0005 - Ich griff »Nummer eins«
grinste. »Dachte mir doch, daß Sie einen Besuch bei alten Kumpanen machen. — Schöner Wagen. Schon bezahlt oder auf Pump gekauft?«
Er machte die Augen eng. »Geht Sie eigentlich wenig an.«
Ich zuckte die Schultern. »Stimmt leider.«
»Warum stehen Sie hier?« fragte er.
Ich antwortete ihm: »Es geht Sie nichts an, aber ich will es Ihnen trotzdem sagen. Wir ahnten, daß Sie Unterredungen mit Ihren ehemaligen Untergebenen führen würden, und weil wir nicht sicher sind, daß Sie diese Unterredungen auch in dem von Anstand und Sitte gebotenen guten Ton halten, haben wir überall, wo Sie hinkommen könnten, einen von uns hingestellt. Wenn Sie jetzt zu Matterson hinaufgehen, und man findet dort einen toten oder auch nur beschädigten Matterson vor, wissen wir gleich, wer es gewesen ist. — Sehen Sie, Brian, so ist das. Erst haben Sie mich mitgenommen, damit Ihnen nichts passiert, und jetzt stelle ich mich freiwillig hierher, damit den Leuten, die Sie besuchen, nichts passiert.«
Er trat einen Schritt näher.
»Ich glaube, Sie haben eine zweite Abreibung nötig, G-man«, sagte er, durch die Zähne zischend.
Ich senkte ein wenig den Kopf.
»Versuchen Sie es, Brian«, antwortete ich ebenso leise, »aber ich fürchte, ein zweites Mal klappt es nicht.«
Er zögerte einen Augenblick, dann lachte er kurz und verächtlich, aber etwas künstlich auf, wandte den Kopf und herrschte seine Trabanten an:
»Los, gehen wir!«
Ich trat zur Seite und gab ihnen höflich den Weg frei.
Sie blieben nicht ganz zwei Stunden oben, und dann kam zuerst Reive herunter. Obwohl ich direkt am Eingang an der Mauer lehnte, schien er mich nicht zu bemerken. Im Licht der Straßenlaterne sah er ein wenig grünlich aus. ›Nummer eins‹ mochte ihm beträchtlich zugesetzt haben.
Inzwischen war der Kollege aufgetaucht, der mich in der Bewachung von Mattersons Wohnung ablösen sollte, sobald ich ihm ein Zeichen gab. Er stand drüben auf der anderen Straßenseite neben seinem Wagen und rauchte eine Zigarette.
Zehn Minuten nach Reive betraten Brian und seine Gefolgschaft die Straße.
›Nummer eins‹ war aufgeräumt und gut gelaunt.
»Na, G-man«, spöttelte er, »ich hoffe, die Zeit ist Ihnen nicht zu lang geworden.«
»Doch, ziemlich lang«, antwortete ich, »aber sie soll mich nicht reuen, wenn der nächste Akt so abläuft, wie ich es mir gedacht habe.«
Gleichzeitig mit dem letzten Wort hatte ich meine Null-acht in der Hand und richtete den Lauf auf Brian.
»Wegen dringenden Verdachtes gesetzwidriger Handlung, nehme ich eine Leibesvisitation an Ihnen vor, Harry Brian! — Ihr anderen, drei Schritte zurück! — Dort drüben auf der anderen Straßenseite steht auch noch ein G-man, und er schießt, wenn ihr eine falsche Bewegung macht.«
Sie gehorchten völlig überrascht, aber ›Nummer eins‹ stand vor mir, dachte nicht daran, die Hände hochzunehmen und starrte mich verständnislos an.
»Was soll der Quatsch, G-man?« fragte er.
Ich lächelte. »Haben Sie nicht verstanden? Ich verdächtige Sie, Beweise einer gesetzwidrigen Handlung bei sich zu führen und überprüfe Sie daraufhin.«
»Das können Sie nicht«, wütete er.
»Das verstößt gegen gesetzliche Bestimmungen.«
»Sie sind nicht richtig informiert, Brian. Es ist völlig legal, und jetzt nehmen Sie die Arme hoch, damit ich Ihre Klamotten abtasten kann.«
»Ich schlage Sie nieder, wenn Sie Hand an mich legen!« brüllte er.
»Brian, wenn Sie sich noch eine Sekunde weigern, erteile ich Ihnen eine Lektion, die sich gewaschen hat«, antwortete ich ruhig.
Er merkte, daß ich Ernst machen würde, und trotz seiner Wut war er viel zu klug, um sich einen unnötigen Niederschlag, der doch nichts an seiner Situation geändert hätte, einzuhandeln. Zögernd hob er die Arme.
»Ich werde Ihnen das heimzahlen. Ich werde mich beschweren, und Sie bekommen Ihren Abschied!«
»So spricht ein Autofahrer, der sich zu Unrecht vom Cop aufgeschrieben fühlt«, sagte ich, während ich ihn abtastete. Er trug keine Pistole bei sich, aber es war nicht ein Schießeisen, was ich bei ihm suchte, denn ich rechnete nicht damit, daß ›Nummer eins‹ dumm genug war, die Waffe bei sich zu tragen, mit der er John Patt getötet hatte. Wahrscheinlich hatte er sie zusammen mit dem Toten in den Hafen geworfen. Ich suchte anderes, und ich fand es in seiner rechten Rocktasche, ein dickes Paket Banknoten.
Ich zog die Scheine ans Licht und wog sie in der Hand.
»Donnerwetter«, staunte ich,
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