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0006 - Schach mit dem Dämon

0006 - Schach mit dem Dämon

Titel: 0006 - Schach mit dem Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich wohldosiert zu.
    Der Hüne bekam einen glasigen Blick, seufzte noch einmal und fiel zu Boden.
    Staub wallte auf, als er die Holzdielen berührte.
    Ich atmete auf. Erst jetzt kam die Reaktion. Schwindel packte mich. Ich mußte mich irgendwo festhalten, um nicht umzukippen. Durchatmen konnte ich noch nicht richtig, der Schlag auf den Solar plexus hatte mich zu sehr geschafft.
    Zwei Minuten gönnte ich mir Pause. Dann kümmerte ich mich um den Niedergeschlagenen.
    Die Wunde sah, übel aus. Mit einem Taschentuch verband ich sie. Wenn der Knabe keine Blutvergiftung bekommen wollte, mußte er so rasch wie möglich zu einem Arzt.
    Handschellen brauchte ich ihm nicht anzulegen. Er würde auch so noch eine Weile schlafen. Schließlich kannte ich meinen Punch.
    Ich ging in den Nebenraum und kümmerte mich um den Zwerg. Er war verschwunden.
    »He, Mister«, rief ich, »kommen Sie ruhig. Ich tue Ihnen nichts.«
    Er kam tatsächlich. Ängstlich kroch er links hinter dem Schreibtisch hervor.
    Die Szene sah lächerlich aus, aber zum Teufel noch einmal, mir war wirklich nicht zum Lachen zumute. Dieses Menschlein war von irgendeiner dämonischen Kraft verkleidet worden, und ich hatte das bange Gefühl, daß es meinen Freunden ebenso ergangen war.
    Ich bückte mich, hob den Mann hoch und setzte ihn auf die Schreibtischplatte.
    »Nun erzählen Sie mal«, sagte ich.
    Er zitterte noch, immer vor Angst. »Wer sind Sie?« erkundigte er sich mit heller Stimme.
    »Mein Name ist John Sinclair. Ich bin Oberinspektor bei Scotland Yard.« Zur Unterstreichung meiner Worte zeigte ich ihm den Ausweis. Die Angst aus seinen Augen verschwand. Er atmete erleichtert auf.
    »So, jetzt sind Sie aber dran«, sagte ich. »Berichten Sie, was geschehen ist.«
    Zuerst sagte er seinen Namen. Und dann brach es aus Mike Bonetti hervor. Er redete sich alles von der Seele, und als die Sprache auf den Spiegel zu sprechen kam, begann er zu weinen.
    Ich versuchte ihn zu trösten, es gelang mir kaum.
    »Den Besitzer des Ladens haben Sie hier nicht gesehen?« wollte ich wissen.
    »Nein, damit kann ich Ihnen nicht helfen.«
    Ich stand von meinem Stuhl auf und sah mir den Spiegel genauer an. Der äußere Rahmen unterschied sich in keiner Weise von normalen Spiegeln. Nur das Glas – falls es überhaupt ein solches war – hatte eine andere Färbung.
    Es war matt, leuchtete aber irgendwie von innen.
    Ich zündete mir eine Zigarette an und dachte nach.
    Dieser Spiegel hatte eine besondere Funktion. Er war eine Nahtstelle zum Dämonenreich, wirkte wie ein Tor, durch das man nur einen Schritt zu machen brauchte, schon war man in einer anderen Welt.
    Nur der Rückweg war oft versperrt. Ich mußte an das Todeskarussell denken. Das Karussell war auch solch ein Dämonentor. Ein Polizeiinspektor, Fenton mit Namen, war darin verschwunden und nie wieder aufgetaucht.
    Aber ich kannte auch diese Spiegel. Sah sie nicht zum erstenmal. Niemand wußte eigentlich so recht, woher sie stammten und wie alt sie waren. Es gab sie – und damit fertig. Manche Spiegel waren schon Tausende von Jahren alt, und sie zeigten nicht die Spur von Verfall. Es gab Sagen und Legenden, die von uralten Sternenvölkern erzählten, die der Erde in grauer Vorzeit Besuche abgestattet hatten. Angeblich hatten sie Requisiten und Dinge zurückgelassen, die einen Beweis ihrer Existenz liefern sollten.
    Aber das waren alles noch Vermutungen. Genaues wußte keiner zu sagen.
    Das Muster des Spiegels berührte mich eigenartig. Normalerweise waren die Flächen immer glatt, aber hier war die gesamte Spiegelfläche in kleine Quadrate aufgeteilt.
    Augenblicklich kam mir das Schachbrett wieder in den Sinn. Auch dieses Spiel mußte ein Tor ins Dämonenreich sein.
    Ich hob meinen rechten Arm, streckte den Zeigefinger, aus und berührte die Spiegelfläche.
    Der Finger traf auf Widerstand, er stieß nicht durch, wie ich es bei anderen transzendentalen Toren erlebt hatte.
    Doch dieser Widerstand war nicht stark. Er gab nach. Die Fläche kam mir vor wie eine weiche gallertartige Masse.
    Als ich stärker zudrückte, wollte sich die Masse um meinen Finger schließen.
    Hastig zog ich ihn zurück.
    Mir kam eine andere Idee.
    Ich öffnete die Knöpfe meines Oberhemdes, zog die schmale Kette über den Kopf und hielt das Kreuz in der Hand.
    Es war kein normales Kreuz. Äußerlich ja, doch die Kräfte der Weißen Magie wohnten darin. Das Kreuz war geweiht worden. Ein Künstler, auf seinem Gebiet hatte in das Metall uralte Bannsprüche

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