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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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stand zufällig Laramar in der Nähe. Ich weiß, dass Jondalar nicht den mindesten Respekt vor Laramar hat. Es gibt keinen Mann, den er mehr verachtet. Nicht nur, weil Laramar seine Gefährtin und ihre Kinder schlecht behandelt, sondern weil er andere Männer auch dazu verleitet. Ich wusste, dass Jondalar wütend werden würde, wenn ich Laramar und nicht ihn wählte. Ich wusste, dass es ihn verletzen würde. Aber ich wusste nicht, dass er derart gewalttätig werden würde. Ich wusste nicht, dass er versuchen würde, ihn zu töten. Das habe ich wirklich nicht gewusst.«
Zelandoni nahm Ayla in den Arm und ließ sie weinen. »Ich dachte mir schon, dass es etwas in der Art ist«, sagte sie und streichelte ihr über den Rücken, aber in Gedanken war sie noch bei dem, was Ayla erzählt hatte.
Ich hätte besser achtgeben müssen, dachte Zelandoni. Ich wusste, dass sie gerade eine Fehlgeburt hinter sich hatte, das löst immer Schwermut aus, und ich wusste, dass Jondalar nicht gut damit umgehen kann. Das kann er in solchen Situationen nie, aber Ayla schien ganz gut zurechtzukommen. Ich wusste, dass sie wegen Jondalar verletzt war, aber mir war nicht klar, wie tief. Ich hätte es wissen müssen, aber sie ist schwer zu ergründen. Mich hat überrascht, dass sie berufen wurde. Ich hatte nicht gedacht, dass sie schon dazu bereit war, aber sobald ich sie sah, wusste ich, dass es passiert war.
Ich dachte mir, dass es schwierig für sie war, vor allem wegen der Fehlgeburt, aber sie zeigt sich immer so stark. Wie schlimm die Prüfung in der Höhle wirklich war, hat erst Marthona mir gesagt. Als sie dann ihre Berufung vor der ganzen Zelandonia schilderte, wusste ich, dass wir wegen der neuen Botschaft sofort etwas unternehmen müssen. Aber ich hätte vorher mit ihr reden sollen, dann hätte ich mich etwas vorbereiten können. Ich hätte Zeit gehabt, über die Konsequenzen nachzudenken. Allerdings gibt es bei diesen Sommertreffen immer so viel zu tun. Das ist keine Entschuldigung. Ich hätte da sein sollen, um ihr zu helfen, um ihnen beiden zu helfen. Ich trage einen Großteil der Verantwortung an dieser unglückseligen Geschichte.
Während Ayla an der weichen Schulter der üppigen Frau schluchzend die lange unterdrückten Tränen laufen ließ, dachte sie über Zelandonis Frage nach. Warum habe ich Laramar gewählt? Warum habe ich den schrecklichsten Mann der ganzen Höhle gewählt? Wahrscheinlich den schlimmsten Mann des ganzen Sommertreffens?
Dieses Sommertreffen ist entsetzlich. Statt so schnell wie möglich herzukommen, wäre ich besser in der Höhle geblieben, dachte Ayla. Dann hätte ich Marona und Jondalar nicht zusammen gesehen. Wenn jemand mir nur von den beiden erzählt hätte, wäre es besser gewesen. Sicher hätte es mir trotzdem nicht gefallen, aber zumindest würde ich nicht die beiden vor mir sehen, sobald ich die Augen schließe.
Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich Laramar gewählt habe, weshalb ich Jondalar so verletzen wollte. Ich wollte, dass es ihm genauso geht wie mir. Aber was sagt das über mich aus? Dass ich mich rächen und ihn verletzen wollte? Ist das einer Zelandoni würdig? Wenn ich ihn so sehr liebe, warum wollte ich ihm dann wehtun? Weil ich eifersüchtig war. Jetzt weiß ich, warum die Zelandonii alles tun, um dieses Gefühl zu unterbinden.
Eifersucht ist etwas Schreckliches, dachte Ayla. Ich hatte kein Recht, mich so verletzt zu fühlen. Jondalar hat nichts Falsches getan. Es war sein gutes Recht, Marona zu wählen. Er hat nicht den Knoten gelöst, er hat immer noch seinen Teil zum Herdfeuer beigetragen, hat immer noch geholfen, Jonayla und mich zu versorgen. Er hat stets mehr als das unbedingt Notwendige getan. Vermutlich hat er sich mehr um Jonayla gekümmert als ich. Ich weiß, wie sehr es ihn quälte, Madroman damals geschlagen zu haben. Er verabscheute sich dafür. Wie schlecht muss es ihm jetzt erst gehen? Und was soll aus ihm werden? Welche Strafe wird die Neunte Höhle über ihn verhängen? Wie werden die Zelandonia, und alle Zelandonii, seinetwegen entscheiden?
Schließlich richtete Ayla sich auf, trocknete sich die Augen, putzte sich die Nase und griff nach ihrem Teebecher. Zelandoni hoffte, es hatte ihr gutgetan, endlich ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen, doch in Aylas Kopf wirbelten die Gedanken noch durcheinander. Das ist alles meine Schuld, dachte sie. Während sie ihren kalten Tee trank, rannen ihr erneut Tränen über die Wangen, sie merkte es kaum. Laramar ist so schwer

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