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0005 - Ich griff »Nummer eins«

0005 - Ich griff »Nummer eins«

Titel: 0005 - Ich griff »Nummer eins« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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überhaupt je auf die Idee gekommen wäre, mich zu schlagen, hätte ich mich höchstens geschmeichelt gefühlt.«
    Solche Reden hielt Phil hin und wieder. In Wahrheit fand er jede Aktion, die nicht gegen Leute ging, die gefährlich wie Nitroglyzerin waren, sterbenslangweilig.
    »Das nächste Mal schicke ich dich zu ›Nummer eins‹«, lachte ich. Wir suchten uns bequeme Plätze, und Mister High spendierte je einen Whisky, obwohl er selbst nie trank. Dann sah er mich auffordernd an.
    »Wenn Sie wissen wollen, wie sich meiner Meinung nach die Sache in der 27. Straße abgespielt hat, bevor ich auftauchte, so kann ich Ihnen das sagen. — ›Nummer eins‹ hatte erfahren, daß Patt nach New York gekommen war. Wie er es erfahren hat, ist uninteressant und bei seinen Beziehungen zur Unterwelt nicht weiter verwunderlich. Früher hätte ›Nummer eins‹ in einem solchen Falle eine Generalstabsbesprechung anberaumt, einen kleinen Kriegsplan entworfen und die Angelegenheit durch andere Leute erledigen lassen. Jetzt gab es keinen Mann, den er gegen John Patt schicken konnte, denn Pete O ‘ Neigh ist vielleicht gut genug zum Rückendecken, aber nicht, um es mit einem Mann wie Patt aufzunehmen. Um John Patt auf seine Seite zu ziehen, dazu hat Brian nicht genug Geld. Es blieb ihm nichts weiter übrig, als die Sache allein zu regeln, und er machte seinem Ruf alle Ehre. Er ging in Patts Quartier, und wenn wir auch die Leiche des Bravoführers nicht gefunden haben, so bin ich doch der Meinung, daß Brian es riskierte, John Patt in Gegenwart seiner sechs Trabanten über den Haufen zu schießen. Und danach behandelte er die sechs als das, was sie sind, eben als eine Herde Schafe, die einem Leithammel zu gehorchen haben. Er knallte Patt ab, und erklärte den Gangstern, daß er jetzt der Führer sei, daß sie von nun ab auf sein Kommando zu hören hätten, und wahrscheinlich versprach er ihnen auch noch eine Menge süßer Sachen. Okay, für die Jungens lag der Fall, nachdem sie sich von ihrer Verblüffung erholt hatten, ganz einfach. Patt war der Stärkste von ihnen gewesen. Jetzt war einer gekommen, der stärker und schneller war, also hörten sie von nun an auf dessen Kommando. Der entscheidende Augenblick in der Auseinandersetzung zwischen ›Nummer eins‹ und Patt muß wenige Minuten, wenn nicht nur Sekunden, vor meinem Auftritt passiert sein. Brian konnte es nicht riskieren, daß ich die nur flüchtig versteckte Leiche fand. Er hetzte die Meute auf mich und stellte mich vorübergehend kalt. In dieser Zeit beseitigten sie Patts Reste, und dann ließen sie mich laufen. — Jedenfalls hat ›Nummer eins‹ wieder eine Streitmacht zusammen, der selbst die vereinigten Matterson, Reive und Ginger nichts entgegenzusetzen haben.«
    »Ja«, sagte Mr. High nach einer Pause, »so wird es gewesen sein. Wahrscheinlich wird Patts Leiche in aller Kürze gefunden.«
    Ich zündete mir eine neue Zigarette an.
    »Hören Sie, Chef«, setzte ich auseinander, »so gut die Sache im Augenblick für ›Nummer eins‹ aussieht, so hat er doch meiner Meinung nach mit der Erschießung John Patts einen entscheidenden Fehler gemacht. — Sie wissen, warum ›Nummer eins‹ nie gefaßt werden konnte: Weil es keine Zeugen gegen ihn gab. Patt aber wurde von Brian in Gegenwart von sechs Männern getötet, und die Aussage eines einzigen dieser Männer würde genügen, um Harry Brian auf den elektrischen Stuhl zu bringen.«
    »Glauben Sie, Sie können einen von ihnen bewegen, gegen ›Nummer eins‹ auszusagen?«
    »No«, gab ich zu. »Solange er in Macht und Ansehen steht, nicht, aber sobald sich die Leute selbst auf seine Befehle in Sachen eingelassen haben, die ihnen dreißig Jahre, wenn nicht sogar den Stuhl einbringen können, sobald er seine ganze Brutalität und Rücksichtslosigkeit auch an Patts ehemaligen Männern gezeigt hat, dann wird einer von ihnen, werden auch mehrere, bereit sein, vor dem Richter Harry Brian des Mordes zu beschuldigen, und mir soll es wahrhaftig gleichgültig sein, wenn ›Nummer eins‹ wegen eines Mordes an einem Gangster wie Patt verurteilt wird anstelle seiner vielen Untaten, die er an anständigen Leuten begangen hat. Hauptsache, er wird verurteilt.«
    Mr. High rieb sich die Oberlippe. »Sie wissen, was das bedeutet, Jerry. Nicht weniger, als daß wir Brian eine Serie von Verbrechen begehen lassen müssen, bevor wir ihn fassen können.«
    »Nein, Chef. Harry Brian wird versuchen, Verbrechen zu begehen. Wir aber müssen

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