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Aussichtspunkt, der besseres Licht böte. Es war zwecklos. Schließlich drückte er die Klinke des Chorportals. Das Portal war allem Anschein nach verschlossen gewesen; tatsächlich aber öffnete es sich sofort, als Trant den Versuch unternahm. Er betrat das dunkle Gelaß auf Zehenspitzen und dachte dabei, daß er das Tor besser hinter sich geschlossen hätte. Er war nicht sicher, ob er die vier Gräber besonders gut erkennen würde, doch da waren sie, gewaltige Kästen, die den Hochaltar flankierten wie Löwenkäfige.
    Er stand vor den Stufen des Altars und beugte sich über die letzte marmorne Barriere, um eine der lateinischen Inschriften zu entziffern. Bei solchen Übungen hatte Trant es sich zum Prinzip gemacht, sich nicht ohne weiteres geschlagen zu geben. Er reckte seinen Hals und verdrehte die Augen, bis ihm fast schwindlig wurde, als er sich die antiken Worte eines nach dem anderen vornahm und sie zu übersetzen versuchte. Die Frage der Schließung der Kathedrale verschwand vorübergehend aus seinem Bewußtsein. Dann schien etwas Schauriges zu passieren – genauer gesagt, zwei aufeinanderfolgende Dinge. Trant hatte zunächst den Eindruck, daß die steinerne Tafel, auf die er so angestrengt starrte, sich irgendwie bewegte, dann glaubte er zu sehen, daß eine Hand um eine der oberen Ecken griff. Eine ungewöhnlich kleine Hand, wie Trant schien.
    Fast kaltblütig beschloß Trant, sich die Sache bis zum Ende anzusehen. Es mußte schließlich eine Erklärung dafür geben, und durch alles, was nach Flucht aussah, würde er sich lächerlich machen und außerdem das Rätsel ungelöst lassen. Und es gab tatsächlich eine Erklärung; die Steinplatte schwang noch weiter auf, und aus dem Innern des Altars tauchte ein kleines Kind mit blondem Haar auf.
    »Hallo«, sagte das Kind und blickte Trant über die schwarze Marmorbarriere hinweg lächelnd an. »Hallo«, sagte Trant. »Du sprichst sehr gut Englisch.«
    »Ich bin aus England«, erwiderte das Kind. Es trug ein dunkelbraunes, am Hals offenes Gewand und dunkelbraune Hosen, aber Trant wußte nicht recht zu sagen, ob es sich um ein Mädchen oder einen Jungen handelte. Das Schelmenstück sprach für einen Jungen, aber das Kind wirkte eher mädchenhaft, dachte Trant.
    »Durftest du dort drinnen sein?«
    »Da gehe ich immer hinein.«
    »Hast du keine Angst?«
    »Niemand hat Angst vor Bischof Triest. Er hat uns diese Leuchter geschenkt.« Das Kind zeigte auf vier Kupfergegenstände, wodurch die Logik des Kindes in Trants Augen nicht an Überzeugungskraft gewann.
    »Möchten Sie hineingehen?« fragte das Kind höflich.
    »Nein, danke«, sagte Trant.
    »Dann mache ich zu.« Das Kind wuchtete die große Steinplatte wieder an ihren Ort. Es war ein Kraftakt, der um so bemerkenswerter war, da das Kind, wie Trant feststellte, anscheinend hinkte.
    »Wohnst du hier?« fragte Trant.
    »Ja«, sagte das Kind und ließ es nach Kinderart dabei bewenden.
    Es hinkte vorwärts, kletterte über die Altarschranke und blickte zu Trant hinauf, als es neben ihm stand. Trant fand es schwierig, das Alter des Kindes zu schätzen.
    »Wollen Sie einen der anderen Bischöfe sehen?«
    »Nein, danke«, sagte Trant.
    »Ich finde, Sie sollten einen Bischof sehen«, brachte das Kind in recht ernstem Ton vor.
    »Lieber nicht«, sagte Trant lächelnd.
    »Vielleicht wird es keine andere Gelegenheit geben.«
    »Wohl nicht«, sagte Trant, immer noch lächelnd. Er hielt es für das beste, mit dem Kind auf dessen eigenem Niveau zu sprechen, um nicht das unter Erwachsenen übliche Wechselspiel belangloser Fragen und gewöhnlicher Auskünfte zu beginnen.
    »Dann zeige ich Ihnen die Krypta«, sagte das Kind.
    Die Krypta war der Schlußpunkt in den Ausführungen des Reiseführers. Der Eingang befand sich unmittelbar gegenüber der Nordwestecke des Chorraums; man mußte, wie bei der ›Anbetung des Lammes‹, für diese Attraktion gesondert bezahlen. Trant hatte schon geglaubt, daß er es bis dorthin nicht mehr schaffen würde.
    »Ist denn dazu noch Zeit genug?« fragte er mit instinktivem Blick auf seine stehengebliebene Uhr, die noch immer 11.28 Uhr zeigte.
    »Ja«, sagte das Kind wieder.
    Das Kind hinkte davon, öffnete das Chorportal für Trant, der die Inschriften nicht zu Ende gelesen hatte, und ließ ihn hindurchgehen. Das Kind schloß das Tor und ging zum Eingang der Krypta voran, wobei es sich über die Schulter umschaute, ob Trant auch folgte. Im deutlich besseren Licht außerhalb des Chorraums sah Trant,

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