Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
sagte Proleva.
»Die Geschichtenerzähler werden noch viele Tage hier sein. Ich kann sie mir später anhören, und auch ich habe genügend Feste der Mutter mitgemacht. Du warst so beschäftigt, und wir hatten noch kaum Zeit für uns. Ich würde lieber hier bei dir bleiben. Aber du solltest gehen, Levela.«
»Ich weiß nicht so recht. Jondecam ist bereits dort, und ich wollte mich mit ihm treffen, nur bin ich schon wieder müde. Vielleicht gehe ich nur kurz mit, um mir die Geschichtenerzähler anzuhören«, überlegte Levela.
»Joharran ist auch dort. Das muss er wohl, damit er einige von den jungen Männern im Auge behalten kann. Ich hoffe, er gönnt sich auch etwas Zeit für sich. Erzähl ihm von den Geschichtenerzählern, Jondalar. Die hört er sich immer gerne an.«
»Das mache ich, falls ich ihn finde«, versprach Jondalar.
Er fragte sich, ob Proleva sich fernhielt, um ihrem Gefährten die Freiheit zu geben, das Fest der Mutter zu genießen. Obwohl allen freigestellt war, sich Partner zu suchen, mit denen sie nicht verbunden waren, mochten manche nicht gern zusehen, wie sich die eigenen Gefährten mit anderen paarten. Ihm würde das jedenfalls nicht gefallen. Wenn sich Ayla einem anderen Mann hingäbe, würde ihn das hart treffen. Mehrere Männer hatten Interesse an ihr bekundet, zum Beispiel der Zelandoni der Sechsundzwanzigsten oder sogar der Geschichtenerzähler Galliadal. Jondalar wusste, dass solche Eifersucht missbilligt wurde, aber er kam gegen seine Gefühle nicht an. Er hoffte nur, dass er sie verbergen konnte.
Als sie zum großen Versammlungsplatz zurückkehrten, eilte Levela rasch voraus, nachdem sie Jondecam entdeckt hatte, doch Ayla blieb am Rand stehen und schaute eine Weile zu. Fast alle, die an diesem Sommertreffen teilnehmen wollten, waren bereits eingetroffen, und Ayla fühlte sich anfangs noch immer ein wenig unwohl unter so vielen Menschen. Jondalar hatte Verständnis und wartete mit ihr.
Auf den ersten Blick schien sich eine gewaltige, wogende Menschenmenge wie ein aufgewühlter Fluss über den ausgedehnten Platz zu ergießen. Doch bei genauerem Hinsehen erkannte Ayla, dass sich mehrere Gruppen gebildet hatten, meist um ein großes Feuer. Am Rande des Platzes, nicht weit vom Lager der Geschichtenerzähler, hatten sich viele Menschen um drei oder vier Gestalten versammelt, die mit ausholenden Gesten sprachen und auf einer Art Podest aus Holz und hartem Rohleder standen, damit sie von der Menge besser gesehen wurden. Die Zuschauer vor dem Podest saßen auf dem Boden oder hatten sich Baumstämme und Steine näher herangezogen. Fast direkt gegenüber auf der anderen Seite des Versammlungsplatzes wurde zum Klang von Flöten, Trommeln und anderen Schlaginstrumenten getanzt und gesungen. Ayla reizte beides, und sie musste sich entscheiden, wohin sie zuerst wollte.
In einem anderen Bereich fanden Spiele statt, bei denen unterschiedliche Spielfiguren eingesetzt wurden, und nicht weit davon entfernt konnte man sich sein Lieblingsgetränk nachfüllen lassen. Ayla bemerkte Laramar, der mit falschem Lächeln sein Barma ausschenkte.
»Will sich beliebt machen«, murmelte Jondalar, als hätte er Aylas Gedanken erraten. Ihr war nicht bewusst, dass ihr der Widerwille beim Anblick des Mannes so deutlich anzusehen war.
Auch Tremeda war unter denen, die herumstanden und auf Laramars Barma warteten, aber er bot ihr keines an. Ayla wandte sich einer anderen Gruppe zu, die in den Resten vom Festmahl stocherte, eingesammelt und für alle aufgebaut, die noch mehr wollten.
Auf dem ganzen Platz standen Menschen zusammen, redeten und lachten oder schlenderten von einer Gruppe zur anderen. Ayla fiel nicht sofort auf, was sich an den dunkleren Rändern der Menge tat. Dann erblickte sie zufällig eine Frau mit leuchtend rotem Haar, in der sie Folaras Freundin Galeya erkannte. Sie entfernte sich aus dem Essbereich zusammen mit dem jungen Mann von der Dritten Höhle, der bei der Löwenjagd mitgemacht hatte, wie sich Ayla erinnerte. Die beiden hatten sich damals zusammengetan, um einander Deckung zu geben.
Das junge Paar schlenderte auf den dunkleren Rand der Menge zu, und sie sah, wie die beiden stehen blieben und sich umarmten. Sie war peinlich berührt, denn sie hatte das Paar nicht in einem Moment der Vertraulichkeit beobachten wollen. Aber auch andere hatten sich von der Hauptmenge abgesetzt und beschäftigten sich intensiv miteinander. Ayla wurde rot.
Jondalar lächelte in sich hinein. Er hatte gesehen, worauf ihr Blick
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