0003 - Achterbahn ins Jenseits
seinen Wohnwagen zurück.
So war es auch diesmal.
Carl Norton hatte sich zu seiner Tochter in das Kassenhäuschen gequetscht. Vera war ziemlich erschöpft. »Gleich muß mich aber jemand ablösen«, sagte sie.
Ihr Vater nickte und klemmte sich die Kassette unter den Arm. Dann verstaute er sie in seiner Aktentasche. »Halte noch eine halbe Stunde durch, ich komme dann und übernehme die Kasse. Übrigens, was war bei den Auto-Scootern los?«
Vera hob die wohlgerundeten Schultern. »Keine Ahnung. Aber ich glaube, da machten Rocker Terror.«
»Dieses verdammte Pack!« schimpfte Norton. »Wollen nur hoffen, daß die Kerle nicht auch zu uns kommen. Aber Achterbahnen waren für die noch nie interessant.« Er bückte sich und warf einen Blick durch die Scheibe. Ein zufriedenes Lächeln stahl sich um seine Lippen. »Alle Wagen in Betrieb«, murmelte er. »Na, die Einnahme kann sich sehen lassen. Ist aber auch gut so. Schließlich hat mich der Spaß eine schöne Stange Geld gekostet. Und die will erst mal verdient sein.« Norton streichelte seiner Tochter über die Wange. »So Girlie, ich gehe jetzt. Halte die Stellung.«
Vera nickte. »Beeil dich«, rief sie ihrem Vater noch nach.
»Ja, ja.«
Norton verließ das Kassenhäuschen. Obwohl der Jahrmarkt in buntem Lichterglanz erstrahlte, sah er das Blaulicht der Krankenwagen über die falschen Fassaden geistern. Er entdeckte auch einige Rocker, die in Richtung der abgestellten Materialwagen stürmten. Wenig später hörte er das Röhren schwerer Motorräder.
Carl Norton fiel ein Stein vom Herzen. Die Rocker verschwanden.
Zielstrebig näherte er sich seinem komfortablen Wohnwagen. Hin und wieder schnappte er Gesprächsfetzen von Besuchern auf. Die Unterhaltungen drehten sich fast ausschließlich um die Ereignisse bei den Auto-Scootern. Dort mußte die Hölle losgewesen sein.
Carl Norton holte den Schlüssel aus seiner Tasche und öffnete die Tür des Wohnwagens. Für einen flüchtigen Moment dachte er an den Totengräber und dessen Besuch, doch dann hatte er die Gestalt schon wieder vergessen. Die Einnahme war wichtiger.
Er knipste das Licht an – ein eigener Generator spendete Strom – und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Zuvor verschloß Carl Norton die Tür von innen. Dann packte er die Kassette aus, rollte Kleingeld und Scheine auf den Tisch und begann zu zählen.
Bei jedem glatten Hunderter nickte er.
Bei fünfhundert Pfund genehmigte er sich einen Whisky, und als er bei tausend Pfund angekommen war, gönnte er sich eine Zigarre.
Bei eintausendzweihundertundzehn Pfund war Schluß.
Soviel Geld hatten vier Stunden gebracht.
Enorm!
Carl Norton bündelte die Scheine, legte die Münzen aufeinander und verstaute alles in seinem Tresor. Am anderen Morgen wollte er die Einnahme zur Bank bringen.
Der Safe besaß ein Sicherheitsschloß, dessen Kombination nur Carl Norton kannte. Nicht einmal seine Tochter hatte er eingeweiht. Allerdings hatte seine Frau davon gewußt.
Im Safe befanden sich noch Papiere und wichtige Unterlagen. Er legte die Einnahmen in das untere Fach, drückte die Tür wieder zu, drehte sich zufrieden grinsend um – und erstarrte.
Vor ihm stand der Totengräber!
Nortons Grinsen erlosch.
Der Schausteller bekam plötzlich Schluckbeschwerden. Er hatte den Unheimlichen nicht gehört, geschweige denn gesehen. Wie ein Schatten mußte er in den Wohnwagen gekommen sein.
Lionel Hampton lächelte. Er trug eine Laterne in der rechten Hand, schwenkte sie hin und her und sagte mit Grabesstimme: »Es ist soweit, Carl Norton. Ich bin gekommen, um dich zu holen!«
Der Schausteller konnte nicht sprechen. Wie zugeschnürt war seine Kehle. Er mußte sich räuspern. »Was – was wollen Sie von mir?« fragte er krächzend.
»Das habe ich dir doch schon gesagt. Du wirst zu uns kommen. Du wirst eingehen in das Reich der Geister. Du hast auf meine Warnung nicht gehört. Jetzt ist es zu spät.«
Norton schwitzte Blut und Wasser. In einer verzweifelten Geste hob er die Arme. »Aber – aber wir können doch noch einmal über alles reden, Mister… Sir… ich… ich bin bereit, auf Ihre Bedingungen einzugehen. Wirklich.«
Lionel Hampton schüttelte den Kopf. »Zu spät, mein Freund. Zu spät.«
Carl Norton wich zurück. Angst flackerte plötzlich in seinem Blick. Ihm war klar geworden, daß er von dem Totengräber keine Gnade zu erwarten hatte. Er hatte den Mann nicht ernst genommen. Jetzt war es zu spät.
Der Totengräber ließ den Schausteller
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