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0005 - Ich griff »Nummer eins«

0005 - Ich griff »Nummer eins«

Titel: 0005 - Ich griff »Nummer eins« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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ständigen Wechsel von Wutanfällen und Apathie.
    »Es scheint, als brächten ihn die Bedrohung durch ›Nummer eins‹, die Überwachung durch uns als Folge der Bedrohung, und der Ruin seines Hehlergeschäftes als Folge der Überwachung langsam um den Verstand«, sagte High, als wir die Berichte zu Ende gelesen hatten.
    »Wünschen Sie, daß etwas geändert wird?« fragte ich.
    Der Chef überlegte eine Minute lang.
    »Es besteht dazu kein Grund«, entschied er. »Ginger aus den Augen zu lassen, dürfen wir gerade jetzt nicht riskieren. Bei der Klemme, in der er sitzt, stürzt sich ›Nummer eins‹ sofort auf ihn, sobald er nur eine Chance wittert.«
    Um zwölf war ich in meiner Wohnung, eine halbe Stunde später lag ich im Bett und war eingeschlafen. Das schrille Läuten des Telefons auf dem Nachttisch weckte mich ein Viertel nach drei.
    »Cotton«, meldete ich mich.
    »Hier ist Whooler«, meldete sich ein aufgeregte Stimme. »Jerry, ich bin niedergeschlagen worden.«
    Ich war noch schlaftrunken, und eine Sekunde lang wußte ich nicht, wer Whooler war. Dann fiel es mir ein, und ich war mit einem Schlage hellwach.
    Whooler war einer der Beamten, die zur Überwachung Gingers eingesetzt worden waren.
    »Wer hat dich niedergeschlagen?« schrie ich.
    »Ich glaube, es war Ginger selbst«, antwortete er. »Verdammt, ich bin gerade erst vor ein paar Minuten zu mir gekommen. Mein Schädel dröhnt. Ich lag schon auf der Couch in seinem Wohnzimmer, als er noch einmal aus dem Schlafraum hereinkam. ›Wünschen Sie noch etwas?‹ fragte ich. Er kam heran und schlug mir irgend etwas mit Macht auf den Schädel. — Verdammt, Jerry, ich habe doch nicht damit gerechnet, daß er mich niederschlägt. Wir sollten doch dafür sorgen, daß er nicht von anderen erledigt wurde.«
    »Und unser Mann im Wagen vor dem Haus?«
    »Das ist Brenst. Ich habe ihn heraufgerufen. Er hat nicht gesehen, daß jemand das Haus verlassen hat.«
    Ich war schon aus dem Bett und griff mit einer Hand nach meiner Hose.
    »Gib Alarm!« schrie ich. »Er soll von allen Streifenwagen gesucht werden. Wie lange ist es her?«
    »‘ne Viertelstunde mindestens. So lange habe ich bewußtlos gelegen.«
    Fluchend hieb ich den Hörer in die Gabel und stürzte mich in meine Klamotten, nahm mir keine Zeit, das Halfter anzulegen, sondern stopfte die Nullacht in die Tasche und brauste zur Tür. Ich hielt die Klinke schon in der Hand, als das Telefon noch einmal läutete. Einen Sekundenbruchteil überlegte ich, ob ich überhaupt noch einmal zurücklaufen sollte, aber es konnten neue Nachrichten über Gingers Verschwinden sein. Ich rannte ins Schlafzimmer zurück, riß den Hörer von der Gabel und fragte: »Ja?«
    »Spreche ich mit Mr. Cotton?« erkundigte sich eine kühle, glatte, ausdruckslose Stimme.
    »Natürlich. Was ist los? Wer spricht da?«
    Ich fiel fast um, als ich die Antwort hörte:
    »Hier ist Brian. Harry Brian.«
    »Brian?«
    »Oh, entschuldigen Sie die Störung zur nachtschlafenden Zeit. Natürlich hätte ich die Polizei benachrichtigen sollen, aber ich dachte, es würde Sie besonders berühren, und schließlich sind Sie ja auch so etwas wie Polizei.« Seine Stimme war so völlig ohne jedes Gefühl, als spräche er vom Wetter.
    Mir lief es kalt über den Rücken.
    »Wovon wollen Sie die Polizei benachrichtigen?« fragte ich langsam.
    »Es ist scheußlich, Mr. Cotton«, antwortete ›Nummer eins‹, »und ich bin noch ganz erledigt, aber es sieht so aus, als hätte ich Upton Ginger getötet.«
    Ich nahm den Hörer vom Ohr und sah ihn an, als trüge er die Schuld an der Nachricht, die ich eben erhielt.
    »Nett, daß Sie mir das mitteilen, Brian!« schrie ich dann in die Muschel. »Nun sind Sie ja am Ziel, aber ich garantiere Ihnen, ich fasse Sie, und dann werden wir auch diesen Mord bei der Aufrechnung Ihres Kontos berücksichtigen.«
    Er lachte ein wenig.
    »Ich weiß, G-man«, sagte er ruhig, »daß Sie mir alle möglichen Absichten und Schandtaten andichten wollen. In Ihrer Phantasie scheine ich so etwas wie ein blutgieriger Tiger zu sein.«
    »Verdammt, das sind Sie!« schrie ich dazwischen, aber er fuhr ungerührt fort:
    »Es steht nicht in meiner Macht, Ihre Meinung über mich zu bessern, aber was Upton Ginger angeht, so war es reine Notwehr. Er brach in meine Wohnung ein, er fuchtelte mit einer Pistole herum, und er schrie eine Menge böser Sachen. Sie können es mir nicht übelnehmen, daß ich ihn niederschlug. — Kommen Sie her und überzeugen Sie sich

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