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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Echo
aus der Grotte wider.
»Wenn ich noch irgendwelche Zweifel gehabt hätte, ob
dies eine heilige Grotte ist, wären sie damit ausgeräumt.
Und du wirst kein Problem mit Prüfgeräuschen haben, Ayla, auch wenn du nicht singen oder Flöte spielen kannst. Du
hast deine ganz eigene Art, genau wie Falithan«, sagte der
Zelandoni. Dann gab er seinem Gehilfen ein Zeichen, der
daraufhin sein Tragegestell abnahm und vier kleine, aus
Kalkstein gehauene Schalen mit Griff herausholte. Als Nächstes nahm der Gehilfe einen Gegenstand heraus,
der wie ein Stück Tierdarm aussah, mit Talg gefüllt. Er
band das eine Ende auf und quetschte etwas von dem leicht
erstarrten Tierfett in die Auskehlung jeder Lampe und
drückte in jede einen Streifen von einem getrockneten
Röhrlingspilz hinein. Dann setzte er sich und machte sich
daran, ein kleines Feuer zu entzünden. Ayla beobachtete
ihn und hätte fast angeboten, Feuer mit einem ihrer Brennsteine zu machen, aber im letzten Jahr hatte die Erste eine
spezielle Zeremonie veranstaltet, um den Brennstein vorzuführen, und obwohl viele Zelandonii inzwischen wussten,
wie man ihn benutzte, war sich Ayla nicht sicher, wie die
Erste es denen zeigen wollte, die beim ersten Mal nicht dabei gewesen waren.
Falithan gelang es rasch, das Feuer mit dem mitgebrachten Material zu entfachen. Er zündete einen weiteren Pilzstreifen daran an, schmolz damit etwas von dem Fett ein,
damit es leichter aufgesogen wurde, und entzündete die
Pilzdochte.
Als alle Talglampen gut brannten, fragte der Zelandoni
der Sechsundzwanzigsten: »Also, sollen wir diese Grotte
jetzt erforschen? Aber du musst dich in ein anderes Tier
verwandeln, Ayla, in eine Schlange. Glaubst du, dass du
dich da hineinschlängeln kannst?«
Ayla nickte, hatte aber ihre Zweifel.
Mit der kleinen, schalenförmigen Lampe in der Hand
steckte der Zelandoni der Sechsundzwanzigsten Höhle zuerst den Kopf durch den schmalen Eingang, ging auf die
Knie und legte sich schließlich auf den Bauch. Er schob die
Lampe vor sich her und zwängte sich hinein. Ayla folgte
ihm, dann Jonokol und hinter ihm Falithan, jeder mit einer
Lampe in der Hand. Jetzt verstand Ayla, warum der Zelandoni der Ersten abgeraten hatte, hier hineinzukriechen. Obwohl Ayla gelegentlich überrascht war, wie viel die korpulente Frau schaffte, wenn sie es darauf anlegte, war diese
Grotte wirklich zu klein für sie.
Die niedrigen Wände erhoben sich mehr oder weniger
senkrecht aus dem Boden, wölbten sich aber an der Decke
und bestanden offenbar aus Fels, der mit feuchter Erde bedeckt war. Der nasse, lehmige Schlamm des Bodens blieb
an ihnen haften, trug an einigen engeren Spalten jedoch dazu bei, dass sie hindurchrutschen konnten, aber es dauerte
nicht lange, bis der kalte, klamme Matsch durch die Kleider
drang. Enge Räume machten Ayla für gewöhnlich nichts
aus, aber als sie an einer leichten Biegung stecken blieb,
packte sie doch ein Anflug von Panik.
»Ganz ruhig, Ayla. Du schaffst es«, hörte sie Jonokol sagen und spürte von hinten einen Schubs gegen ihre Füße.
Mit seiner Hilfe zwängte sie sich hindurch.
Die Grotte war nicht überall klein. Als sie den Engpass
hinter sich hatten, öffnete sich die Grotte ein Stück weit. Sie
konnten sogar sitzen und einander im Licht der Lampen
sehen. Sie ruhten sich kurz aus, doch dann konnte Jonokol
nicht widerstehen. Er zog ein kleines, spitz behauenes Stück
Feuerstein aus dem Beutel an seinem Hüftriemen und ritzte
mit ein paar raschen Strichen ein Pferd in die Seitenwand,
direkt davor noch ein zweites.
Ayla hatte immer gestaunt, wie begabt er war. Als er noch
im Abri der Neunten Höhle wohnte, hatte sie ihn oft dabei
beobachtet, wenn er an der Außenwand eines Kalksteinfelsens übte, auf einer herabgefallenen Steinplatte oder
mit Holzkohle auf einem Stück Rohleder, selbst auf geglättetem Lehmboden. Er machte es so oft und mit solcher
Leichtigkeit, dass er fast achtlos mit seiner Begabung umzugehen schien. Doch genau wie sie hatte üben müssen, um
ihre Steinschleuder oder Jondalars Speerschleuder zu beherrschen, hatte auch Jonokol Übung gebraucht, bis er diese Fertigkeit erlangt hatte. Nur war die Fähigkeit, an ein lebendes, atmendes Tier zu denken und ein Abbild davon auf einer Oberfläche wiederzugeben, in ihren Augen so außergewöhnlich, dass es nur eine große und erstaunliche Gabe
der Mutter sein konnte.
Nachdem sie sich eine Weile ausgeruht hatten, führte der
Zelandoni der Sechsundzwanzigsten sie tiefer in die Grotte
hinein.

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