0006 - Schach mit dem Dämon
auf. Lautlos schwang sie zurück. Kein Knarren verriet mich.
Meine Augen hatten sich inzwischen auf die herrschenden Lichtverhältnisse eingestellt, so daß ich Umrisse ausmachen konnte und nicht völlig blind in den mir unbekannten Gang hineinschlich.
Wieder sah ich den Lichtschimmer.
Vorsichtig bewegte ich mich durch den Verkaufsraum. Es war gar nicht einfach, den wild durcheinanderstehenden Gegenständen auszuweichen, aber ich schaffte es trotzdem, ei nigermaßen lautlos voranzukommen.
Dann hörte ich eine Stimme. Sie klang rauh und unbeherrscht. Ich ging noch einige Schritte vor und konnte deutlich die Worte verstehen, die gesagt wurden.
»So, du dreckiger Einbrecher. Zu einem Wurm bist du geworden, und deshalb werde ich dich auch zertreten wie einen Wurm!«
In meinem Hirn klingelte, die Alarmglocke. Ich hatte ähnliche Worte mehr als einmal vernommen. Und immer dann war ein Mensch in Lebensgefahr.
Schon stand ich an der Tür und riß sie auf.
Ein hünenhafter Kerl war von dem Geräusch aufgeschreckt worden und federte herum.
Zwei drei Sekunden hatte ich Zeit, mir die Szene, die sich meinen Augen bot, einprägen zu können.
Der Kerl vor mir sah zum Fürchten aus. Übergroß, ein kantiges Gesicht, und er trug trotz der Helligkeit im Zimmer eine Sonnenbrille auf der Nase. Eine Narbe verlief quer über die Stirn.
Und ich sah den Zwerg.
Er hockte auf dem Boden, nicht größer als eine Spielgruppe. Angst leuchtete in seinen Augen. Er stieß ein klägliches Wimmern aus. Nur schwach verstand ich seine Worte. »Zertreten wollte er mich. Zertreten…«
Der Hüne griff an.
Auch für mich kam die Attacke überraschend. Er zog den Kopf ein und wollte mich über den Haufen rennen.
Wie eine Bombe prallte er gegen mich. Sein eisenharter Schädel grub sich in meine Magengrube. Ich wurde zurückkatapultiert, hinein in den Verkaufsraum. Dabei umklammerte mich der Riese mit beiden Armen, so daß ich das Gefühl hatte, mein Kreuz würde brechen.
Eine Wand stoppte uns. Ein altes Rad, ungefähr so groß wie ein Autoreifen, rutschte aus der Halterung und fiel nach unten. Wir bekamen beide etwas ab. Mein Gegner mehr als ich.
Mir riß die Nabe den Jackettkragen entzwei, dem Hünen donnerte das schwere Rad in den Nacken. Mit lautem Getöse polterte es zu Boden.
Mein Gegner stöhnte und ließ mich los. Er taumelte zurück. Durch die offene Tür fiel soviel Licht, daß ich, den Kerl erkennen und mich auf ihn einstellen konnte.
Ich schlug mit der Rechten zu, traf ihn hart. Er flog weiter zurück. Die Sonnenbrille rutschte ihm von der Nase, hing aber noch an den Ohren.
Er sah ulkig aus, gab sich aber längst nicht geschlagen. Ein Tritt fegte mir die Beine weg. Ich machte einen halben Salto und krachte zu Boden.
Mein Gegner brüllte triumphierend. Ich rollte mich herum, sah, daß er das Rad hochgehoben hatte und es über seinem Kopf schwang. Im nächsten Moment würde er mir damit den Schädel zerschmettern.
Meine Beine schienen sich selbständig zu machen. Zugleich schnellten sie vor.
Der Riese mußte den Tritt voll nehmen. Er rollte mit den Augen, stieß gurgelnde Laute aus, wankte zurück und ließ das verdammte Rad los.
Zum zweitenmal krachte es zu Boden.
Da war ich schon auf den Füßen, packte einen herumliegenden Holzstab und ging auf den Kerl los.
Der Mann schien unbesiegbar zu sein. Den ersten Schlag unterlief er glatt, den zweiten blockte er ab und setzte mir die Faust genau auf den Solar plexus.
Ich hatte das Gefühl in mir, als seien Weihnachten und Ostern auf einen Tag gefallen. Ich hörte alle Engel singen. Der Knüppel wurde mir aus der Hand gewirbelt und durchschlug die Scheibe eines Geschirrschrankes.
Dann war der Bulle wieder da. Mit einem Fußtritt fegte er einen Stuhl zur Seite, der ihm im Weg stand. Er hatte beide zusammengelegt und wollte sie mir von oben auf den Kopf dreschen. Ein Hammerschlag, wie das Bud Spencer immer in seinen lustigen Hau-Ruck-Filmen vorführt.
Ich steppte zur Seite. Trotz der Schmerzen kam ich schnell genug weg.
Der Schlag – er hätte sicherlich den berühmten Ochsen gefällt – zischte an mir vorbei.
In der gleichen Sekunde noch brüllte mein Gegner auf. Er hatte genau in einen Nagel geschlagen. Das Ding stand schräg aus der Wand, war rostig und ziemlich lang.
Jetzt hatte der Riese nichts mehr entgegenzusetzen. Er verzog das Gesicht, tanzte von einem Bein aufs andere und hielt sich die verletzte Hand.
Ich wartete, bis sich mir eine Gelegenheit bot, Dann schlug
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