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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Zunge.
Benommen und in Gedanken versunken ging Jondalar
umher. Jemand drückte ihm einen Becher in die Hand, den
er ohne nachzudenken leerte. Jemand anders füllte ihn
nach. Sie hat Recht, dachte er. Er hätte genügend Zeit gehabt, mit ihr zu reden, zu versuchen, ihr alles zu erklären.
Warum hatte er das nicht getan? Auf der Suche nach ihm
hatte sie ihn mit Marona angetroffen. Warum war er nicht
zu ihr gegangen? Weil er sich schämte und Angst hatte, er
könnte sie verloren haben. Was hatte er sich bloß gedacht?
Er hatte versucht, Marona vor ihr geheim zu halten. Er hätte es ihr einfach sagen sollen. Eigentlich hätte er gar nicht
erst mit Marona zusammen sein sollen. Weshalb hatte sie
ihn so gereizt? Weshalb hatte es ihn derart nach ihr verlangt? Nur weil sie sich ihm anbot? Jetzt hatte er nicht
mehr das geringste Interesse an ihr.
Ayla hatte gesagt, sie habe ein Kind verloren. Sein Kind!
»Das war mein Kind«, sagte er laut. »Das war meins!« Einige Menschen starrten ihn an, als er laut vor sich hin redend
an ihnen vorbeitorkelte, und schüttelten den Kopf. Das Kind, das sie verloren hatte, war seins gewesen. Sie
war berufen worden. Er hatte von der schrecklichen Prü
fung gehört, die sie durchgemacht hatte. Schon da hatte er
zu ihr gehen und sie trösten wollen. Warum hatte er das
nicht? Warum hatte er nach Kräften versucht, ihr aus dem
Weg zu gehen? Jetzt wollte sie nicht mit ihm reden. Konnte
er es ihr verdenken? Ach, er könnte es ihr nicht einmal
übelnehmen, wenn sie ihn nie wiedersehen wollte. Und wenn dem so wäre? Wenn sie ihn wirklich niemals
wiedersehen wollte? Wenn sie nie wieder die Wonnen mit
ihm teilen wollte? Der Gedanke traf ihn wie ein Schlag.
Wenn sie sich weigerte, mit ihm die Wonnen zu teilen, würde er kein Kind mehr mit ihr beginnen können. Er wür
de nie ein zweites Kind mit Ayla haben.
Plötzlich wollte er gar nicht wissen, dass es an ihm lag.
Wenn ein Geist neues Leben beginnen ließ, dann passierte
es einfach, unabhängig davon, was man machte. Aber wenn
er, Jondalar, es war, vielmehr der Lebenssaft seiner Männlichkeit, und Ayla ihn nicht wollte, würde er keine Kinder
mehr haben. Ihm kam gar nicht in den Sinn, dass er mit einer anderen Frau Kinder haben könnte. Er liebte Ayla. Sie
war seine Gefährtin. Ihre Kinder hatte er zu versorgen gelobt. Die Kinder seines Herdfeuers. Er wollte keine andere
Frau.
Als Jondalar mit dem Becher in der Hand herumstolperte,
fiel er nicht mehr auf als andere Feiernde, die zu den Plätzen torkelten, an denen Essen und Trinken angeboten wurden. Eine kleine Gruppe lachender Menschen stieß mit ihm
zusammen, sie hatten gerade einen Wasserbeutel mit irgendeinem berauschenden Getränk gefüllt.
»Ah, entschuldige. Komm, ich füll deinen Becher nach.
Das geht doch nicht an, dass bei einem Fest der Mutter ein
Becher leer ist«, lallte einer.
Ein derartiges Fest war nie zuvor gefeiert worden. Es gab
mehr als genug zu essen, Gebräu und Wein und andere Getränke im Überfluss. Es gab sogar Blätter zu rauchen, bestimmte Pilze und andere besondere Dinge einzunehmen.
Nichts war verboten. Einige Menschen waren durch Los bestimmt worden oder hatten sich freiwillig gemeldet, nicht
an den Feierlichkeiten teilzunehmen und sicherzustellen,
dass im Lager nichts passierte, und den Verletzten, die es
unweigerlich gab, zu helfen und sich um die zu kümmern,
die außer Rand und Band gerieten. Für die kleinen Kinder
war gesorgt, und die ausgelassen Feiernden mussten nicht
befürchten, über sie zu stolpern.
Jondalar trank von seinem Becher, ging schwankend
durch die Menge und merkte gar nicht, dass er das meiste verschüttete. Er hatte nichts gegessen, und die freizügig ausgeschenkten Getränke taten allmählich ihre Wirkung. Ihm war schwindlig, er sah alles wie durch einen Nebel, doch seine Gedanken, die immer noch ihrem eigenen wirren Gang folgten, waren von allem losgelöst. Er hörte Musik, und seine Füße trugen ihn in die Richtung. Die Tanzenden, die sich im flackernden Schein des Feuers in einem
Kreis bewegten, nahm er nur vage wahr.
Dann wirbelte eine Frau vorüber, und sobald sein Blick
auf sie fiel, sah er wieder klar. Das war Ayla. Er sah sie mit
mehreren Männern tanzen. Sie lachte trunken, löste sich
aus dem Kreis, taumelte auf unsicheren Beinen. Drei Männer folgten ihr, betatschten sie, rissen ihr die Kleider vom
Leib. Sie verlor das Gleichgewicht und stürzte mitsamt der
drei Männer zu Boden. Einer von ihnen stieg auf sie, drückte ihr grob die

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