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0003 - Achterbahn ins Jenseits

0003 - Achterbahn ins Jenseits

Titel: 0003 - Achterbahn ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nehmen Rocker auch einige Meilen Fahrt in Kauf. Sagen Sie mal, wo leben Sie eigentlich?«
    Die Konstabler schwiegen.
    Es war eine verrückte Situation. So recht wußte niemand, was geschehen war. Die Zeugen des Vorfalls hatten fluchtartig das Kirmesgelände verlassen, und die beiden Verletzten standen unter Schock. Es würde noch dauern, bis sie redeten.
    Eins war klar. Der Totengräber hatte sein Versprechen wahrgemacht. Er war in Erscheinung getreten und hatte zugeschlagen. Wie, das wußte John noch nicht.
    Am liebsten hätte der Geisterjäger den Rummelplatz räumen lassen. Aber das konnte er nicht schaffen. John wußte aus Erfahrung, daß Unglücke und Katastrophen Neugierige anziehen wie Motten das Licht. Außerdem gibt es bei den Schaustellern einen Wahlspruch, der immer eingehalten wird.
    The Show must go on!
    Die Schau muß weitergehen.
    Mit einem bitteren Gefühl in der Magengegend trat John Sinclair die Zigarette aus. Die Sanitäter hatten jetzt Zeit, sich um den verletzten Suko zu kümmern.
    Der Chinese versuchte aufzustehen. Er schaffte es nicht ohne Hilfe. Sein Gesicht war bleich. Suko hatte sich tatsächlich eine Gehirnerschütterung zugezogen.
    Er grinste verzerrt, als er sagte: »Tut mir leid, Partner, aber auf mich mußt du wohl verzichten.«
    »Ich werd’s schon schaffen«, erwiderte der Geisterjäger optimistisch.
    Suko hob die breiten Schultern. »Aber paß auf. Dieser Totengräber ist höllisch gefährlich.«
    John nickte.
    Suko wurde auf eine Bahre gelegt und dann in den Krankenwagen geschoben.
    Ein mehrtägiger Krankenhausaufenthalt war ihm sicher.
    Der Geisterjäger befand sich allein im Karree der Auto-Scooters. Dann hörte er eine keifende Männerstimme. Er sah einen pickeligen Jüngling neben einem Mann hergehen, der mit Händen und Füßen redete.
    Der Mann war klein, trug einen braunen Anzug und einen dicken Ring am Finger.
    Als der Knabe John Sinclair sah, schoß er auf ihn zu.
    »Sie, was suchen Sie hier?«
    Der Kerl schwitzte und roch unangenehm aus dem Mund.
    »Das kann ich Sie fragen«, erwiderte John.
    »Ich bin der Besitzer hier.«
    John präsentierte seinen Ausweis. Der Schausteller wurde sofort ruhiger. »Dann können Sie mir sicherlich genau sagen, was vorgefallen ist, nicht wahr?«
    »Nein, ich weiß es auch nicht.«
    »Verdammt«, tobte der Schausteller. Dann wies er auf den Pickeligen. »Er hat mir von einem Chinesen erzählt, der sich einigen Rockern in den Weg gestellt hat. Wo ist der Chinese?«
    John drehte sich um und ging. Der Mann fiel ihm auf den Geist.
    »Aber was soll ich denn machen?« kreischte der Schausteller hinter dem Oberinspektor her.
    John gab keine Antwort mehr. Er verließ das Karree und ging in Richtung Achterbahn. Er wollte noch einmal mit Carl Norton reden. Vielleicht nahm der Mann jetzt Vernunft an.
    Denn eins war klar. John Sinclair glaubte auf keinen Fall, daß dies der letzte Auftritt des Totengräbers gewesen war. Der Mann wollte seine Rache. Er würde weiter zuschlagen und dabei keine Rücksicht auf Menschenleben nehmen.
    Wieder einmal machte John Sinclair die Erfahrung, daß Katastrophen die Menschen nicht abschrecken, sondern eher noch anlocken. Der Rummelplatz war brechend voll. Die Menschen, die dabeigewesen waren, standen im Mittelpunkt. Sie erzählten, redeten und schmückten aus.
    John Sinclair fühlte ein bitteres Gefühl in sich aufsteigen.
    The Show must go on!
    Diesen Wahlspruch sah er deutlich vor sich. John hatte das Gefühl, als wäre die Musik noch lauter geworden, als würden sich die Anreißer noch mehr anstrengen, Besucher in diverse Buden und Hallen zu locken.
    Die Schau mußte weitergehen.
    Und der Totengräber holte bereits zu seinem zweiten gnadenlosen Schlag aus…
    ***
    Margret Carruthers klatschte begeistert in die Hände. »Du bist ja Klasse, Reddy«, rief sie.
    Gaylord ließ das Luftgewehr sinken und warf sich in die Brust. Lächelnd drehte er sich um. »Eine meiner leichtesten Übungen. Schon in der Armee habe ich zu den besten Schützen gezählt.«
    Der Besitzer der Schießbude duckte sich und holte eine armlange Kunststoffrose unter dem Tresen hervor. »Darf ich sie der Lady überreichen?« fragte er.
    »Aber bitte doch«, erwiderte Reddy.
    Mit einer Verbeugung gab der Schießbudenbesitzer Margret Carruthers die Blume. Reddy steckte sie seiner Frau in das oberste Knopfloch ihrer Bluse.
    »Laß doch«, sagte Margret, »ich halte sie lieber in der Hand.«
    »Wie du willst.«
    Das Ehepaar Carruthers schlenderte weiter.

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