Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
starke Wirkung haben konnten? Welche Pflanze war das? Wuchs sie irgendwo hier in der Nähe? Sie hatte eindeutig erstaunliche Eigenschaften, von denen einige für bestimmte Zwecke nützlich sein könnten, aber sollte es je weitere Zeremonien damit geben, müssten sie unter viel sorgfältiger kontrollierten Bedingungen stattfinden. Die Wurzel war in der Tat außerordentlich gefährlich.
Kaum saß die Erste in der meditativen Haltung, die sie stets für lange Wachen einnahm, näherte sich ihr eine der Zelandonia. Marthona und Proleva sowie Folara seien gekommen und fragten, ob sie hereinkommen dürften.
»Natürlich«, sagte die Donier. »Vielleicht können sie helfen, und es ist gut möglich, dass wir bald Hilfe brauchen.«
Als die drei Frauen hereingebeten wurden, sahen sie als Erstes mehrere Zelandonia hinten in der Hütte über einer Schlafstatt singen und Zelandoni neben ihnen sitzen.
»Was ist Ayla zugestoßen?«, fragte Marthona besorgt.
»Ich wünschte, ich wüsste es«, antwortete Zelandoni. »Und ich fürchte, den Großteil der Schuld daran trage ich. Im Lauf der letzten Jahre hat Ayla mehrmals von einer Wurzel erzählt, die von den Mog-urs des Clans verwendet wurde. Für sie war die Wurzel ein Hilfsmittel, um in die Welt der Geister zu gelangen, allerdings nur im Rahmen bestimmter Zeremonien. So, wie Ayla von der Wurzel sprach, hat sie mich natürlich neugierig gemacht. Alles, was den Zelandonia helfen kann, mit der nächsten Welt in Verbindung zu treten, ist von Interesse.«
Für die drei Frauen wurden Hocker herbeigetragen, jemand brachte ihnen Becher mit Kamillentee. Als sie sich gesetzt hatten, fuhr die Erste fort.
»Erst vor kurzem habe ich erfahren, dass Ayla noch etwas von den Wurzeln hat, die, wie sie sagte, nichts von ihrer Wirkkraft eingebüßt hätten. Ehrlich gesagt habe ich das bezweifelt. Die meisten Kräuter und Heilmittel verlieren im Lauf der Zeit an Wirksamkeit. Ayla behauptete, bei richtiger Aufbewahrung würden diese Wurzeln nur noch stärker. Ich dachte, ein kleines Experiment würde sie vielleicht von ihrem Kummer ablenken. Ich wusste, dass sie bedrückt war wegen Jondalar und wegen des unglückseligen Zwischenfalls beim Fest der Mutter, vor allem nach der Fehlgeburt, als sie berufen wurde ...«
»Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr sie das mitgenommen hat, Zelandoni«, sagte Marthona. »Zwar ist es nie einfach, berufen zu werden, und das muss wohl auch so sein, aber mit der Fehlgeburt und allem - manchmal glaubte ich, wir würden sie verlieren. Sie hat so stark geblutet, dass ich befürchtete, sie würde ihr Leben ausbluten. Fast hätte ich nach dir geschickt.«
Zelandoni nickte. »Vielleicht hättest du sie nicht so bald aufbrechen lassen dürfen.«
»Sie daran zu hindern, war unmöglich. Du weißt doch, wie sie ist, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat«, widersprach Marthona. Zelandoni nickte verständnisvoll. »Sie konnte es nicht erwarten, Jondalar und Jonayla wiederzusehen. Vor allem, nachdem sie das Kind verloren hatte, wollte sie ihre Tochter sehen, und ich glaube, sie wollte ein neues Kind beginnen. Ich glaube, das ist zum Teil der Grund, weshalb sie so schnell wie möglich zu Jondalar wollte.«
»Und sie hat ihn auch gesehen«, warf Proleva ein. »Mit Marona.«
»Manchmal kann ich Jonde wirklich nicht verstehen«, sagte Folara. »Warum musste es ausgerechnet diese Frau sein?«
»Wahrscheinlich, weil sie ihn nicht in Ruhe gelassen hat«, antwortete Proleva. »Sein Drang war immer schon sehr stark. Sie hat es ihm allzu leicht gemacht.«
»Und was hat er getan, als Ayla dann beschloss, es ihm beim Fest gleichzutun?«, entgegnete Folara. »Schließlich war das ihr gutes Recht.«
»Recht oder nicht, sie wollte damit bei dem Fest nicht die Mutter ehren«, sagte Zelandoni. »Sie tat es aus Zorn und weil sie sich gekränkt fühlte, deswegen wählte sie auch diesen bestimmten Mann. Es ging ihr nicht um Laramar, sie wollte Jondalar treffen. Das ehrt die Mutter nicht, und das weiß sie auch. Keiner von ihnen ist ohne Schuld, aber ich glaube, jetzt wollen beide die alleinige Schuld auf sich nehmen, und das ist nicht gut.«
»Gleichgültig, wer die Schuld auf sich nimmt, Jondalar wird schwer dafür bestraft werden«, sagte Marthona.
»Ich kann verstehen, dass Laramar nicht in die Neunte Höhle zurückkehren will, und ich bin froh, dass die Fünfte ihn so bereitwillig aufnimmt, aber seine Gefährtin will nicht mit ihm ziehen«, meinte Proleva. »Sie sagt, die Neunte Höhle sei
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