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0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai

0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai

Titel: 0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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sich sofort den Helm abgerissen und war auf dem Wege nach oben. Ich schoß ihm nach, schlug mit den Flossen und erwischte ihn an den Füßen noch vor der Oberfläche. Er stieß wild um sich.
    Ich zog ihn abwärts. Sehr plötzlich wurde er bewegungslos. Ich wußte, wenn ich ihn jetzt länger als drei Minuten hielt, wachte er nicht mehr aus. Deshalb ließ ich ihn los. Er trieb langsam zur Oberfläche.
    Ich schwamm zum Wrack zurück. Der zweite Mann hatte nichts von den Vorgängen gemerkt. Er befand sich noch im Schiffsinneren. Ich schwamm einfach hinein, nahm ihm den Helm ab, faßte ihn am Haar und riß ihn nach oben. Strampelnd und zappelnd entschwebte er. Ich zerstörte beide Tauchhelme, indem ich sie mit dem zurückgelassenen Werkzeug ineinanderhieb.
    jetzt wurde es für mich Zeit, ins Freie zu kommen. Zwar zischte die Luft noch regelmäßig aus der Flasche, aber der Vorrat konnte nur noch für Minuten reichen. Ich schwamm Richtung auf die Küste und hatte die Klippenabbrüche noch nicht erreicht, als das Zischen aufhörte. Ich mußte hoch. Den Rest der Strecke schaffte ich, indem ich immer wieder auftauchte, Luft schnappte, und dann weiterschwamm.
    Phil lag auf der Klippe, als ich mich erschöpft neben ihn warf.
    »Das war ein voller Erfolg.« Er lachte. »Sie sind zum zweitenmal so aufgeregt wie ein Ameisenhaufen, in den ein Spazierstock fährt. Hast du Creoly getötet?«
    »Natürlich nicht! Ich wollte ihn nur unschädlich machen.«
    »Es sieht so aus, als habe es ihn erwischt. Sie kneten immer noch an ihm herum.«
    »Ich mußte ihn ausschalten, denn solange er ausfällt, wird Flybert seine Leute nicht unter Wasser treiben können.«
    Wir beobachteten unterdessen das Deck der ›Flyer‹ weiter. Schließlich schienen die Wiederbelebungsversuche bei Creoly Erfolg zu haben. Wir sahen, wie sie ihn aufhoben und in die Kabine trugen.
    Neue Tauchversuche wurden nicht mehr unternommen. Flybert erschien später und rannte stundenlang auf und ab. Man konnte sein Zähneknirschen fast bis zu uns hinauf hören.
    ***
    Am nächsten Morgen gab es eine große Szene auf der ›Flyer‹. Die Mannschaft war angetreten, und Flybert brüllte mit ihr herum. Bread, der dicke Kapitän, schüttelte die Fäuste und ohrfeigte einen Mann. Der Seewind trug verwehte Fetzen des Geschreis zu uns, und wenn auch nichts zu verstehen war, so blieb doch deutlich, daß die Mannschaft sich weigerte, weiter nach Diamanten zu tauchen.
    Phil zappelte mit den Beinen und kniff mich in den Arm.
    »Oh, Mensch«, freute er sich, »fehlt nur noch, daß sie meutern.«
    Dazu kam es freilich nicht. Aber aus dem Tauchen wurde an diesem Tage nichts. Die Leute weigerten sich und waren durch nichts zu bewegen. Wir konnten uns auf unserem Beobachtungsposten in der Sonne aalen. Das Deck der ›Flyer‹ lag wie ausgestorben, nachdem Flybert sich ohne Erfolg zurückgezogen hatte. Jetzt waren es nur noch sieben Tage bis zur Ankunft des Postdampfers.
    So erfolgreich dieser Tag für uns war, so bitter war der nächste. Am Morgen erschien Creoly wieder an Deck. Er ließ die Leute antreten, sprach zu ihnen, und wir sahen, wie drei Männer vortraten. Da er selbst mit hinunterging, fand er Freiwillige. Vorher wurden zwei Ruderboote zu Wasser gelassen, jedes mit zwei Männern, von denen der eine ruderte, während der andere durch einen Guckkasten den Meeresgrund beobachtete. Dieser Mann hatte ein Gewehr neben sich. Die beiden Boote patrouillierten zwischen der ›Flyer‹ und der Küste.
    Phil und ich blickten uns an. Wir wußten, was wir dachten, jetzt war es gefährlich, wenn nicht gar unmöglich, an das Wrack zu kommen, um die Arbeit zu stören.
    »Ich denke, wir lassen sie bis zur Mittagspause in Ruhe«, sagte ich. »Dann wird ihre Wachsamkeit eingeschlafen sein, und ich kann es wieder versuchen. Ich werde einen Bogen schlagen müssen und muß mich von der Seeseite her dem Wrack nähern. Ich nehme zwei Preßluftflaschen mit.«
    Wir beobachteten den Fortgang der Arbeiten. Kurz nach Mittag kamen die beiden Taucher herauf, und auch die Boote legten neben der ›Flyer‹ an. Um drei Uhr stießen sie wieder vom Schiff ab. Die Tauchhelme wurden zwei anderen Leuten über die Köpfe gestülpt. Creoly ging nicht mit hinunter.
    Ich wartete, bis die Arbeiten in vollem Gange waren; dann kletterte ich die Klippen abwärts, stieg ins Wasser und schwamm ins offene Meer.
    Die Orientierung im Wasser war schwierig. Man neigt dazu, im Kreis zu schwimmen, wenn man keinen Anhaltspunkt hat.

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