just an diesem Ort. Es wäre besser gewesen, er hätte ihn nie wieder verlassen. Und denken Sie an Ihren eigenen großen Staatsmann, Lord Roseberry, von allen anerkannt als ein Mann besonderen Gepräges, ein Mann aus anderem Holz als die Winzlinge, die zu seinen Füßen wimmelten, auch wenn nur wenige, die es erkannten, den Grund nennen konnten. Manche schrieben sogar Bücher, um ihre Unfähigkeit darzulegen, Lord Roseberrys offenkundige Größe zu erklären. Wußten Sie, Mrs. Sawyer, daß Lord Roseberry jahrelang so gut wie nie schlief?«
»Das war leider vor meiner Zeit«, entgegnete Margaret.
»Er hätte gut verstanden, daß wir, die wir hier leben, zum einen verflucht sind, wie Mrs. Slater sagt, zum anderen jedoch auserwählt. Er hatte die blauen Augen, die bei unserem Schlag am häufigsten vorkommen.«
»Mir scheint, daß die meisten von Ihnen der restlichen Welt sehr ähnlich sind.«
»Wir haben das herkömmliche Aussehen von Mönchen. Man entferne die unterschiedlichen Kleider, und viele Mönche ähneln Mrs. Slater. Wenn Sie den Widerspruch entschuldigen.«
In der Halle war es jetzt vollkommen still.
»Darf ich Ihnen Kaffee nachschenken, Colonel Adamski?«
»Ja, bitte.«
Sie füllte ihrer beiden Tassen und dachte nach.
»Gibt es gewisse Grenzen?« fragte sie einige Zeit später. »Oder Grenzbezirke? Mir schien, daß der Wald, dieser besondere Wald, von dem hier alle sprechen, bloß ein Teil der gesamten schwedischen Wälder ist.«
»Das ist auch wahr«, sagte der Colonel. »Hin und wieder kehrt einer von uns nicht wieder. Einige finden Pfade in den Wald dahinter und kommen nie zurück.«
»Vielleicht haben sie nur beschlossen, das K URHUS ZU verlassen, und halten das für den einfachsten Weg? Ich kann mir das durchaus vorstellen. Ich wollte heute nachmittag abreisen, aber es schien fast unmöglich ... Jetzt bin ich froh, daß ich geblieben bin«, fügte sie lächelnd hinzu und wickelte ein Stück Würfelzucker aus dem Papier.
Der Colonel verneigte sich ernst. »Sie gehen«, sagte er, »weil sie ihre Grenze erreicht haben. Für Männer und Frauen hat alles eine Grenze, jenseits derer weiteres Mühen, weiteres Nachdenken nur zum Rückschritt führt. Und das ist die Wahrheit, obwohl die meisten Männer und Frauen nie auch nur aufbrechen, zu einem Aufbruch möglicherweise gar nicht fähig sind. Für diejenigen, die wirklich aufbrechen, ist die Grenze individuell unterschiedlich und nicht vorhersehbar. Nur wenige erreichen sie. Diejenigen, die es schaffen, sind wohl auch dieselben, die fortgehen in den Wald dahinter.«
Margarets Augen leuchteten. »Ich weiß, daß Sie recht haben!« rief sie. »Da ist etwas, das ich schon lange gewußt habe, ohne daß ich die Worte finden konnte.«
»Wir alle wissen es«, sagte der Colonel. »Und wir alle fürchten es. Denn jenseits unserer Grenze beginnt das Nichts. Es ist ein wenig wie in der italienischen Parabel von der Zwiebel: Schale um Schale verschwindet, bis zum Schluß nichts mehr da ist, außer einem Duft, der noch ein wenig verweilt, so wie die Toten noch ein wenig hier verweilen, ihren Duft ausströmen und dann verschwunden sind. Oder, mit einem großen Wort gesagt, es ist ohne Frage wie das Nirwana, obwohl das Nirwana etwas ist, das kein Europäer zu begreifen vermag. Für mich ist es wie ein gewisser Augenblick im Krieg, ein Augenblick, als ich waffenlos Mann gegen Mann zu kämpfen hatte. Kein Moment, an den ich gerne zurückdenke, nicht einmal, wenn ich im Wald umherwandere. Es ist nicht richtig, Mrs. Sawyer, daß wir Soldaten Männer von Kraft und Geblüt sind. Zumindest sind das nur wenige Soldaten. Aber für mich war dies der Augenblick, da ich aufhörte zu schlafen, aufhörte zu träumen. Träume, Mrs. Sawyer, sind irreführend, weil sie das Leben wirklich erscheinen lassen. Wenn es nur die Hilfe der Träume einbüßt, löst sich das Leben auf. Aber vielleicht haben wir jetzt genug über diese amüsante kleine Gesellschaft gesprochen, zu der ich gefunden habe? Selbst ich, der ich einer von ihnen bin, bilde mir nicht ein, daß sie die ganze Welt sind, und Sie sind doch nur zu Besuch bei uns – heute hier und morgen dort, wie die Redensart sagt?«
»Ich werde es bedauern, wenn ich fort bin«, sagte Margaret wahrheitsgemäß. Sie hielt die Kaffeekanne schräg und hob dann den Deckel an. »Leider ist sie leer. In England ist der Kaffee schlecht, aber es gibt mehr davon. Ich denke, das ist ebenfalls ein Symbol.«
Der Colonel lachte höflich.
»Ob
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