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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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»Ich habe ihm auch schon etwas zu essen gemacht. Setzt ihr zwei euch doch zusammen.«
    Ayla sprach den Jungen direkt an. »Es freut mich, dass ich dich kennengelernt habe, Bokovan. Kommst du mich einmal besuchen? Ich lebe in der Neunten Höhle. Weißt du, wo das ist?«
    Einen Moment sah er sie schweigend an, dann sagte er mit großer Ernsthaftigkeit: »Ja.«
Bevor seine Großmutter mit ihm wegging, fielen Ayla wieder die Ähnlichkeiten und die Unterschiede zwischen Jerika, Joplaya und dem Jungen auf. Die ältere Frau war klein und kräftig, mit raschen, energischen Bewegungen. Ihr Haar, früher einmal so dunkel wie der Nachthimmel, war jetzt von grauen Strähnen durchzogen. Ihr rundes, flaches Gesicht mit den hohen Wangenknochen hatte mehr Falten, aber ihre schwarzen, schrägstehenden Augen blitzten immer noch fröhlich.
Ayla erinnerte sich an Hochaman, den Gefährten von Jerikas Mutter. Er war ein Reisender gewesen, und seine Gefährtin hatte sich ihm angeschlossen. Jerika war auf der Reise zur Welt gekommen. Ayla fiel ein, wie stolz Dalanar dem Gast von den S'Armunai von Hochamans weiter Reise von den Endlosen Meeren des Ostens bis zu den Großen Wassern des Westens erzählt hatte. Sie überlegte sich, dass die wahre Geschichte an sich schon außergewöhnlich war und zweifellos endlose Male nacherzählt worden war, bis sie sich immer weiter von der Wahrheit entfernt hatte und zu einer Legende geworden war, die mit der ursprünglichen Geschichte nur noch wenig Ähnlichkeit hatte.
Dalanar hatte Jerika kennengelernt, bald nachdem er seine Feuersteinmine entdeckt hatte, und die fremdartige Frau hatte ihn fasziniert. Zu der Zeit, als Hochaman und Jerika in Dalanars Lager kamen, hatten sich schon einige andere Menschen um ihn und seine Mine versammelt - die ersten Anfänge des Volkes, das später die Lanzadonii heißen würde. Jerikas Mutter war mehrere Jahre zuvor gestorben. Die beiden sahen sehr ungewöhnlich aus, es war offensichtlich, dass sie aus weiter Ferne kamen. Dalanar kannte niemanden, der so aussah wie Jerika. Im Vergleich zu den meisten anderen Frauen war sie winzig, aber intelligent und durchsetzungsfreudig, und er erlag völlig ihrem Bann. Erst diese sehr ungewöhnliche Frau hatte ihn seine große Liebe zu Marthona schließlich überwinden lassen.
Joplaya war an Dalanars Herdfeuer geboren. Jetzt wusste Ayla, dass die Vermutung, die sie lange gehegt hatte, der Wahrheit entsprach: Joplaya war ebenso Dalanars Kind wie Jerikas. Jondalar war erst zu den Lanzadonii gekommen, als er und Joplaya die Ersten Riten bereits begangen hatten, sie waren also nicht wie Schwester und Bruder aufgewachsen, und Joplaya hatte sich hoffnungslos in Jondalar verliebt, obwohl er ein »enger Vetter« war, ein Mann, mit dem sie sich niemals verbinden durfte.
Joplaya ist ebenso seine Schwester wie Folara, dachte Ayla und versuchte zu ergründen, was diese neuen Zugehörigkeiten bedeuteten. Jondalar und Folara sind Marthonas Kinder, und Jondalar und Joplaya sind Dalanars Kinder. Er ist in beiden zu sehen.
Jondalar war eine jüngere Ausgabe Dalanars, während Joplaya mehr ihrer Mutter ähnelte, allerdings war sie so groß wie Dalanar, aber sein Einfluss zeigte sich auch auf andere, eher unauffällige Weise. Ihr Haar war dunkel, hatte aber nicht das glänzende Nachtdunkel ihrer Mutter, vielmehr schimmerte es hier und da hell. Ihr Gesicht hatte die Form von Dalanars Volk, jedoch die hohen Wangenknochen ihrer Mutter. Am meisten jedoch verblüfften ihre Augen. Weder schwarz wie die ihrer Mutter noch leuchtend blau wie Dalanars - und Jondalars -, sondern leuchtend grün mit haselnussbraunen Punkten, die Form und die Lidfalte wie bei ihrer Mutter, aber weniger ausgeprägt. Jerika war unverkennbar eine Fremde, doch in vielerlei Hinsicht wirkte Joplaya gerade aufgrund ihrer Ähnlichkeiten mit den hiesigen Menschen weit fremdartiger als ihre Mutter.
Joplaya hatte beschlossen, sich mit Echozar zu verbinden, weil sie wusste, dass sie den Mann, den sie liebte, niemals haben konnte. Sie habe ihn gewählt, erzählte sie Ayla einmal, weil sie keinen Mann finden würde, der sie mehr liebte, und damit hatte sie Recht behalten. Echozar war ein Kind »gemischter Geister«, seine Mutter war eine ClanFrau gewesen, und viele Leute fanden, dass er ebenso hässlich war wie Joplaya schön. Ayla war anderer Meinung. Sie war überzeugt, dass Echozar genauso aussah, wie ihr Sohn aussehen würde, wenn er erwachsen wurde.
In Bokovan zeigten sich alle Facetten

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