0004 - Damona, Dienerin des Satans
weiß«, erwiderte Jane.
»Du hast sie schon kennen gelernt?«
»Ja. Sie versuchte mich zu warnen. Ich soll von hier weglaufen, hat sie mir zu verstehen gegeben.«
Lucille wandte den Kopf. »Und? Wie hast du reagiert?«
»Ihre Warnungen interessierten mich nicht. Sie haben mich kalt gelassen«, sagte Jane mit tonloser Stimme.
Lucille lachte. »Das ist gut. Das ist sogar sehr gut. Aber sie versucht es immer wieder. Na ja, bald ist Schluß damit.«
»Wieso? Was haben Sie denn vor?«
Lucilles Gesicht verschloß sich. »Das wirst du noch früh genug erfahren.« Sie war vor einer Tür stehen geblieben, klopfte gegen das Holz und rief: »Damona?«
Das »Ja« war kaum zu hören.
Lucille öffnete.
Sie und Jane betraten einen abgedunkelten Raum, in dem nur zwei Wandleuchten brannten. Sie gaben diffuses Licht und streichelten gerade noch das Gesicht eines Mädchens, das auf einem hohen Stuhl saß, dessen Lehnen mit Teufelsköpfen verziert waren. Die Köpfe hatten glühende Augen, von denen eine schreckliche Faszination ausging. Jane wandte schaudernd den Blick. Sie versuchte, sich auf Damona zu konzentrieren.
Viel konnte sie nicht erkennen. Sie sah sich einem Mädchen gegenüber mit langen, glatten, rötlich schimmernden Haaren. Das Gesicht war schmal und ebenso blaß wie das ihrer Mutter. Deutlich sah Jane die Wangenknochen hervortreten.
Wenn das eine Zwillingsschwester von Teresa war, dann hat die Natur verrückt gespielt, dachte die Detektivin.
Lucille schloß leise die Tür.
»Das ist Jane«, stellte sie vor. »Sie will unserem Orden beitreten und sich dem Satan verschreiben. Ich habe sie schon vorgeprüft, aber die letzte Entscheidung will ich dir überlassen. Teste sie, mein Kind. Wenn du sie für würdig empfindest, werden wir ihr eine Aufgabe zuteilen.«
Damona nickte nur.
Jane fühlte ihren starren Blick auf sich gerichtet, und ein unangenehmes Gefühl beschlich sie. Dieser Blick schien geradewegs in ihre Seele zu dringen. Er war böse und gemein.
Damona stand auf. Sie tat es mit langsamen Bewegungen. Dabei ließ sie Jane Collins nicht aus den Augen. Zwei Schritte machte sie auf die Detektivin zu.
Im Zimmer war es still.
Jane hielt den Atem an.
Auch Lucille wagte kaum, sich zu rühren.
Damona ging noch weiter auf Jane Collins zu. Sie legte ihre Hände auf die Schultern und bohrte ihren Blick in Jane Collins Augen.
Die Detektivin fühlte, wie ein Kribbeln ihre Adern durchlief. Die Augen vor ihr schienen größer zu werden. Deutlich sah sie die roten Äderchen, die die Pupille wie ein feines Netzwerk durchzogen.
Jane hatte das Gefühl, nicht mehr sie selbst zu sein. Ein anderer böser Geist schien von ihr Besitz zu ergreifen.
»Gib ihr das Zeichen«, sagte Damona.
Der Befehl war an ihre Mutter gerichtet. Lucille bewegte sich. Jane merkte nichts davon. Sie schien in den Augen des jungen Mädchens zu ertrinken.
Die Detektivin spürte nur, wie etwas über ihren Kopf glitt, und dann baumelte die Plakette vor ihrer Brust, die sie auch schon bei Eve Lidell gesehen hatte.
Das lederartige Gebilde mit dem großen D. Die Detektivin merkte, wie ein nie gekanntes Gefühl von ihrem Körper Besitz ergriff. Etwas strömte auf sie ein. Etwas, gegen das sie sich nicht wehren konnte. Es war unglaublich böse, ungeheuer schrecklich und tötete ihre normalen Gedanken.
Das Gesicht Damonas verwischte.
Die Satansfratze schälte sich hervor.
Deutlich sah Jane die beiden Hörner, das unten spitz zulaufende Gesicht, den Mund mit den gräßlich gefletschten Zähnen und die häßlichen Eselsohren.
Aber Jane empfand die Physiognomie nicht als häßlich. Nein, sie kam ihr wunderbar vor. Herrlicher als das schönste Gesicht.
Satan begann zu sprechen.
Mit Damonas Stimme.
»Du willst mir dienen?«
»Ja«, hauchte Jane.
»Du würdest für mich alles tun? Ich meine – alles?«
Wieder stimmte Jane zu.
Der Satan lachte. »Das ist gut. Dann wirst du in Zukunft nur ihr gehorchen. Damona ist meine Vertreterin. Du wirst tun, was sie dir sagt, und dich niemals gegen sie stellen. Wenn doch, wirst du getötet! Ist das klar?«
»Ja!«
»Gut. Dann bist du in den Kreis der Dienerinnen aufgenommen. Das Zeichen der Damona wird deine Verbundenheit mit der Hölle dokumentieren. Du darfst es nie ablegen. Wenn du es doch versuchst, wird es dich töten, Jane!«
Die Detektivin stand unbeweglich. Die Macht des Satans war auf sie übergegangen.
Ihr früheres Denken und Fühlen war ausgeschaltet. Sie wollte nur noch dem Teufel
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