtel steckte. Im Aufstehen sagte er zu Galeya: »Du brauchst nicht zurückzulaufen. Ich schicke einen anderen Läufer.«
Sie lächelte erleichtert. »Palidar kann schnell laufen. Wir sind gestern um die Wette gerannt, und er hat mich fast besiegt.«
Joharran musste einen Augenblick nachdenken, da ihm der Name nicht vertraut war. Dann fiel ihm die Löwenjagd ein. Galeya hatte mit einem jungen Mann aus der Dritten Höhle zusammen gejagt, aber Palidar war bei der Jagd auch dabei gewesen. »Ist das nicht der Freund von Tivonan, dem jungen Mann, den Willamar auf seine Handelsreisen mitgenommen hat?«
»Ja. Er ist beim letzten Mal mit Willamar und Tivonan zurückgekommen und hat beschlossen, mit uns zum Sommertreffen zu gehen und sich dort wieder seiner Höhle anzuschließen«, erwiderte Galeya.
Joharran nickte. Das reichte ihm als Bestätigung. Er wusste nicht, ob er den Besucher oder jemand anderen von der Neunten Höhle schicken würde, aber ihm wurde klar, dass Folaras Freundin Galeya für Palidar etwas übrighatte, und offensichtlich hatte der junge Mann einen Vorwand gefunden, hierzubleiben. Falls die Möglichkeit bestand, dass er eines Tages ein Mitglied der Neunten Höhle werden könnte, wollte Joharran mehr über ihn erfahren. Doch das hatte Zeit, im Moment stand Dringenderes an.
Joharran wusste, zu seinem Treffen würde mindestens eine Person von jedem Wohnplatz erscheinen, doch als die Menschen herauskamen, sah er, dass fast alle wissen wollten, warum der Anführer so unvermittelt ein Treffen einberief. Nachdem sie sich im Arbeitsbereich versammelt hatten, stieg Joharran auf den großen, flachen Stein, der dort in der Mitte lag, damit er, oder jeder, der etwas zu sagen hatte, besser zu sehen war.
»Ich habe vor kurzem mit Manvelar gesprochen«, begann Joharran ohne Einleitung. »Wie ihr wisst, ist als Ort für das diesjährige Sommertreffen eine große Wiese am Westfluss und einem Zufluss nahe der Sechsundzwanzigsten Höhle ausgewählt worden. Ich kenne den Weg dorthin, wenn man dem Hauptfluss nach Süden folgt, dann nach Westen zu einem anderen Fluss, der in den Westfluss mündet, und diesem dann nach Norden zum Ort des Sommerlagers. Doch Manvelar kennt einen direkteren Weg, der vom Waldfluss aus gleich nach Westen führt. Wir wären rascher dort, und ich hatte gehofft, wir könnten zusammen mit der Dritten Höhle reisen, aber sie wollen morgen früh aufbrechen.«
Ein Raunen lief durch die Menge, doch bevor jemand etwas sagen konnte, fuhr Joharran fort: »Ich weiß, ihr erfahrt gerne ein paar Tage im Voraus, wann wir aufbrechen, und daran halte ich mich auch für gewöhnlich, doch ich bin sicher, die meisten von euch sind fast zum Aufbruch bereit. Wenn ihr es schafft, zu packen und bis zum Morgen fertig zu sein, können wir gemeinsam mit der Dritten Höhle reisen und viel schneller ankommen. Je eher wir dort sind, desto besser sind unsere Chancen auf einen guten Platz, an dem wir unser Lager aufschlagen können.«
Aus dem Stimmengewirr, das daraufhin einsetzte, waren einige Bemerkungen deutlich zu verstehen. »Ich weiß nicht, ob wir bis dahin fertig sind.«
»Darüber muss ich mit meiner Gefährtin reden.«
»Wir haben noch nicht mal gepackt.«
»Kann er denn nicht noch einen Tag warten?« Der Anführer ließ ein paar Augenblicke vergehen und ergriff dann wieder das Wort.
»Ich halte es für unredlich, wenn wir von der Dritten Höhle verlangen, auf uns zu warten. Auch sie wollen einen guten Platz finden. Ich brauche jetzt eine Antwort, damit ich einen Läufer zurückschicken kann«, sagte er. »Eine Person von jedem Herdfeuer muss die Entscheidung treffen. Wenn die meisten von euch glauben, dass sie bis dahin fertig sind, brechen wir am Morgen auf. Diejenigen, die dann losziehen wollen, sollen sich zu meiner Rechten aufstellen.«
Zunächst wurde gezögert, dann traten Solaban und Rushemar vor und stellten sich rechts neben Joharran. Jondalar blickte zu Ayla, die ihm zunickte, und stellte sich dann zu den beiden rechts von seinem Bruder. Marthona folgte ihm, und noch ein paar andere schlossen sich ihnen an. Niemand stellte sich auf die linke Seite, aber viele hielten sich noch zurück.
Bei jedem, der sich zur Gruppe gesellte, benutzte Ayla die Zählwörter, sagte sie leise vor sich hin und klopfte dabei jedes Mal mit dem Finger an den Oberschenkel. »Neunzehn, zwanzig, einundzwanzig, wie viele Herdfeuer gibt es?«, fragte sie sich. Als sie bei dreißig angelangt war, hatten die meisten
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