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0005 - Ich griff »Nummer eins«

0005 - Ich griff »Nummer eins«

Titel: 0005 - Ich griff »Nummer eins« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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diesem Wege weiterzukommen.
    Phil und ich aßen noch zusammen. Dann brachte mich Phil zu meiner Wohnung. Wir verabschiedeten uns rasch, und Phil nahm den Jaguar mit zu seiner Wohnung. Er wollte mich am anderen Morgen wieder abholen.
    Ich glaube, ich habe Ihnen den Zusammenhang mit einer früheren Geschichte schon einmal erzählt, wo und wie ich wohne. Es ist ein Appartementhaus mit sehr vielen, größeren und kleineren Wohnungen, und wenn Sie mich mal besuchen wollen und nicht wissen, in welcher Etage ich wohne, müssen Sie zehn Minuten lang das Namensschild studieren, um den richtigen Klingelknopf aus den achtzig Namen herauszufinden. Merkwürdigerweise kennen sich die Leute in einem solchen Appartementhaus viel weniger untereinander als die Bewohner eines Vier-Familien-Baues.
    Sobald ich die Wohnung betrat, zog ich die Jacke aus. Normalerweise ist es meine Gewohnheit, auch das Halfter mit der Null-acht abzulegen. Heute tat ich es ausnahmsweise nicht.
    Ich schüttete mir an der kleinen Hausbar einen Vollwertigen ein, blätterte in der wenigen Post, die mir meine Putzfrau hingelegt hatte, schob sie aber wieder zusammen, weil sie nur aus Reklame bestand.
    Ich überlegte gerade, daß es am besten sei, sich ins Bett zu hauen, als es furchtbar krachte.
    Ich wußte durchaus nicht, welche Ursache der Krach hatte, und ich dachte: ›Nun ist dem Nachbarn nebenan der Geschirrschrank umgefallen!‹ Dann krachte es zum zweitenmal, und nun ging mir endlich ein Licht auf. Es krachte bei mir, an meiner Tür, an der Eingangstür zu meiner Wohnung.
    Hätte ich dem ersten Impuls nachgegeben und wäre in den Korridor gerannt, um nachzusehen, was los sei — so hätte ich die Geschichte höchstens bis zu diesem Punkt berichten können, und Phil hätte den Rest schreiben und die ergreifend schöne und doch so schlichte Feier anläßlich der Bestattung des G-man Jerry Cotton schildern müssen.
    Es war ein guter Gedanke von mir, zu der Erkenntnis zu kommen, daß an meiner Korridortür, die mit solchen Schlägen traktiert wurde, doch nichts mehr zu retten sei, und daß ich viel besser daran täte, mich nach einem geeigneten Schutz für mich selbst umzuschauen.
    Ich besitze einen schönen, dick gepolsterten Sessel, einen richtigen Großvaterstuhl mit mächtiger Lehne, und ihm strebte ich zu. Ich erreichte ihn, aber ich kam nicht mehr hinter ihn, da tauchte der erste der unwillkommenen Gäste schon in der offenen Tür zwischen Korridor und Wohnraum auf.
    Ich schoß, noch bevor ich sein Gesicht erkannt hatte. Ich schoß zu schnell, um zu treffen, dazu noch halb in der Bewegung des Niederhockens hinter den Sessel. Eine meiner Kugeln ratschte einen langen Holzsplitter aus dem Türrahmen, die andere ging irgendwo in die Decke, aber die beiden Schüsse hatten meinen Besucher so irritiert, daß auch er nicht traf. Er mußte den Hahn durchziehen, während er sich nach rechts ins Zimmer warf, um Deckung hinter der Couch zu finden, und es war sehr angenehm für mich, daß seine Serie wild durch die Gegend fuhr, denn mein uneingeladener Gast war nicht nur mit einer Pistole gekommen, er hatte gleich eine MP mitgebracht.
    Noch während seine Serie bellte, sah ich ein, daß mein Sessel keinen ausreichenden Schutz gegen die Maschinenpistole bot. Ich rutschte, den Sessel mitzerrend, auf dem Teppich entlang zum Schreibtisch, stemmte die Hände dagegen, warf ihn um und glitt dahinter.
    Von der Tür zum Korridor her knallte es. Zwei Revolverschüsse, die sich nach dem Bellen der Maschinenpistole fast niedlich anhörten. Ich spritzte hoch, machte zweimal den Zeigefinger krumm und tauchte wieder hinunter. Ich bekam mit, wie das Gesicht im Türrahmen zurückzuckte. Gleichzeitig setzte die Maschinenpistole wieder ein und zerhämmerte mir meine Schreibtischplatte.
    Vom ersten Krachen gegen meine Tür bis zu diesem Augenblick mochten zehn Sekunden vergangen sein, mehr nicht. Die MP brach wieder ab, und ich riskierte einen ganz vorsichtigen Blick, um die Kante des Schreibtisches herum.
    Der Mann, der ins Zimmer eingedrungen war, hatte die Couch von der Wand gerissen und lag jetzt dahinter. Wieviel Leute sich im Korridor befanden, wußte ich nicht. Eingegriffen hatte bisher nur einer.
    Dann hörte ich zum ersten Male die Stimmen meiner Besucher.
    »Wir müssen weg, Joe! In zwei Minuten kommen wir nicht mehr durch.«
    »Ich will dieses G-man-Schwein kriegen!« schrie Joe hinter der Couch. »Ich will wieder frei herumlaufen können.«
    Und er zog wieder durch und

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